Coburg Coburger Politik sorgt sich um Gastwirte

Andreas Teodoru, awo
Erneut herrscht von Montag an gähnende Leere in den Lokalen. Archiv Foto: Frank Wunderatsch

Viele Lokalbesitzer haben in Schutzmaßnahmen investiert. Dennoch müssen sie jetzt erneut schließen. Nicht alle Stadträte heißen das gut. Denn für manche Betreiber geht es um die nackte Existenz.

 
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Coburg - Seit Mittwochnachmittag steht fest, dass es einen zweiten, bundesweiten Lockdown geben wird. Das haben die Ministerpräsidenten der Länder beschlossen. Betroffen von den Maßnahmen werden zunächst insbesondere Hotels, Gastronomen sowie Kultur und Freizeiteinrichtungen sein - auch in der Region Coburg. Dort kann jedoch nicht jeder die beschlossenen Entscheidungen auch nachvollziehen.

CSB-Stadtrat Christian Müller kann die Wut und Frustration vieler Bürger verstehen: "Die Stimmung ist miserabel, weil alle bestraft werden, die ordentliche Hygienekonzepte aufgebaut haben." Er halte wenig davon, nach dem Rasenmäher-Prinzip Grundrechte einzuschränken und fragt sich, ob man ausschließlich aus virologischer Sicht, aber ohne volkswirtschaftliche und psychologische Beratung gehandelt hat. "Wir brauchen eine vernünftige Risikoeinschätzung und Lösungen, die den tatsächlichen Gegebenheiten nahekommen", betont er. Dazu gehöre auch, Bereiche auszunehmen, die bereits über erfolgreiche Hygienekonzepte verfügten. "Allein, wenn ich mir schon das Theater angucke: Abstände, Desinfektion, Lüftung. Das funktioniert!" Für die Bürger sei es nicht nachvollziehbar, warum das jetzt verboten werde.

Thomas Apfel von Pro Coburg möchte zwar nicht in der Haut der Entscheider stecken. Warum man zum Beispiel in Nagelstudios, wo sowieso mit Mundschutz gearbeitet werde, zumachen muss, sei für ihn schwer nachvollziehbar. Sollte das Angebot der Regierung, bis zu 75 Prozent der Umsatzausfälle zu erstatten, wirklich kommen, wäre das eine annehmbare Hilfe und ein erster richtiger Schritt, bekräftigt Apfel. Für Künstler, Gastronomen und viele weitere ginge es schließlich um die bloße Existenz. "Wir müssen jetzt die heimischen Betroffenen unterstützen, wo es geht." Apfel befürchtet eine schwerwiegende Veränderung der Gastronomie- und Kulturszene. "In vier Wochen wird sich zeigen, ob diese harten Entscheidungen die Welle abflachen konnte oder nicht."

Zufrieden mit dem gemeinsamen Beschluss der Landeschefs ist hingegen Hans-Herbert Hartan, Vorsitzender der Coburger CSU-Fraktion. "Es ist positiv zu bewerten, dass sich die Länder jetzt auf eine gemeinsame Marschrichtung geeinigt haben", erklärt er. Die mitunter sehr unterschiedlichen Auslegungen der Corona-Regeln in den einzelnen Bundesländern seien für die Bürger zuletzt sehr schwer nachzuvollziehen gewesen. "Selbstverständlich ist mir klar, dass der Beschluss für die Betroffenen sehr harte Einschnitte bedeuten", betont er. Jedoch hoffe er, dass die versprochenen Unterstützungszahlungen diesmal auch bei jenen ankämen, die Hilfe benötigten.

"In der gegenwärtigen Situation ist klar, dass etwas geschehen muss", erklärt auch Wolfgang Weiß, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Coburger Stadtrat. Aus diesem Grund könne er die Entscheidung der Länderchefs nachvollziehen. "Mal schauen, ob wir es schaffen, mit diesem ,Lockdown Light‘ die Infektionszahlen im November wieder zu senken", betont er.

Dennoch hege er auch Sympathien für Hoteliers und Gastwirte. Zwar sei es beruhigend, dass die Politik zugesagt habe, ihnen zumindest einen Teil der voraussichtlichen Ausfälle zu ersetzen und ihre Mühen so anerkenne. "Langfristig darf man Branchen auf diese Weise jedoch nicht lahmlegen", sagt Weiß. Dies gelte übrigens auch für die zahlreichen Künstler, die bereits seit dem ersten Lockdown in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht seien.

In Bezug auf die Coburger Weihnachtsmarkt-Debatte erklärte er: "Unter den gegenwärtigen Bedingungen können wir auch ein dezentrales Konzept wohl leider nicht umsetzen." Weiß hatte am Wochenende als einer von sieben Stadträten einen offenen Brief an den Oberbürgermeister unterzeichnet, in dem gefordert wurde, die generelle Absage des Coburger Weihnachtsmarktes für dieses Jahr zu überdenken.

"Die Coburger Gastronomie ist bereits sehr stark durch den Lockdown im März und April geschwächt", berichtet OB Dominik Sauerteig. Deshalb habe die Stadt im Sommer schnell geholfen. "Ich denke da beispielsweise an die Kosten für Außengastronomie, die wir dieses Jahr auf Null gesetzt haben", erklärt der OB.

Außerdem habe man die Erweiterung der Außengastronomie, die dort, wo es irgend ging, flott und unbürokratisch genehmigt. Er hoffe, dass die von der Regierung versprochene Unterstützung für die Gastronomie überall greife und auch schnell ausgezahlt werde. Zudem könne auch jeder einzelne helfen. "Ich bitte alle, der Coburger Gastronomie auch im November die Treue zu halten und sich Essen abzuholen oder liefern zu lassen", betont er. Aus eigener Erfahrung wisse er , dass dies sehr gut klappe.

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