Dabei treibt es das Biologen-Trio eher an den Stadtrand, als mitten in die City. Denn Libellen, Amphibien oder seltene Vögle verirren sich kaum dort hin, wo der Verkehr lärmt und der Boden asphaltiert ist. Aber im Stadtteil Creidlitz beispielsweise, nur wenige Meter von den letzten Häusern entfernt, öffnet sich unverhofft ein Naturidyll: Ein kleines Tal wird von einem wasserführenden Graben durchzogen, der in einen schattigen Teich mündet. Hier könnte man sie noch antreffen, die Gartenrotschwänzchen, die großen Granataugen - eine Libellenart, die auf der roten Liste der gefährdeten Arten steht - oder die Bergmolche, die zum Laichen ein stilles Gewässer suchen.
Mit Kescher, Fernglas, Kamera und Kladde ausgerüstet, durchstreifen Jürgen Thein, Josline Griese und Gerhard Hübner das Gebiet, um alles festzuhalten, was ihnen auffällt. Bei der Suche nach Lebensräumen von seltenen Tieren dürfen die Biologen nicht zimperlich sein. Es geht auch mal durch unwegsames Gelände, dichtes Gebüsch oder am Rand von Gewässern entlang. "Manchmal reicht es schon, ein Larvenhäutchen zu finden, das übrig bleibt, wenn Libellen sich häuten", erzählt Jürgen Thein. Ein anderes Mal muss das Team lange warten, bis sich ein scheuer Vogel endlich zeigt.
Wie sich das Tierleben in der Stadt in den vergangenen 40 Jahren verändert hat, das wird erst deutlich, wenn die Daten, die Thein, Hübner und Griese zusammentragen, in eine Datenbank eingeflossen sind. Das wird voraussichtlich 2021 der Fall sein. Für Werner Pilz ist allerdings jetzt schon klar, dass mit Sicherheit erhebliche Verschiebungen deutlich werden - sowohl im Positiven, wie auch im Negativen. "Wenn wir allein an das Schutzgebiet rund um den Goldbergsee denken, dann haben wir dort einen erheblichen Zuwachs an wertvollem Lebensraum für Vögel", gibt der Naturschützer zu bedenken. Vor 40 Jahren war diese Fläche noch Ackerland. Andererseits wird man sicher einige Schrecken-, Nattern- oder Libellenarten nicht mehr finden. Und dann werden die Biologen mit Sicherheit auch auf Zuwanderer treffen, die als Folge der Klimaerwärmung aus südlichen Ländern nach Norden drängen.
"Wir liefern die Daten und die Argumentationsgrundlagen. Konkrete Maßnahmen müssen am Ende die Naturschutzbehörden daraus ableiten", beschreibt Jürgen Thein die Arbeit des Teams.