Coburg Anderer Zugang zu Bildung

Yannick Seiler
Matthias Hanstein, bauleitender Architekt, steht im neuen Eingang zur Grundschule Einberg in Rödental. Sie wird gerade umgebaut. Foto: Yannick Seiler

Mitglieder von Rödentals Bausenat besuchen die Baustelle der Grundschule Einberg. Sie wird erneuert und nun wohl teurer.

 
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Rödental - Die Weltkarte soll bleiben. Maler haben sie Mitte des vergangenen Jahrhunderts in das Treppenhaus der Einberger Grundschule gemalt. Fast 400 Schüler sind damals von Montag bis Freitag an ihr vorbeigegangen. Die Kontinente liegen heute noch so beieinander wie auf dem Wandbild, die Schwerpunkte, wie Kinder unterrichtet werden, aber nicht mehr dort, wo sie lagen, als die Maler die Wand mit Meeren und Kontinenten anmalten. Deshalb wird die Schule nun umgebaut. Die Mitglieder von Rödentals Bausenat haben sich während ihrer Sitzung am Dienstag auf der Baustelle umgeschaut. Anschließend haben sie eine Empfehlung ausgesprochen, wie es mit der Erneuerung weitergehen soll.

Das Vordach zum Pausenhof haben die Bauarbeiter abgerissen. Nun soll das Gebäude einen neuen Eingang mit einer Treppe zum Hof erhalten. Auf den Stufen zwischen den noch unverputzten Stein- und Betonwänden steht Matthias Hanstein, bauleitender Architekt. Der Fahrstuhlschacht sei bereits fertig. Durch den Fahrstuhl können auch Kinder und Lehrer mit einer Einschränkung im Gehen die oberen Räume erreichen. Auch dadurch soll die sogenannte Barrierefreiheit der Schule erhöht werden. In der künftigen Aula im Erdgeschoss ein paar Meter weiter steht ein Bauarbeiter auf einem Gerüst und verstreicht mit seiner Kelle Putz auf der Wand. "Die Aula war die größte Herausforderung", sagte Hanstein. Um Platz für Zuschauer bei Veranstaltungen zu schaffen, habe er alle Wände, die den Raum bisher gestützt haben, einreißen lassen müssen. Nun soll die Decke der Aula unter anderem von Säulen getragen werden. Als nächstes werde dort eine Bühne gebaut.

Ein Stockwerk darüber hängt in einem der weiß gestrichenen, rund 70 Quadratmeter großen Klassenzimmer bereits die Halterung für einen Beamer. Die Arbeiter haben Löcher in die Wand für Stromleitungen gebohrt, um Bildschirme aufzuhängen und sie dadurch anzuschließen. Digitaler soll der Unterricht künftig werden: Videos, Spiele, ein Quiz oder Lernprogramme zum Mitmachen auf den Bildschirmen sind dann möglich. Noch etwas ist nach dem Umbau neu: Dadurch dass die Klassenzimmer so groß sind, könnten Schüler künftig in Stuhlkreisen oder auch im Sitzen auf dem Boden lernen, sagt Hanstein. Die Art des Unterrichts wechsle sich ab. Die Zeit der immer gleichen Schulstunden vor der Tafel ist offenbar vorbei. Zudem sollen Erst- und Zweitklässler zusammen unterrichtet werden. Um dennoch Lerngruppen zu bilden und die Klassen, wenn nötig, zu trennen hat Hanstein einen kleineren Raum dafür im hinteren Teil einiger Klassenzimmer geplant. Neu ist auch ein sogenannter Serverraum, in dem die elektronischen Anlagen im Haus gesteuert werden. Die Leitungen dafür haben die Arbeiter laut Hanstein schon verlegt. Im zweiten Stockwerk haben Lehrer in einem sogenannten Silencium-Raum bald die Möglichkeit, in der Schule an einem eigenen Arbeitsplatz zu arbeiten.

Während die Heizungen im Speiseraum, in der Küche und dem Raum für die Nachmittagsbetreuung noch verpackt sind, ist der neue blaue Boden der Turnhalle teilweise schon sichtbar. Künftig werden die Schüler der sieben Klassen durch einen verglasten Gang vom Schulgebäude zum Sportunterricht laufen.

Demnächst beginnen laut Hanstein die Arbeiten an den Außenanlagen, am Kanal und an den Stromleitungen. Bis Ende des Jahres wolle er "sehr weit" mit den Bauarbeiten sein. Bürgermeister Marco Steiner (FW) sagte, dass ab dem kommenden Frühjahr wieder Schüler in Einberg unterrichtet werden sollen. Derzeit gehen sie im umgebauten Firmengebäude eines ehemaligen Rödentaler Herstellers von Weihnachtsschmuck im Stadtteil Oeslau zur Schule.

Für den Umbau der Einberger Schule liegt man laut Hanstein im Zeit- und Kostenplan. Die Ausstattung kann aber teurer werden als angenommen. Denn die Mitglieder des Bausenats haben der Stadtverwaltung empfohlen zu prüfen, ob neue Möbel wie Stühle, Tische und Tafeln gekauft werden sollen. Zwar könnte man die alte Ausstattung der Schule wieder verwenden, doch mache es Sinn, dass Schüler und Lehrer moderne Möbel nutzen. Möbel, unter anderem für den Informatikraum, könnten dann 10 000 Euro, für die Aula 14 000 Euro, für die Mittagsbetreuung 10 000 Euro und Tafeln 20 000 Euro mehr als bisher kosten. Geld vom Bund oder vom Freistaat erhalte die Stadt dafür im Gegensatz zu den Bauarbeiten nicht, müsste es also vom Ersparten bezahlen. Die Kosten würden sich erst bei der Vergabe der Aufträge zeigen. Stünden die Kosten fest, kann man auf einen Teil der neuen Ausstattung verzichten, sagt Steiner.

Bei einem ist sich der Bürgermeister aber sicher. "Wir wollen das Erscheinungsbild der Schule erhalten", sagt er. An den orange-braunen Klinkersteinen im Schulgebäude, an den blauen Klinkersteinen an der Fassade der Turnhalle und an der Weltkarte im Treppenhaus sollen auch in den kommenden Jahrzehnten Schülerinnen und Schüler vorbei zu ihrem Unterricht gehen.

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