Nur fünf Minuten sind es von hier aus bis zur "Churfürstlichen Waldschänke", einem Hotel, in dem sich Wanderer in den Wintermonaten mit Grog oder Glühwein aufwärmen können. Die Rast ist unbedingt zu empfehlen, denn erst nach dem Schlossbesuch haben wir Zeit für Kuchen und Kaffee. Wir wählen nach Moritzburg nicht die Fahrstraße, sondern den Weg entlang des schnurgerade angelegten Kanals. Noch können wir das Schloss nicht sehen, aber irgendwann taucht es hinter einem Hügel auf, und wir finden uns plötzlich inmitten einer gigantischen Sichtachse, die Schloss Moritzburg und das Fasanenschlösschen verbinden. Das ist die Stelle, von der aus sich Moritzburg so fotografieren lässt, wie es die Romantiker des 19. Jahrhunderts wohl gemalt hätten: umrahmt von hohen Bäumen, hinter einem See.
Wenn wir genügend Zeit haben, können wir einen Abstecher zum nahe gelegenen Wildgehege machen. Bereits 1580 wurde es als "Jagdgatter" errichtet, um den Kurfürsten stets frisches Wildbret auftischen zu können. Interessant ist die Anlage heute vor allem wegen ihres rund zwei Hektar großen Wolfsgeheges. Wir folgen der Sichtachse weiter zum Schlossteich, den wir – je nach Lust und Laune – ganz oder teilweise umrunden können. Von hier aus bietet sich sozusagen der Rundum-Blick auf das Schloss. Sinnvoll ist es, Richtung Nordeingang zu wandern. Dort können wir auch einen Blick auf die Reste des noch von August dem Starken geplanten, aber nie vollendeten Schlossparks werfen. Er soll nun schrittweise nach Plänen aus dem Jahr 1740 rekonstruiert werden.
Nun geht es endlich die breite Rampe hinauf zum Schloss und hinein in das fürstliche Jagdvergnügen. Die faszinierende Dauerausstellung zeigt die prachtvolle Kulisse königlicher Lustbarkeiten. Höhepunkt ist – neben dem historischen Stein- und Speisesaal – das Federzimmer mit seinen einzigartigen Wandverzierungen aus Federn. Liebhaber des "Aschenbrödel"-Kults müssen sich aber bis nächsten Winter gedulden. Die Sonderausstellung "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" geht morgen zu Ende. Ein bisschen Zeit einplanen sollten wir schon für das imposante Schloss – ehe es dann durch das Südportal zur Schlossallee geht. Hier finden sich eine Reihe kleiner Gaststätten und Cafés zum Einkehren. Neben sächsischer Eierschecke gibt es überall regionale Spezialitäten.
Trotz aller süßer Verführung: Eine halbe Stunde Zeit kostet der Weg bis zum Bahnhof Moritzburg. Wo der Dampfzug wartet, um uns durch die verschneite Winterlandschaft wieder hinab ins Elbtal zu bringen. Der Lößnitzgrund ist dabei wie eine Zeitschneise. Unten, wo die Fernzüge durchs Tal rauschen und das nahe Dresden pulsiert, erscheint uns unsere kleine Reise wie ein magischer Ausflug ins sächsische Barock.