Coburg/Tauperlitz Banken wappnen sich gegen Panzerknacker

ger
Rund 25 000 Euro Sachschaden hat die Sprengung in der Sparkassenfiliale Tauperlitz bei Hof am vergangenen Wochenende verursacht. Foto: F. Mertel Quelle: Unbekannt

Bereits zum sechsten Mal haben Täter seit Mai einen Geldautomaten in Oberfranken gesprengt. Diese Serie beschäftigt inzwischen auch Coburgs Geldinstitute.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Coburg/Tauperlitz - Ein lauter Knall schreckte in der Nacht von Freitag auf Samstag die Bürger der Gemeinde Tauperlitz bei Hof aus dem Schlaf. Mitten in der Nacht hatten Unbekannte den Geldautomaten der Sparkasse gesprengt - ihre Beute: ein niedriger sechsstelliger Geldbetrag. Offenbar handelt es sich bei der Aktion um keine Einzeltat. Ähnliche Aktionen gab es in den vergangenen Monaten bereits in fünf anderen oberfränkischen Gemeinden, unter anderem in Zapfendorf.

"Die VR-Bank Coburg ist bislang glücklicherweise von Automatensprengungen verschont geblieben", heißt es seitens der Volks- und Raiffeisenbank Coburg auf Anfrage der Neuen Presse zu den Vorfällen. Man setze auf umfangreiche bauliche und technische Maßnahmen, die individuell auf die Standorte abgestimmt seien. Welche Maßnahmen an einzelnen Standorten tatsächlich verbaut seien, wolle man aus Sicherheitsgründen jedoch nicht bekannt geben. Einen hundertprozentigen Schutz gegen kriminelle Energie gebe es aber nach wie vor nicht.

"Wir bewerten unsere Standorte in regelmäßigen Abständen und treffen vorbeugende Maßnahmen, um Risiken zu minimieren und Personen zu schützen", erklärt die Sparkasse Coburg-Lichtenfels. Themen wie Bankraub, Banküberfälle oder Geldautomatensprengungen nehme man sehr ernst. Als regionales Kreditinstitut sei man in der Fläche vertreten und biete ein dichtes Geldautomatennetz. Die Investitionen in die Sicherung der Geldautomaten seien dabei nicht unerheblich. "Durch eine gute Ausleuchtung der Standorte gewährleisten wir ein gewisses Maß an Sicherheit - für unsere Kundinnen und Kunden bei der Abhebung am Geldautomaten sowie als Abschreckung für Kriminelle", berichtet man. Darüber hinaus sind sämtliche Selbstbedienungsbereiche mit Kameraüberwachung versehen. Außerdem gebe es auch hier eine Vielfalt an Sicherungsmaßnahmen, auf die man aus Sicherheitsgründen im Detail nicht eingehen wolle.

Tatsächlich handelt es sich bei den aktuellen Automatensprengungen offenbar um ein Problem, dass über die Grenzen Oberfrankens hinausgeht. Laut Bundeskriminalamt gab es alleine im Jahr 2019 bundesweit 349 solcher Vorfälle - ein leichter Rückgang zum Vorjahr, in dem es 369 Sprengversuche gab. Die meisten dieser Taten spielten sich Nordrhein-Westfahlen (105 Fälle) sowie Hessen (53 Fälle) ab. In Bayern hatte es zeitgleich lediglich 27 Versuche gegeben, Geldautomaten zu sprengen. Da sich der Trend auch im aktuellen Jahr fortsetzte, gab die deutsche Kreditwirtschaft im Sommer 2020 bereits ein Statement heraus, indem sie auf den Trend einging. Demzufolge rüsteten Banken überall in Deutschland gegen Sprengungen auf. So würden je nach Standort Tresore mit höherer Widerstandsklasse angeschafft, die das Aufhebeln von Automaten erschweren, Vernebelungssysteme installiert, die Tätern das Sichtfeld nehmen würden, und unterschiedliche Anti-Gas-Systeme verbaut, die explosives Gas im Inneren des Automaten neutralisieren, bevor Täter es entzünden können oder verhindern, dass sich Gas ausbreiten könne. Eine weitere Möglichkeit besteht laut einem Bericht der deutschen Versicherungswirtschaft darin, Sprengungen für Täter unattraktiv zu machen, indem man Automaten mit Farbpatronen ausstatte. Diese würden bei einem Angriff platzen und das Geld unbrauchbar machen. In Frankreich und Belgien sei diese Maßnahme bereits Pflicht.

Autor

Bilder