Coburg 50 Unternehmen umwerben Azubis

Von Christoph Scheppe

Die 10. Ausbildungsmesse bietet Jugendlichen Informationen und Orientierung bei der Berufswahl. Weil es künftig mehr Lehrstellen als Bewerber gibt, forcieren auch heimische Firmen ihr Ausbildungsmarketing.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Coburg - Rekordbeteiligung zum Jubiläum: Die 10. Ausbildungsmesse der IHK zu Coburg erlebt einen bisher noch nicht dagewesenen Ansturm. Mehr als 50 regionale Unternehmen stellen sich seit Freitag im Kongresshaus Coburg potenziellen Auszubildenden vor.

Das, so IHK-Präsident Friedrich Herdan, sei mit Blick auf den demografischen Wandel auch geboten, denn "Fach- und Spitzenkräfte fallen nicht vom Himmel". Während sich vor wenigen Jahren die Ausbildungsbetriebe unter der Fülle an Bewerbern die Besten hätten auswählen können, habe sich inzwischen das Blatt gewendet.

200 Lehrberufe

Die IHK-Ausbildungsmesse bezeichnete Herdan nicht nur als "Erfolgsgeschichte", sondern als "hervorragende Plattform der Information und der Orientierung. Bei mehr als 200 Ausbildungsberufen in Stadt und Landkreis Coburg sei es nicht einfach, den Überblick zu bewahren. In 20 Prozent der Fälle führe das zu einem Ausbildungsabbruch. "Das müsste nicht sein, wenn sich junge Menschen frühzeitig mit ihrer beruflichen Orientierung auseinander setzen", meinte der IHK-Präsident.

Wie sich die aktuelle Situation vor Ort darstellt, belegte Herdan mit Zahlen. Demach sank die Zahl der Lehrstellen-Bewerber von September 2005 bis September vergangenen Jahres von 3366 auf 2167, während im gleichen Zeitraum die Zahl der Ausbildungsplätze von 1732 auf 2134 anstieg. Prognosen zufolge werden bis Ende des Jahres 2020 im Zuständigkeitsbereich der IHK zu Coburg 6000 beruflich qualifizierte Fachkräfte fehlen. Ein Trend, den die Kammer laut Herdan nicht untätig hinnehmen, sondern entgegenwirken werde. Als Beispiel nannte er die duale Berufsausbildung oder duale Studienangebote als probate Mittel, die es "mit Nachdruck zu fördern gilt".

Friedrich Herdan appellierte an die Eltern, nicht ausschließlich ihren Kindern die Berufswahl zu überlassen. Zugleich dankte er den Betrieben, die Azubis mit Defiziten in der Ausbildungsreife auf eigene Kosten nachqualifizieren.

Schere öffnet sich

Fachkräftesicherung sei "ureigenstes Überlebensinteresse der Betriebe", stellte Brigitte Glos fest. Für die neue Leiterin der Agentur für Arbeit sind die Auswirkungen der Demografie eine Frage des Wettbewerbs der Generationen, bei dem die Ausbildung junger Menschen eine tragende Rolle spiele. Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage öffne sich. "Aktuell sind für 1788 Bewerber 1886 Stellen im Angebot", sagte Glos und hob den Wert der Ausbildungsmesse sowohl für Betriebe als auch Jugendliche und deren Eltern hervor.

Von einem verschärften Wettbewerb um Lehrlinge konstatierte HUK-Ausbildungsleiter Michael Krauß. Für viele Personalabteilungen sei Ausbildungsmarketing inzwischen zu einer Hauptaufgabe geworden. Allerdings müssten Unternehmen ihre Vorstellungen von Ausbildungsreife neu definieren: "Eignung kann man nicht mehr pauschal von einem Schulabschluss abhängig machen." Das bedeute aber nicht, dass "alles rekrutiert wird".

Bereits am Freitagvormittag erlebten die mehr als 50 Betriebe einen Ansturm auf ihre Informations- und Ausstellungsstände. Löten, bohren, schrauben, feilen war ebenso angesagt wie das Sammeln von Firmenbroschüren oder erste Kontaktanbahnungen. Während sich im Kongresshaus die Firmen auf allen drei Stockwerken präsentierten, hatten die Wehrdienstberater der Bundeswehr vor dem Eingang im Freien Stellung bezogen. "Strategisch günstig, denn hier müssen alle vorbei", schmunzelte der Oberleutnant.

Demografie ist nicht unumkehrbar, aber eine Frage des Wettbewerb der Regionen.

Brigitte Glos, Agentur für Arbeit Coburg


Das Bildungsniveau und die Bildungsangebote sind ganz wesentliche Standortfaktoren.

Friedrich Herdan, Präsident der IHK Coburg


Herdan fordert Kongresszentrum

"Die Kapazitätsgrenzen unseres Kongresshauses sind lange erreicht." IHK-Präsident Friedrich Herdan nutzte am Freitag bei der Eröffnungsveranstaltung zur 10. Ausbildungsmesse die Gelegenheit, wiederholt auf das von der Wirtschaft geforderte Kongresszentrum hinzuweisen.

Laut Herdan sei es "eindeutig, dass die Wirtschaft wächst und wir als starke Wirtschaftsregion mehr Kapazitäten mit adäquaten Ausstellungsflächen brauchen". Vor diesem Hintergrund wäre ein Kongresszentrum bitter nötig.

Er hoffe auf "Einsicht, dass sich im Coburger Süden auch was tut", sagte der IHK-Präsident an die Adresse der anwesenden Bürgermeister Norbert Tessmer und Hans-Heinrich Ulmann gerichtet.


Am Samstag von 9 bis 14 Uhr geöffnet

Die 10. Ausbildungsmesse "Fit für den Beruf" im Coburger Kongresshaus ist am Samstag von 9 bis 14 Uhr geöffnet.

Zahlreiche Unternehmen bieten Workshops an. So stellt beispielsweise der Coburger Kunststoffspezialist Ros um 10 Uhr Berufe der Kunststoffbranche vor. Der Automobilzulieferer Brose informiert über ein Duales Studium (11 Uhr). Zur gleichen Zeit stellt sich die ASCO Sprachenschule Coburg unter dem Motto "Fremdsprachenberufe - Einsatz in allen Branchen" vor. Welche Perspektiven die Bundeswehr nach dem Wegfall der Wehrpflicht bietet, zeigen die Wehrdienstberater um 12 Uhr auf.

Weitere Informationen zu Programm und Firmen gibt es unter www.ihk-coburg.de im Internet.


Bilder