Coburg C&A verlässt Ketschengasse

Von Christian Pack

Am Samstag, 7. Januar, ist der letzte Verkaufstag in dem Modegeschäft. Wer das Gebäude im Anschluss anmietet, ist noch offen. Es gibt Interessenten, laut dem Eigentümer ist aber noch nichts spruchreif.

 
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Coburg - Die junge Frau aus Lauscha steht völlig verdutzt vor Antje Rädlein. "Hier ist ja kaum noch etwas da", sagt die irritierte Thüringerin mit Blick auf das überschaubare Sortiment im ersten Stock des C&A in der Ketschengasse 24 in Coburg. "Das passiert in den letzten Tagen recht häufig. Gerade die auswärtigen Kunden wissen noch nicht, dass wir bald schließen", berichtet Rädlein, die der Frau kurzerhand die neue C&A-Filiale in der Spitalgasse ans Herz legt.

In knapp zwei Wochen öffnet das Geschäft in der Ketschengasse zum letzten mal seine Türen. Nicht nur für Antje Rädlein, die hier 24 Jahre als Filialleiterin gearbeitet hat, wird der 7. Januar 2012 ein trauriger Tag. "Das wird für mich und den Rest des Personals schon schlimm", gibt Rädlein zu.

Aktuell wird das Geschäft sukzessiv leer geräumt. Was bis zur Schließung nicht verkauft wird, geht zurück an die Zentrale. Die zweite Etage ist bereits komplett leer und für Kunden schon nicht mehr zugänglich. Aktuell packen die Angestellten, die hier fast alle genauso lange tätig sind wie Antje Rädlein, einige Waren in der 1. Etage zusammen - und verdrücken dabei die eine oder andere Träne. "Das geht allen sehr nahe", sagt Rädlein.

Bei allem Wehmut freuen sich Rädlein und der Rest des Teams aber auch auf die Filiale in der Spitalgasse. "Das Gebäude ist wunderschön und die Einrichtung ist hochmodern. Das neue Geschäft wird von den Kunden bereits sehr gut angenommen."

Wer als Nachfolger in das 2400 Quadratmeter große Gebäude in der Ketschengasse einzieht, steht noch in den Sternen. Größere Unternehmen wie beispielsweise Wöhrl haben die Räumlichkeiten schon besichtigt. Zu einem möglichen Mietverhältnis will sich aber niemand so recht äußern. Robert Rösch, Vorstand Personal und Expansion der Rudolf Wöhrl AG, erklärte lediglich, dass "ein grundsätzliches Interesse an Immobilien in attraktiver Lage nichts Ungewöhnliches" sei.

Auch der Eigentümer, die Kristensen Properties GmbH, kann und will bezüglich möglicher Nachfolger keine Namen nennen. "Sicher ist, dass etwas Neues kommt. Es gibt verschiedene Konzepte, spruchreif ist aber noch nichts", erklärte Uwe Pempel, Geschäftsführer der Deutschland-Vertretung in Berlin. Man habe sich ein Zeitfenster gesetzt. "Wir hoffen, zwischen dem 20. und 25. Januar etwas Konkretes mitteilen zu können", bestätigt Pempel.

Vieles deutet darauf hin, dass die potenziellen Interessenten sich im Moment noch bewusst zurückhalten, um den Mietpreis aufgrund der starken Nachfrage nicht in die Höhe schnellen zu lassen. "Den Kandidaten ist egal, wenn das Haus ein paar Wochen leer steht. Wenn es dann günstiger angeboten wird, schlagen sie zu", ist sich ein Mitarbeiter der Stadt sicher. Bei der Vermarktung kommt erschwerend hinzu, dass die letzten Renovierungsarbeiten schon 25 Jahre zurückliegen. "Es müsste schon etwas gemacht werden", meint Antje Rädlein.

Keine Rückantwort

Nicht nur externe Großunternehmen haben die Immobilie bereits unter die Lupe genommen. Im August hatte Dr. Dirk Rothhaupt, der im gleichen Gebäude unter anderem eine Physiotherapiezentrum betreibt, in Erwägung gezogen, die oberste Etage anzumieten, um die Räumlichkeiten zu erweitern. Konkrete Pläne wurden entworfen, derzeit ist eine Anmietung allerdings vom Tisch. In den letzten Wochen blieben mehrere Anfragen unbeantwortet. "Es fehlt an der nötigen Kommunikation. Wir können nicht planen", sagt Rothhaupt, der eine mögliche Anmietung aber trotzdem noch nicht ganz ad acta hat.

In der Ketschengasse 24 wollen Antje Rädlein und ihr Team am 7. Januar alle zusammen die Türen abschließen - und es irgendwann noch einmal krachen lassen. "Wir planen hier noch eine kleine Abschlussfeier", erzählt Rädlein.

Aus der Geschichte des Hauses

Hofschlachtermeister Tobias Großmann ließ 1890 ein zweigeschossig, zur Ketschengasse giebelständiges Wohnhaus abbrechen und ein dreigeschossiges Haus an seiner Stelle bauen. 1914 brach man den Laden zum Nachbarhaus Nr. 22 auf und vereinte 1968 beide Läden zu einem durchgehenden Geschäft. Im Rahmen eines großen Innenumbaus erfolgte der Neubau von Innenwänden in allen Geschossen.

1986 wurde anstelle der Fabrik- und Wohngebäude dann ein Kaufhaus mit insgesamt 2400 Quadratmeter Fläche errichtet. Bis heute hat die Modehauskette C&A die Räumlichkeiten gemietet.


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