Coburg 100 Kilometer für 50 Cent

Von Martin Fleischmann
 Quelle: Unbekannt

Seit einem Jahr testen die Stadtwerke Rödental zwei Elektro-Kleinkrafträder. Auch Kunden dürfen kostenlos durch die Gegend düsen. "Das ist die Zukunft", sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Eckardt.

 
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Rödental - Im Stand mit dem Gas spielen, das machen Mopedfahrer gerne. Beim "Elmoto" funktioniert das nicht, schon beim kleinsten Dreh am Gasgriff düst das Elektro-Bike los. Und von mopedtypischem "Wrumm-Wrumm"-Sound kann sowieso keine Rede, der Motor surrt so leise wie eine Nähmaschine.

"Zum ersten Mal gesehen habe ich ein Elmoto im Internet", sagt Michael Eckardt, Geschäftsführer der Stadtwerke Rödental und ergänzt: "Neben den technischen Daten hat mich auch das Design des Stuttgarter Herstellers fasziniert." Man habe auf den ersten Blick gesehen: Dieses Fahrzeug hat keinen Spielzeug-Charakter mehr. Und ernst ist es dem Stadtwerke-Chef mit der Mobilität aus der Steckdose, darin sieht er die Zukunft. Kein Lärm, keine Abgase, das sei wegweisend. Sobald es ein serienmäßiges Elektrofahrzeug aus deutscher Produktion gibt, will Eckardt aufrüsten.

Vor einem Jahr kauften die Stadtwerke Rödental aber erst einmal zwei dieser racinggrünen Kleinkrafträder. Seitdem sind sie im Test. Beschäftigte der Stadtwerke nutzen sie für Kurzstrecken, etwa wenn sie bei Kunden einen Gebührenzähler ablesen. Aber auch Rödentaler können die "Elmotos" kostenlos ausleihen, um sich von den Vorzügen eines E-Bikes zu überzeugen. Fazit bis jetzt: Stehengeblieben ist noch keines.

Auf geht`s zur Testfahrt: Kleiner Dreh am Zündschlüssel, und das digitale Display leuchtet auf. An der linken Seite strahlen neu Lämpchen in Grün, Gelb und Rot. Alle Lämpchen an, bedeutet: Akku voll. Erlischt Grün, sollte man langsam nach einer Steckdose Ausschau halten. Mit einem leichten Dreh am Gasgriff nimmt der getriebelose Nabenmotor erstaunlich schnell Fahrt auf. Im Nu leuchtet die 40 auf dem Digital-Tacho. Aber die beiden Magura-Scheibenbremsen müssen die Fahrt drosseln, denn mehr als Tempo 30 erlaubt die Gnaileser Straße in diesem Bereich von Rödental nicht. Die verkehrsberuhigte Zone endet, das "Elmoto" beschleunigt ordentlich, schafft ruckzuck Tempo 50 laut Tacho, auch, weil es bergab geht. So saust das E-Bike dem Unterwohlsbacher Kreisel entgegen. Ein Griff in die Bremsen und die Marzocchi-Federgabel taucht geschmeidig in die Rohre, um genauso komfortabel wieder herauszufedern. Rein in den Kreisel, der Arm ersetzt die fehlenden Blinker, und ab geht die Fahrt Richtung Weißenbrunn. Bei Vollgas pendelt der Tacho auf der Geraden nun zwischen 48 und 49 Sachen. Das macht Spaß. Bei der Rückfahrt beweist das E-Bike auch vom Kreisel berghoch nach Rödental Power, oben, kurz vor dem Ortsschild, düst es noch mit 32 Sachen dahin.

"Da ist richtig Kraft dahinter", freut sich Michael Eckardt, der mit dem E-Bike mühelos Mahn- und Weinberg in Rödental bezwungen hat und es an einem Abend nicht schaffte, den Akku leerzuzuzeln, wie er sagt. Noch mehr ins Schwärmen gerät Eckardt beim Thema Verbrauch. Eine komplette Ladung des Lithium-Ionen-Akkus kostet 30 Cent, sie reicht für gut 60 Kilometer. Das "Elmoto" kommt also mit rund 50 Cent Strom 100 Kilometer weit. Die günstigen Fahrkosten müssen freilich in Relation zum mit 4500 Euro relativ teuren Anschaffungspreis gesehen werden. "Aber der amortisiert sich", weiß Eckardt.

Für Rödental haben sich die beiden "Elmotos" noch nicht gerechnet. Dafür ist die Auslastung noch zu gering. Zwar nutzen die Stadtwerke-Mitarbeiter die E-Bikes rege, aber das Interesse aus der Bevölkerung könnte größer sein, wie Eckardt nach gut einem Jahr bilanziert. Dennoch: "Die Leute, die auf einem E-Bike unterwegs waren, sind nach der Rückkehr begeistert." Das seien alles Multiplikatoren. Und dann machen die Stadtwerke mit den "Elmotos" ja noch jede Menge Werbung in eigener Sache: für ihren Strom.

Rund vier Stunden braucht der entleerte Akku, um wieder 80 Prozent seiner Kapazität zu erreichen. Wer volltanken möchte, muss das Ladegerät weitere vier Stunden angestöpselt lassen. Das reicht dann aber für gute 60 Kilometer. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, packt auf längeren Fahrten das handliche Ladegerät einfach mit ein. Eine Steckdose findet sich überall.

Kostenlose Testfahrten mit dem strombetriebenen "Elmoto" sind täglich während der Geschäftszeiten der Stadtwerke Rödental möglich. Ein Helm wird gestellt.

"Das Elmoto macht richtig Spaß": Erton Sener, Kundenberater der Stadtwerke Rödental,. Ein Helm während der Fahrt ist Pflicht. Fotos: M. Fleischmann


Technische Daten

Höchstgeschwindigkeit: 45 km/h

Reichweite: ca. 65 Kilometer

Akku: Lithium-Ionen

Motorleistung: 1,7 KW

Gewicht: 45 Kilo

Max. Gesamtgewicht: 195 Kilo

Ladezeit: 4 Std (80 Prozent der Kapazität)

Motor: Nabenmotor, getriebelos.

Führerschein: Auto- oder Rollerführerschein.


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