Herbartsdorf "Arrogante Haltung gegenüber der Natur"

Hans Haberzettl

Beim Kreiserntedankfest fallen mahnende Worte. "Wir sind nicht die Macher der Schöpfung", sagt Pfarrerin Mirjam Wunderer.

 
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Herbartsdorf - Das diesjährige Kreiserntedankfest des Kreisverbandes Coburg im Bayerischen Bauernverband wurde am gestrigen Sonntag mit einem Feldgottesdienst im Meederer Gemeindeteil Herbartsdorf unter Einhaltung der Corona-Regeln gefeiert. In ihrer ergreifenden Predigt beleuchtete Pfarrerin Mirjam Wunderer von der Kirchengemeinde Wiesenfeld das Jahr 2020 als große Herausforderung.

"Wir alle haben eine ungewöhnliche, anstrengende Zeit hinter uns und wohl auch noch vor uns. Ein neuartiges Coronavirus hält uns und große Teil der Welt in Atem. Wir Menschen, mögen wir uns für die Krone der Schöpfung halten, ihre Crème de la Crème quasi - es hilft uns diesmal nichts. Ein winziges Stück Natur, ein unsichtbarer Krankheitserreger hat uns unter Kontrolle - nicht umgekehrt", betonte sie.

Den Zusammenhang der Pandemie mit Erntedank skizzierte sie wie folgt: "Wir sind heute an diesem Festtag aufgefordert, unsere oft arrogante Haltung gegenüber der Natur, der Schöpfung - wir haben alles im Griff - abzulegen. Erntedank bedeutet, nach oben zu schauen zu dem, der alles gemacht hat und bis heute erhält. Wir sollten uns bewusst machen, dass auch wir ein Teil der Schöpfung, aber nicht ihr Erfinder und Macher sind."

Gerade die Landwirtschaft bekommt dies derzeit drastisch zu spüren. Als Belege führte die Pfarrerin die Sorgen und Nöte der Waldbauern und der Schweinehalter an. Große Flächen müssen kahl geschoren werden, weil Dürre und Borkenkäfer gemeinsam ihr Zerstörungswerk treiben. Ebenso geht die Angst um vor der Afrikanischen Schweinepest, die die Arbeit vieler Monate und Jahre zunichte machen droht.

Pfarrerin Wunderer erläuterte, dass Gott an seinem Auftrag aus der Schöpfung festhält: "Bebaut und bewahrt die Erde, so hat er die ersten Menschen und damit auch uns alle beauftragt." Den Landwirten unter den zirka 150 Besuchern des Gottesdienstes sprach sie Mut zu, mit ihrem Fachwissen und viel Fleiß trotz aller Probleme unser schönes Coburger Land zu bebauen, Tiere zu züchten und jeden Tag wertvolle regionale Lebensmittel herzustellen. "Danke liebe Landwirte - und danke lieber Gott - dass du uns trotz all unserer menschlichen Fehler und Verfehlungen auch in diesem Jahr wieder deinen Erntesegen geschenkt hast", so eine Kernaussage der Festpredigt. Für die musikalische Umrahmung zeichnete sich der Posaunenchor Meeder unter der Leitung von Jürgen Fischer verantwortlich.

BV-Kreisobmann Martin Flohrschütz blickte auf das laufende Bauernjahr, das stark von Corona beeinflusst ist, zurück. "Im Großen und Ganzen konnten wir unserer Arbeit nachgehen. Landwirtschaft gilt als systemrelevant. Und gerade in Krisenzeiten sorgt eine sichere Lebensmittelversorgung für Ruhe im Land", verdeutlichte er. Sorgen und Nöte ließ er allerdings nicht außer Acht. Oft komme seine Berufsgruppe zum Beispiel von Seiten der Politik, in den neuen Medien oder aufgrund von neuen Verordnungen schlecht weg. "Im Lebensmitteleinzelhandel scheinen mittlerweile alle Dämme zu brechen. Die Einkäufer liefern sich scheinbar gerade ein Rennen um die größten Daumenschrauben für die Landwirte", klagte er.

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