Coburg Abschied von einem Visionär

Von Christoph Scheppe

Bewegende Trauerfeier für Michael Pötzl. Der Hochschulpräsident war vergangene Woche während einer Dienstreise überraschend verstorben.

 
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Coburg - Familie, Freunde, Kollegen, Kommunalpolitiker und Vertreter von Institutionen haben am Freitag Abschied genommen von Professor Dr. Michael Pötzl. Der 57-Jährige, seit 2009 Präsident der Hochschule Coburg, war am Freitag voriger Woche beim Joggen in Potsdam überraschend verstorben. Dort nahm er an einer Tagung der Hochschulrektorenkonferenz teil.

Liebe, Leidenschaft, Verantwortung, Demut: "Wir verlieren einen großen Denker, Planer, Macher und großartigen Menschen", sagte Dekan Roland Huth, der den Trauergottesdienst in der Pfarrkirche Sankt Augustin zelebrierte. Familie, Hochschule, Stadt und die Region seien Michael Pötzl immer wichtig gewesen. Obwohl beruflich stark eingespannt, habe er auch die Zeit gefunden, als Mitglied der Kirchenverwaltung in Sankt August zu wirken.

Jannik Pötzl, mit 24 Jahren jüngster Sohn des Verstorbenen, dankte seinem Vater für die Fürsorge, die selbst nach einem 20-Stunden-Tag nie zu kurz gekommen sei. Der frühe Verlust der Eltern habe seinen Vater geprägt. Er sei "mit ganzer Kraft für die Familie dagewesen" und habe ihr viel gegeben, sagte Jannik Pötzl in seiner emotionalen Abschiedsrede.

"In Dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst." Dieses Zitat von Augustinus Aurelius, einer der vier lateinischen Kirchenlehrer der Spätantike und wichtiger Philosoph an der Epochenschwelle zwischen Antike und Mittelalter, könnte auch von Michael Pötzl stammen, meinte Hochschulkanzlerin Maria Knott-Lutze. Der Verstorbene sei ein "Visionär mit Bauchgefühl" gewesen, der es verstanden habe, "mit seiner unerschöpflichen Energie Menschen zu begeistern und stets zu hohen Zielen zu ermuntern".

Der überraschende Tod des Präsidenten sei ein herber Verlust für die Hochschule. Mit Temperament, Elan, Entschlossenheit, Ausdauer und Überzeugungskraft habe Pötzl Akzente gesetzt, sagte Knott-Lutze. Seit Tagen beschäftige die Hochschulleitung die Frage, was "er jetzt da oben macht", sagte die Kanzlerin. Anhand einer Fantasiereise schilderte sie, wie Michael Pötzl wohl mit den Gegebenheiten im Himmel umgehen werde.

Um es kurz zu machen: Als ihm Erzengel Michael die Pforte öffnet, ist es mit der himmlischen Ruhe schnell vorbei. Dem gelernten Bauingenieur fallen sofort einige bauliche und statische Mängel ins Auge, auf deren Beseitigung er beharrlich drängt. Dazu bietet er nicht nur fachliche Unterstützung an, sondern spannt gleich alle Engel mit ein. Die Unruhe ruft auch Petrus auf den Plan, der sich bei Erzengel Michael über die Ursache erkundigt. "Der Neue baut hier alles um", lautet die lapidare Antwort.

Der Trauergottesdienst in der voll besetzten Pfarrkirche wurde vom Hochschulchor "Klangfänger" musikalisch umrahmt. Die Beisetzung fand auf dem städtischen Friedhof im Familien- und Freundeskreis statt.

Gedenkfeier

Für ihren verstorbenen Präsidenten Prof. Dr. Michael Pötzl richtet die Hochschule Coburg eine Gedenkfeier aus. Diese findet am Dienstag, 28. Juni, um 11 Uhr am Campus Friedrich Streib statt.

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