Der Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach (CSU) hat den designierten US-Präsidenten vor 15 Jahren bei einer Delegationsreise in die USA persönlich kennengelernt. Damals war Biden Senator für den amerikanischen Bundesstaat Delaware. "Ich habe ihn als kultivierten und kundigen Gesprächspartner erlebt", sagt Michelbach. Er ist deshalb zuversichtlich, dass Biden "die tiefen Gräben schließen wird, die unter Trump auch zwischen den USA und Europa entstanden sind und an die Stelle der unberechenbaren sprunghaften Politik Trumps wieder verlässliche und vertrauensvolle gegenseitige Beziehungen treten". Vor allem in der Wirtschaft: "Davon würden unsere Exportindustrie und auch viele Betriebe in unserer Region profitieren."
Deutschland müsse sich aber auch darauf einstellen, dass ein US-Präsident Biden wie schon seine Vorgänger Clinton, Bush und Obama von Deutschland und Europa einen deutlichen stärkeren Beitrag zur internationalen Sicherheit und damit auch zum westlichen Verteidigungsbündnis NATO einfordern wird. Zudem werde Biden "mindestens im ersten Amtsjahr" seine Kraft vor allem auf die Bekämpfung der Corona-Pandemie im Land konzentrieren müssen. "Ganz wichtig ist, dass wir von beiden Seiten daran arbeiten, zu engen und vertrauensvollen Beziehungen zurückzukehren."
Michelbachs Parteifreund, der Landtagsabgeordnete Martin Mittag , freut sich, dass "zum Glück" viele Menschen von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht haben und Biden "klarer Sieger" geworden ist. "Ein Sieg für die Demokraten, aber vor allem und ganz besonders ein Sieg für die Demokratie. Herzlichen Glückwunsch an Joe Biden, herzlichen Glückwunsch an die Demokraten, aber besonders herzlichen Glückwunsch an Amerika", erklärt Mittag in einer Stellungnahme.
Jetzt bestünde große Hoffnung, dass auch die Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten wieder in vielen Bereichen besser werden könnten. Auch wenn das amerikanische Wahlsystem nicht eins zu eins mit dem deutschen vergleichbar sei, gelte gerade auch in den USA, dass jede Stimme zählen müsse, um den Willen der Wählerinnen und Wähler abzubilden, so Mittag. "Ich hoffe, dass auch die letzten Versuche, dieses klare Ergebnis mit zweifelhaften Maßnahmen zu verhindern, keinen Erfolg haben werden."
Der SPD-Landtagsabgeordnete Michael Busch hatte lange Zeit die Befürchtung, dass der amtierende Präsident Donald Trump "die Demokratie in unserem Vorbildstaat ruinieren könnte", wenn er weitere vier Jahre im Amt geblieben wäre. "Kein Präsident hat die Gesellschaft dermaßen gespalten wie er."
Busch freut sich, dass sich der künftige Staatschef "sehr präsidial, empathisch und äußerst versöhnlich gibt und dass ‚democracy works’, wie er selbst es ausgedrückt hat". Mit der designierten Vize-Präsidentin Kamala Harris habe Biden zusätzlich ein deutliches Zeichen gegen Rassismus gesetzt.
"Ich hoffe, dass sich das auch positiv auf die deutsch-amerikanischen wie auch die europäisch-amerikanischen Beziehungen auswirkt. Denn Amerika ist und bleibt - hoffentlich - einer unser wichtigsten Partner in der globalisierten Welt."
Coburgs Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) schreibt: "Gratulation an Joe Biden und Kamala Harris. Ich wünsche den beiden, dass sie die offensichtlich tief gespaltene amerikanische Gesellschaft versöhnen können und der partnerschaftliche Dialog mit Europa wieder aufgenommen wird." Es werde auch unter Biden nicht immer Einigkeit geben, erwartet der Coburger OB. Er denke hier beispielsweise an den amerikanischen Wunsch nach Steigerung der deutschen Rüstungsausgaben.
Aber wichtige zentrale globale Zukunftsfragen wie der Klimaschutz könnten nur gemeinsam gelöst werden. "Der Trump’sche nationale Egoismus der letzten Jahre war hierfür nicht hilfreich", so Sauerteig.
Landrat Sebastian Straubel (CSU) wünscht Biden "viel Kraft" für die Bewältigung einer Reihe großer Herausforderungen: Sei es die Corona-Pandemie, der Klimawandel und nicht zuletzt die Zusammenführung eines gespaltenen Landes. "Dass er es kann, hat er als Vizepräsident von Barack Obama ja bereits bewiesen."