Allerdings: Der Zielfahrplan 2030 ist ohne Mitwirkung der Bahn oder der Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs erstellt worden, zu denen Städte, Gemeinden und Landkreise gehören. Diese können sich jetzt in Workshops bei der Erarbeitung des „Zielfahrplans 2030 plus“ einbringen.
Bahnexperten verweisen darauf, dass mit dem „Deutschland-Takt“ Festlegungen getroffen würden, die sich später nur schwer korrigieren ließen. Darum, so ihr Rat, sollte man seine Einwände gegen den Entwurf umgehend vorbringen.
Das geschieht, wie der Coburg-Kronacher Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach (CSU) am Donnerstag auf Nachfrage der Neuen Presse erklärte. Der Politiker zeigte sich überrascht von den Festlegungen, die das Bundesverkehrsministerium für den „Deutschland-Takt 2030“ getroffen hat, wies aber ebenfalls darauf hin, dass dies ohne Einbeziehung der Bahn geschehen sei.
Hans Michelbach betonte, „eine weitere Benachteiligung oder gar Abkopplung Coburgs im ICE-Verkehr ist nicht hinnehmbar“. Er bestehe darauf, „dass die Bahn das einhält, was sie im Planfeststellungsverfahren für die ICE-Neubaustrecke Ebensfeld-Erfurt zugesagt hat, nämlich elf Systemhalte für den Fernverkehr in jede Richtung. Das muss in das Zielnetz 2030 der Bahn eingehen.“
Dass in der Planfeststellung vom Interregiosystem die Rede war und nicht von ICE-Zügen, hält der Bundestagsabgeordnete für nicht entscheidend. Die „normalen ICE“ – nicht aber der „Sprinter“ – seien die Nachfolgegeneration der Interregiozüge aus den 1990er-Jahren. Der ICE, der mit mehr als 200 Kilometern pro Stunde unterwegs ist, müsse demnach auch über das Jahr 2030 hinaus in der Vestestadt halten. Beim noch schnelleren Sprinter, der Tempo 300 schafft, „haben wir aber sicher keine Chance“, so Hans Michelbach.
Am 9. November besucht der CSU-Bundespolitiker gemeinsam mit Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) und dem Präsidenten der Industrie- und Handelskammer zu Coburg, Friedrich Herdan, die Bahn-Vorstände Richard Lutz, Ronald Pofalla und Berthold Huber. Dabei werde die Coburger Delegation deutlich machen, dass man eine Streichung Coburgs aus dem ICE-Netz keinesfalls hinnehmen werde. Im Gegenteil: Coburg halte seine Forderung nach einem Zwei-Stunden-Takt im ICE-Fernverkehrsnetz aufrecht. „Hier habe ich klare Erwartungen an die DB AG zur Qualität und Quantität der künftigen Verkehre. Ich werde es nicht zulassen, dass eine der stärksten Regionen Deutschlands vom ICE-Netz abgehängt wird“, betonte Michelbach.
Es sei bedauerlich, dass jetzt über Berichte zum Zielplan des Bahnteils im Bundesverkehrswegeplan 2030 „zusätzliche Verunsicherung ausgelöst wurde“. Bei diesem Entwurf, so der Abgeordnete, „handelt es sich nämlich nicht um ein künftiges Angebotskonzept für den Bahnverkehr“. Entscheidend für die Anbindung Coburgs an die Schiene sei das „Zielnetz“ der Bahn AG. „Gleichwohl werde ich Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer angesichts der allgemeinen Verunsicherung um Erläuterung zum Zielplan bitten“, erklärte Michelbach. „Es wäre ein Widerspruch in sich, wenn die Deutsche Bahn einerseits eine Verdoppelung ihrer Kundenzahlen im Personenverkehr anstrebt und gleichzeitig starke Regionen vom ICE abkoppelt.“