Neustadt Adieu Eckstein

Peter tischer

Die Traditionsgasthaus am Marktplatz schließt am 5. Juli. Durch Marktplatzumbau und die Corona-Krise sind die Gäste ausgeblieben.

 
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Neustadt - Viele Gastwirtschaften im traditionellen Sinn gibt es nicht mehr in Neustadt. Nun verliert die Große Kreisstadt ein weiteres kulinarisches Aushängeschild: die Gastwirtschaft "Der Eckstein" schließt am 5. Juli für immer ihre Pforten.

"Es ist uns schwergefallen, diesen Schritt zu gehen", schreibt Wirtin Petra Stingl, das an der Wirtshaustür befestiget ist. "Ganz leise sagt ‚Der Eckstein‘ lebwohl", heißt es weiter in einem Schreiben, das auch wenigen Stammgästen zuging.

"Es war eine Entscheidung der ganzen Familie", erzählt Inhaberin Petra Stingl und sie gibt zu, dass "ganz viele Tränen geflossen sind." Letztlich aber fiel die Entscheidung wohlüberlegt aus, so die Inhaberin, die selbst fast 50 Jahre im "Eckstein" gearbeitet hat: "Mit 14 Jahren habe ich dort begonnen und das immer - zuletzt als Chefin - mit Leib und Seele getan."

Die Gründe für das Aus sind vielfältig: "Zum einen hat uns natürlich auch die Corona-Krise mitgenommen", erläutert Petra Stingl. "Aber entscheidend waren die zusätzlichen Faktoren wie der Marktplatzumbau und davor die Rathaussanierung." Aufgrund der Baustellen kamen weniger Leute. Durch die Lockdown brachen wichtige Einnahmen weg, die normalerweise durch Ritteressen, Familienfeiern und Schlachtschüssel-Essen generiert werden konnten. Veranstaltungsabsagen - bis in den Dezember hinein - hätten auch keine positive Entwicklung erwarten lassen. Auch der Partyservice sei zum Erliegen gekommen. Barwagen, Fischräucherei, Bierwagen, die früher auf vielen Festen zu sehen waren, standen zuletzt nur noch ungenutzt herum.

Auch die Außer-Haus-Lieferungen, die während des strengen Lockdown angelaufen waren, hätten sich doch nur als Tropfen auf dem heißen Stein erwiesen. "Ein Geschäft, das man nicht rentabel führen kann", sagt Stingl. All dies und das Alter der Wirtin, die 63 wird, trugen zu dem Entschluss bei, das Gasthaus zu schlließen.

"Natürlich haben wir uns überlegt, ob wir nicht in ein paar Jahren aufhören sollen. Zum jetzigen Zeitpunkt kommt der Entschluss aber abrupt", erzählt die Wirtin. "Den Ruhestand habe ich mir mit meinem Mann anders vorgestellt." Obwohl sie zu Anfang der Corona-Krise noch sehr zuversichtlich gewesen sei, ist ihr jetzt klar, "dass die Zeit gekommen ist, Lebewohl zu sagen."

Warum sie jetzt so schnell schließt? "Alle unsere festangestellten Mitarbeiter haben einen neuen Job und mussten den schnell antreten", erklärt Petra Stingl. Für ihre Angestellten, immerhin fast 20 an der Zahl, freut sich die Wirtin. An ein Verpachten des Gasthauses sei genauso wenig zu denken, wie an eine eigene Wiedereröffnung. "Wenn, dann wollen wir die Immobilie verkaufen", blickt Stingl nach vorne. "Vielleicht kann jemand das Gasthaus in unserem Sinne weiterführen."

Somit ist klar, dass die "Hundstage", die "Weihnacht wie sie früher war" und manch anderes Kultevent erst einmal vorbei sind. Ob der Arbeitskreis Mundart die beiden erstgenannten Veranstaltungen an anderer Stelle wieder aufleben lässt, bleibt abzuwarten. Die Schließung des Traditionswirtshauses, das Petra Stingls Mutter vom damaligen Wirt Eckstein übernommen hatte, könnte sogar nur ein erster Schritt sein, dem weitere Schließungen in der Gastronomieszene folgen.Hinter vorgehaltener Hand erzählen einige Neustadter, dass weitere Gastronomen ihren Betrieb verkaufen oder stilllegen wollen.

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