Coburg Schrubben und schrauben bis zuletzt

Von Norbert Klüglein

In zwei Tagen öffnet das Coburger Vogelschießen. Der Platzwart der Schützen arbeitet seit Monaten an der Planung. 70 Geschäfte müssen untergebracht werden.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Coburg - Die heiße Phase des Schützenfests beginnt für Stefan Schober und Roland Eibl dann, wenn in Coburg nichts los ist. Am Sonntag vor dem Sambafest stehen die beiden Männer um sechs Uhr morgens mit Maßband und Spraydose in der Hand auf dem Anger und malen Striche, Pfeile und Nummern auf den Asphalt. Wer nicht eingeweiht ist, dem mag das, was der Platzmeister der Schützengesellschaft Coburg und sein Stellvertreter da treiben, merkwürdig vorkommen. Der Wert der Markierungen zeigt sich erst drei Wochen später.

Auf dem Feld Nummer 34 entsteht gerade die Achterbahn. Zwei lange blaue Striche auf dem Teer des Festplatzes signalisieren dem Schausteller und seinem Team, dass sie mit den Gewirr aus Stangen, Schienen und Metallverkleidungen, aus denen der Rollercoaster langsam emporwächst, diese Grenze keinesfalls überschreiten dürfen. "Wenn jeder nur ein paar Zentimeter weiter rutscht, dann hat der Letzte, keinen Platz mehr" erklärt Stefan Schober.

Auf dem Anger geht es eng zu. 70 Karussells, Schaubuden, Imbisswagen und das Bierzelt wollen zwischen Sportanlage und alter Turnhalle untergebracht werden - vom Gurkenstand bis zum Riesenrad. Deshalb müssen Schober und Eibl ganz genau planen und die Fahrer der Tieflader, auf denen die Karussells in Coburg ankommen, gut zirkeln.

Während die einen Schausteller schon die Lichterketten und die Musikanlage ausprobieren, sind die anderen gerade erst angekommen. Das Riesenrad etwa, das traditionell in der Nähe der alten Turnhalle seinen Platz hat, liegt fein säuberlich verpackt am Dienstagmorgen noch auf drei Tiefladern. Kaum vorstellbar, dass Freitag damit schon die ersten Festplatzbesucher ihre Runden drehen können. "Das ist ein modernes Fahrgeschäft", erläutert Schober. "Wenn die Tieflader nebeneinander stehen, dann können die einzelnen Segmente des Karussells aus den Transportern herausgezogen werden." Das 45 Meter hohe Rad entfaltet sich dann binnen weniger Stunden zu seiner ganzen Größe. Früher waren zehn bis zwölf Mitarbeiter mehrere Tage lang mit dem Aufbau beschäftigt. "Auch in dieser Branche geht es um Lohnkosten", weiß der Platzmeister. "Deshalb sind die modernen Fahrgeschäfte so konstruiert, dass man nur mit dem Lastwagen vorfährt und die Aufbauten mittels Hydraulikanlage aufklappt." Das "Night Style", eine Art Schaukel, auf der die Fahrgäste wild herumgewirbelt werden - "Da ist es besser, man hat einen Flugschein", schmunzelt Schober - ist so ein Fahrgeschäft. Ganz konventionell geht es dagegen beim Autoscooter zu. Muskelkraft ist gefragt, um das Dach der Bude mit Hilfe von Seilzügen empor zu wuchten. "Ein traditionelles Unternehmen, aber top in Schuss", weiß der Platzwart.

Es kommt eben auf die Mischung an, damit das Vogelschießen-Flair entsteht, das die Gäste so schätzen. An diesem Mix arbeiten Stefan Schober und Roland Eibl Jahr für Jahr. Traditionelles gehört ebenso dazu, wie Modernes. Heuer gibt es beispielsweise einen Stand mit chinesischen Nudel-Spezialitäten und dafür nur eine Bratwurstbude; das nostalgische Kettenkarussell steht neben dem Free Fall Tower. "Die Festplatzbesucher wollen einerseits Abwechslung und schätzen andererseits Bewährtes", erklärt Stefan Schober.

Bis Ende Oktober muss er immer die Verträge fürs nächste Jahr mit den Schaustellern unter Dach und Fach haben. Ungefähr 300 Betriebe bewerben sich alljährlich darum, einen Platz auf dem Anger zu bekommen. Damit auch größere Geschäfte ins Coburger Land kommen, arbeitet die Schützengesellschaft Coburg mit den Kollegen in Lichtenfels und Kronach zusammen. "Hintereinander drei Plätze belegen zu können, ist schon ein Anreiz für die Schausteller", meint Schober.

Um dem Publikum immer etwas Neues bieten zu können, müsste da der Festplatz nicht größer sein? "Nein", sagt Stefan Schober. Die Größe des Platzes sollte zur Kaufkraft in der Region passen. In Coburg sei das Verhältnis ideal. Trotzdem: Einen Wunsch hat der Platzwart der Schützen. Einmal eine riesige Achterbahn mit Fünfachlooping, auf dem Vogelschießen haben - das wäre was. "Vielleicht klappt es ja, wenn die Dreifachturnhalle abgerissen wird", lacht Stefan Schober.

Die Festplatzbesucher wollen einerseits Abwechslung und schätzen andererseits Bewährtes.

Stefan Schober, Platzmeister

Die Highlights des Coburger Vogelschießens

Freitag, 31. Juli:

20 Uhr: Eröffnung des Vogelschießens mit Bieranstich im Festzelt

19 bis 24 Uhr: Musikalischer Auftakt mit den "Midnight Ladies" und Eröffnungsfeuerwerk.

Samstag, 1. August:

19 bis 24 Uhr: Es spielen die Stimmungsmacher "Mondstürmer".

Sonntag, 2. August:

10.45 Uhr: Festzug der Schützen durch die Alt-Stadt.

Montag, 3. August:

12 bis 17 Uhr: Nachmittag der Generationen mit "Die Schäfer und Geri der Klostertaler".

18 bis 23 Uhr: Abend der Coburger Vereine, Prominenten-Armbrustschießen, "Zefix" sorgen für Stimmung.

Dienstag, 4. August:

16 Uhr: Festplatzrundgang der Schützen.

18 bis 23 Uhr: Am Kleingärtnertag spielt "Members".

Mittwoch, 5. August:

14 bis 19 Uhr: Kinder- und Familientag im Festzelt.

Donnerstag, 6. August:

19 bis 24 Uhr: Für Topstimmung sorgen "Die Partyteufel".

22.30 Uhr: Brillant-Hoch-Feuerwerk.

Freitag, 7. August:

19 bis 24 Uhr: Es spielt "Surprise".

Samstag, 8. August:

19 bis 24 Uhr: Beste Stimmung mit "Geile Zeit".

Sonntag, 9. August:

18 Uhr: Proklamation des Schützen- und des Volkskönigs im Festzelt und Festzug durch die Alt-Stadt.

Bilder