Doch eine passende und finanzierbare Wohnung war erst rund zwei Wochen nach dem Zeitungsartikel dabei. Zuerst dachte ich, dass es wieder ein Anruf sei, bei dem nicht viel herauskommt, erzählt Christine Scheler. Der Herr am Telefon fragte nur, ob wir noch eine Wohnung suchen und sagte, wir sollen am Nachmittag vorbeikommen.
Nach einer kurzen Besichtigung sei dann die Preisfrage aufgekommen. Der Vermieter habe völlig überraschend das fertige Mietangebot aus der Tasche geholt. Das Amt habe die Wohnung am nächsten Tag genehmigt, erinnert sich Christine Scheler. "Den Mietvertrag haben wir am 20. Juni unterschrieben", sagt sie und strahlt dabei.
Stolz und voller Begeisterung führt Sven Scheler durch die 2,5 Zimmer Wohnung mit 75 Quadratmetern. Hier habe der Vermieter noch ein neues Fenster einbauen lassen, dort Heizkörper und auf den ganzen Böden habe er Laminat verlegen lassen. "Eine brandneue Küche hat der Vermieter auch einbauen lassen", sagt der 24-Jährige. So etwas kenne er von anderen Vermietern bisher nicht. Für diesen ist so etwas eine Selbstverständlichkeit: Die Wohnungen sollen einfach einen gewissen Standard haben. "Die Leute müssen sich auch wohlfühlen", sagt der Wohnungsbesitzer.
Es gebe zwar noch viel zu tun, aber am Wochenende will die Familie das erste Mal in ihrem neuen Heim schlafen, sagt Sven Scheler. Zur Zeit leben sie noch bei seinem Schwiegervater.
Aus ihrer alten Wohnung ist der jungen Familie nicht viel geblieben. Ein Großteil des Hausrats ist dem Moder und Schimmel zum Opfer gefallen. "Wir haben schon ein Kinderzimmer gekauft. Das hat unser Kleiner am Samstag zu seinem achten Geburtstag bekommen", sagt die Mutter. Sie sei besonders froh, dass ihr Sohn weiter in der Stadt zur Schule gehen kann. Der alte Vermieter hat uns für den Umzug einen Transporter bereitgestellt. "Einige Spielzeuge, den Wohnzimmerschrank und ein paar andere Sachen konnten wir noch rausholen", ergänzt der Vater.
Vor dem Eingang des Hauses liegt ein kleiner Innenhof mit einigen Beeten. "Dort haben wir schon Paprika und anderes Gemüse angepflanzt, sagt Christine Scheler, schaut sich auf dem Hof um, hinauf zur Wohnung und fügt an: "Wir sind zufrieden mit allem."
Von der großen Hilfsbereitschaft waren wir völlig überrascht. Christine Scheler, Mutter
Wer hilft, wenn die Wohnung plötzlich weg ist
Verliert jemand sein Haus oder die Wohnung durch einen Brand oder andere Umstände, dann wird das Sozialamt über diese Notsituationen informiert. "Unser Aufgabe ist es akute Obdachlosigkeit zu vermeiden", sagt Peter Schubert, Leiter des Coburger Sozialamtes. Die Behörde greife jedoch nur ein, wenn sich Betroffene nicht selbst helfen können. Wer nicht bei Verwandten oder Freunden unterkomme, der werde vom Sozialamt vorübergehend in einem Hotel, einer Ferienwohnung oder der Obdachlosenherberge untergebracht. Spezielle Wohnungen für solche Fälle halte die Stadt nicht vor. Zudem berate das Amt, erklärt Schubert. Die Kosten für eine solche Unterbringung übernimmt je nach Fall die Hausrats- oder die Gebäudeversicherung der Betroffenen oder des Verursachers. Bei finanziell schwachen Familien helfe das Sozialamt mit Spendenmitteln, die von Sponsoren kommen, erläutert der Sozialamtsleiter und fügt an: "Es gibt zwar gewisse Routinen, aber es kommt immer auf den Einzelfall an. Wichtig ist, dass es schnell geht."