Wir praktizierenden Ärzte hoffen alle, zu gegebener Zeit unserer Praxen auch Nachfolgern übergeben zu können. Diese Absicht hängt natürlich auch von den Umständen vor Ort ab, damit die Praxisbedingungen für die nachkommende Ärzteschaft und ihren Vorstellungen attraktiv bleiben.
Finanzielle Förderungen, gleich welcher Art, sind sicherlich ein Faktor zur Niederlassung, aber in der Regel nicht der Entscheidende. Familie und Lebensbedingungen sind mindestens gleichwertig. Die Region als attraktiver Lebensmittelpunkt ist da in der Imagekampagne der Gesundheitsregion sehr gut beschrieben. Es müssen zudem von kommunaler Seite in Abstimmung mit der Ärzteschaft Angebote gemacht werden, um den verschiedenen Vorstellungen der Berufsausübung der nachwachsenden Ärzteschaft gerecht zu werden. Diese kann in Gemeinschaftspraxen oder größeren Organisationseinheiten (MVZ, Ärztehaus) oder auch in einer Einzelpraxis ausgeübt werden. Ausreichend Ärzte vor Ort zu haben ist immer noch ein wesentlicher Infrastrukturfaktor einer Kommune und muss auf der Prioritätenliste oben stehen.
Im Weiterbildungsverbund Allgemeinmedizin versuchen wir dem Nachwuchs unseren schönen Beruf und die vielfältige Tätigkeit in einer Hausarztpraxis zu vermitteln. Allerdings müssen wir aber aufpassen, dass Arztpraxen aufgrund der digitalen Vorgaben, der Gesetzesflut und den vielen Vorschriften noch führbar bleiben. Es sollte auch ein zeitlicher Rahmen gestaltbar sein, der eine Zuwendung zum Patienten erlaubt. Ein neu niedergelassener Arzt würde eher abgeschreckt werden, wenn er reine akkordartig verdichtete Arbeitsbedingungen vorfindet. Zudem ist auch derzeit unter Pandemiebedingungen ein erhebliches Spannungsverhältnis in den Arztpraxen vorzufinden, welches auch der Ungeduld und dem Unverständnis mancher Patienten zuzuschreiben ist.
Organisation und Abläufe in den Praxen sind nun mal zum Schutz der Patienten neu gestaltet und dauern oft länger. Hier müssen wir als Praxisinhaber Respekt und Verständnis unseren tüchtigen Mitarbeiter gegenüber als unbedingte Vorgabe eines Arzt- Patienten Verhältnisses einfordern.
Unter diesen Bedingungen ist es für uns nicht leichter geworden, ärztlichen Nachwuchs zu begeistern, hängt allerdings auch von der Zahl der momentan praktizierenden Ärzte ab. Hier sei den Kollegen und Kolleginnen gedankt, welche auch im höheren Alter noch ihren Dienst in der Praxis unter den heutigen Bedingungen ausüben. Jedoch ist kein Arzt verpflichtet, bis zur körperlichen Selbstaufgabe tätig zu sein.
Alle Beteiligten haben es alle selber in der Hand ihren Teil dazu beizutragen, die ärztliche Versorgung vor Ort weiter zu erhalten. Nicht nur Problembewusstsein, sondern auch gegenseitiges Verständnis und Reduktion mancher Ansprüche sind dafür notwendig. Die bereits eingeleiteten Maßnahmen werden in einigen Jahren Früchte tragen. In der Zwischenzeit sollte die Erwartungshaltung aller den Bedingungen des vorliegenden regionalen Hausarztmangels Rechnung tragen.
Wir werden unseren Beitrag dazu leisten die Patientenversorgung zu gestalten und Nachwuchs zu generieren, brauchen aber hierbei die Unterstützung vieler Partner. Kommunikation untereinander und nachhaltige Abstimmung sind wesentlich und müssen intensiv und vorausschauend geführt werden."