Frau Lahrtz, wie kam es, dass das Magazin Servus in Stadt und Land ausgerechnet Coburg auf mehreren Seiten in der November-Ausgabe vorstellt?

Stephanie Lahrtz: Die Redaktion vom "Servus Magazin" war auf der Suche nach einer Stadtgeschichte für den Herbst und Winter. Wir wollten eine Reisegeschichte, die Lust auf einen Städtebesuch macht. Und es ging darum, eben nicht München, Nürnberg oder Bayreuth vorzustellen. Ich habe mir dann die Landkarte angeschaut und bin bei Coburg hängen geblieben. Das kannte ich zwar vom Namen, war aber noch nie dort. Und so fiel die Wahl auf die Vestestadt.

Für Ihre Recherche verbrachten Sie drei Tage im Juni in Coburg. Wie war Ihr Eindruck von der Stadt?

Ich muss sagen, ich war richtig angetan. Coburg ist eine angenehm unaufgeregte Stadt. Die Innenstadt ist wunderschön hergerichtet und man sieht, dass es den einen oder anderen potenten Arbeitgeber hier gibt. Ich habe nette Menschen getroffen, die stolz auf ihre Stadt und ihre Geschichte sind - und die selbstbewusst auftreten. Coburg macht keinesfalls den Eindruck einer verschlafenen Kleinstadt.

Der eine oder andere Coburger klagt über fehlende Einkaufsmöglichkeiten in der Stadt. Haben Sie ähnliches erlebt?

Ganz im Gegenteil. Ich war sehr angetan von den vielen kleinen Geschäften, die eine unglaubliche Bandbreite an Dingen anbieten. Im Steinweg zum Beispiel konnte ich an einem Woll-Laden nicht vorbeigehen. Wobei ich sagen muss, ich habe sozusagen als Tourist etwas anderes gesucht, als als Einheimischer. Ich wollte jetzt nicht meine Garderobe auf Vordermann bringen, da ist man in Großstädten natürlich oft im Vorteil. Aber ich wohne in München und wenn man das Einkaufen dort gewohnt ist, dann begeistern einen solch kleine Läden wie in Coburg einfach ungemein. Ich habe vor allem in den Seitenstraßen, fernab von den Ladenketten , wirklich schöne Dinge entdeckt, die sich von der Masse abheben.

Und Sie haben eine Coburger Bratwurst probiert?

Oh ja, das habe ich. Und sie war gut. Vor allem im Kontext mit der Geschichte der Bratwurst. Dem Marschallstab des Bratwurstmohren auf dem Rathausgiebel und den wechselnden Bratwurst-Verkäufern auf dem Markt - das fand ich toll. Allerdings habe ich mir überlegt, wenn man nicht wie ich mit einem Stadtführer unterwegs ist, dann erfährt man diese Sachen über die Coburger Spezialität gar nicht. Dann ist das nur eine Bratwurstbude unter vielen in Deutschland. Vielleicht kann man aus dieser Sache noch mehr heraus holen.

Zur Person

Stephanie Lahrtz ist Korrespondentin für die Neue Züricher Zeitung (NZZ) und arbeitet auch als Journalistin für das Magazin "Servus Stadt und Land". Sie wurde 1968 in Würzburg geboren und studierte Biochemie und Molekularbiologie in Tübingen sowie an der ETH Zürich. Seit 2002 berichtet sie als feste Mitarbeiterin aus München für die NZZ.