Veranstaltungstipps Interview

Die Französin Mireille Mathieu ist mit Interpretationen weltbekannter Lieder wie "La Vie En Rose" oder "La Paloma Adé" seit inzwischen mehr als fünfzig Jahren berühmt. Sie hat rund 190 Millionen Tonträger verkauft. Foto: Andre Rau

Mireille Mathieu ist als "Spatz von Avignon" in den Sechzigern populär geworden. Sie spricht über ihr aktuelles Album "Made in France" sowie über ihre Tournee durch Europa.

 
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Madame Mathieu, wer wird denn Fußballweltmeister 2018?

Mireille Mathieu live

Die französische Sängerin macht auf ihrer Welttournee am 30. April um 20 Uhr im Deutschen Theater in München Station. Karten gibt es im Ticketshop unserer Zeitung.


Frankreich! (lacht) Zumindest hoffe ich das sehr. Wir haben ein außergewöhnlich gutes Team in diesem Jahr. Das sind echte Champions.

Sie interessieren sich also für Fußball?

Aber ja, sehr sogar. Ich singe jedes Mal vor dem Fernseher die Hymne mit und schaue mir so viele Spiele an wie möglich.

Ihr aktuelles Album heißt "Made in France". Was mögen Sie abgesehen von Les Bleus sonst noch besonders gern an Ihrem Heimatland?

Eigentlich alles. Die Mode, das hervorragende Essen, die Menschen. Frankreich ist ein schönes Land. Natürlich gibt es Sachen, die mich stören, zum Beispiel, dass manche Menschen so arm sind, dass sie nicht genug zu essen haben. Das ist nicht gerecht, doch Armut gibt es ja überall auf der Welt. Alles in allem bin ich stolz auf mein Land.

Sie sind selbst in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, wurden als ältestes von 14 Kindern in einer Hütte ohne Komfort groß. Ist Luxus heute für Sie normal?

Ich habe mich daran gewöhnt, es angenehm zu haben. Und wenn ich reise, bin ich oft in sehr guten Hotels. Trotzdem bin ich nicht abgestumpft oder gar gleichgültig. Ich weiß noch, wie ich vor vielen, vielen Jahren und noch zu Zeiten der DDR im Friedrichstadtpalast in Ost-Berlin zu Gast war. Vor meinem Konzert traf ich vor der Halle auf einen jungen, sehr kranken und armen Mann, der mich unbedingt singen sehen wollte. Mein Manager nahm ihn mit in die Halle, wir alle dachten, er würde bald sterben. Doch er ist nicht gestorben. Er lebt immer noch. Oder neulich erst, als ich mit meiner Schwester aus einer Bäckerei kam, saß dort ein junger Bettler. Wir gingen noch einmal zurück in die Bäckerei und kauften ihm ein Sandwich.

Der Papst, Wladimir Putin, Queen Elisabeth - die Liste der Staats- und Würdenträger, auf deren Einladung Sie gesungen haben, ist lang und schillernd. Sie selbst sind nicht minder berühmt. Fühlen Sie sich wohl in Ihrer Funktion als Ikone?

Ach, Ikone, ich weiß nicht. Der Papst wird gewählt, die Queen wird schon als Thronfolgerin geboren, aber bei mir ist es anders: Ich existiere nur durch und dank meines Publikums. Die Menschen bringen mir seit vielen Jahren so viel Freundlichkeit und Liebe entgegen. Ich habe Fans, die mir durch die ganze Welt nachreisen, wenn ich auf Tournee bin.

Machen die Fans Sie glücklich?

Oh ja, überglücklich. Einige sind längst zu guten Bekannten geworden. So wie die junge Frau Lucy, die sehr früh ein Kind bekommen hat. Ich habe ihr etwas was für das Baby geschenkt, sie kam jetzt mit ihrem Mann zur Show, man fragt dann natürlich, wie es geht und was die Familie macht. Was mich besonders berührt: Viele Fans verwöhnen mich richtig und bringen mir kleine Geschenke mit.

Im Zusammenhang mit Ihnen fällt stets das Wort "Disziplin". Zu Recht?

Ja. Vor allem auf Tournee bin ich sehr diszipliniert. Das muss auch so sein. Ich brauche meine neun bis zehn Stunden Schlaf, ich mache täglich Stimmübungen, vor einer Show gibt es den gleichen Ablauf. Ich gehe zur Maskenbildnerin, dann machen wir einen Soundcheck, ich halte mich streng an meinen Rhythmus, weil mir Regelmäßigkeit guttut.

Obwohl Sie seit ewigen Zeiten eine Berühmtheit sind, weiß man bemerkenswert wenig über Sie.

So mag ich es. Ich behalte meine kleinen und großen Geheimnisse gerne für mich.

Was ist das Wichtigste für Sie im Leben?

Meine Familie. Gerade jetzt, da meine Mutter nicht mehr lebt. Natürlich leben wir alle eigenständig, aber ich bin halt die Älteste und habe so ein bisschen Mamans Funktion übernommen. Ich habe mehr Verantwortung übernommen und kümmere mich. Einer meiner Brüder ist nach Mutters Tod krank geworden, bei ihm bin ich besonders engagiert.

Zu Ihren liebsten Liedern gehört auch "Non, je ne regrette rien". Bereuen auch Sie nichts?

Ja, dieses große Lied ist mein Credo. Ich würde alles noch einmal so machen, auch wenn es immer Höhen und Tiefen gibt im Leben und nicht alles gelingt. Aber das ist auch nicht realistisch.

Wie haben Sie sich verändert im Laufe der Jahrzehnte?

Gar nicht so sehr. Mein Manager und meine Gesangslehrerin haben mir anfangs sehr viel beigebracht und Selbstvertrauen gegeben. Heute bin ich reifer, doch je mehr ich mich entwickelte in meinem Beruf, desto mehr Lampenfieber habe ich auch.

Ihr Aussehen, Ihre schwarze Kleidung, die Frisur - das ist alles zeitlos und seit fünfzig Jahren praktisch unverändert. Kolleginnen wie Madonna oder Lady Gaga kommen hingegen alle ein, zwei Jahre mit neuem Aussehen und neuem Image. Wollten Sie nie eine solche Veränderung?

Nein, wozu denn? Jeder soll machen, was er will. Lady Gaga ist fantastisch, wir haben uns in Paris bei der Aufzeichnung zu einer TV-Show kennengelernt und mögen uns sehr. Aber ich mochte mein Image und meinen Look, ich habe das Äußere immer gerne beibehalten. Ich bin so, wie ich bin. Ich bin authentisch.

Werden Sie Ihr Leben lang weitersingen?

Ja. Ich singe so lange, wie der liebe Gott es will.

Das Gespräch führte Steffen Rüth

Das ganze Interview findet sich auf

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www.np-coburg.de

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