Coburg Arrivederci Roberto !

Von Christian Pack
Letzte Handgriffe: Robert Milano entfernt das Eingangs-Schild in der Pizzeria in der Metzgergasse. Foto: Chris Winter

Über 20 Jahre serviert Robert Milano in der Metzgergasse Pizza und Pasta. Jetzt muss er sein Restaurant schließen. In Neuses wagt der 44-Jährige einen Neuanfang.

 
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Coburg - Trotz bester Faschings-Stimmung hat Robert Milano am Sonntag einige Tränen verdrückt: Wie die Jahre zuvor schunkeln die Narren ausgelassen durch seine Pizzeria in der Metzgergasse, als plötzlich die Musik abgedreht wird. Ein Stammkunde greift zum Mikrofon und dankt "dem Roberto" spontan für die letzten Jahre. "Das war ein emotionaler Moment, da musste ich einfach weinen", erinnert sich der 44-Jährige, der am Faschings-Sonntag gezwungenermaßen das Ende der "Pizzeria Milano" feiern musste.

Seit dieser Woche stehen die Gäste hier vor verschlossenen Türen. Fast 30 Jahre wurden in der Metzgergasse Pizza und Pasta zubereitet. Am 1. April 1984 hatten Milanos Eltern das Restaurant eröffnet, im September 1992 übernahm der Sohn als damals 23-Jähriger den Betrieb. Die Schließung sei ein "trauriger Schritt", der ihm nach all den Jahren sehr schwer gefallen ist, sagt Milano. Umbaumaßnahmen des Hauseigentümers zwingen ihn dazu. "Ich wäre gerne drin geblieben. Jetzt heißt es leider: Arrivederci Roberto!"

Mit dem Ende kommen die vielen Erinnerungen der letzten Jahrzehnte hoch. Erinnerungen an schöne, witzige und skurrile Momente mit seinen Gästen. Im "Milano" wurden Hochzeiten gefeiert und Ehekrisen ausgefochten. Es wurde gelacht, geweint, geschlemmt, gefeiert. "Eine schöne Zeit, es ist so viel passiert. Ich möchte keine Sekunde missen", sagt der Coburger, dem spontan ein Erlebnis einfällt, das ihn zum Lachen bringt. "Kürzlich hat meine Freundin jemanden in der Toilette eingesperrt. Sie dachte, alle Gäste seien schon fort. Der Mann musste per Handy in einer anderen Kneipe anrufen, um sich retten zu lassen."

Dass ihm der Gast die kurzzeitige "Inhaftierung" nicht krumm nimmt, überrascht wenig. "Roberto" ist beliebt in Coburg, viele enge Freundschaften - zu Vereinen, Fanclubs oder Familien - sind in den letzten Jahrzehnten entstanden. Wohl auch, weil er all seine Gästen immer gleich behandelt hat. "Vom Penner bis zum Millionär: Bei mir waren die Türen für alle offen!"

Das soll sich in Zukunft auch nicht ändern: Robert Milano hört nicht auf, vielmehr zieht er mit der Pizzeria weiter. Die Außenfront des ehemaligen "Falkeneggs" in Neuses, das seit knapp eineinhalb Jahren leer steht, ziert seit einigen Tagen eine neue Werbetafel mit der Aufschrift: "Pizzeria Milano". Mitte März soll eröffnet werden. "Ich freue mich schon", sagt Milano. Viele Neuseser hätten ihn bereits gefragt, wann er aufmacht. Und auch die Stammkunden wollen ihm die Treue halten. "Sie haben zu mir gesagt: Egal wo du hingehst, wir gehen mit."

Derzeit stehen die letzten Renovierungsarbeiten an. Kisten und Flaschen werden nach Neuses transportiert, Anschlüsse müssen verlegt werden. 50 Gäste können in der neuen Pizzeria speisen, im Sommer bietet ein Biergarten Platz für knapp 25 Personen. Auch ein Saal für Feierlichkeiten wird hergerichtet. Die Speisekarte will der Chef nicht verändern ("Ich weiß ja, was meine Kunden gerne essen"), eventuell kommt eine Biergarten-Karte hinzu.

Was die Zukunft außerhalb der Coburger Innenstadt bringt, da lässt sich Robert Milano überraschen. Er freut sich aber auf viele neue Erlebnisse mit all seinen Gästen. "Als Restaurantbesitzer bist du Seelsorger, Pfarrer und Vermittler in einer Person. Das ist schlimmer als beim Friseur. Aber es macht mir einfach unglaublich viel Spaß, immer wieder mit allen zu plaudern."

Vom Penner bis zum Millionär: Bei mir waren die Türen für alle offen!

Robert Milano

Lange Tradition

Das Haus Metzgergasse 9 blickt auf eine lange Gastronomie-Tradition zurück. Unter anderem betrieb der Brauer und Gastwirt Carl Müller Mitte des 19. Jahrhunderts hier das Gasthaus " Zur Goldenen Krone". Sein Bier stellte Müller von 1864 bis 1883 vermutlich in einem Fabrikgebäude in der Badergasse 4 her. Am 9. April 1884 wurde der Grundbesitz von Müller versteigert - unter anderem auch das Haus Metzgergasse 9. Der Gasthof "Zur Goldenen Krone" wurde anschließend vom Wirt Fritz Fischer weitergeführt.

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