Wohin die deutsche Handelspolitik führen könne, zeigte er am Beispiel Kenia auf. Durch ein Freihandelsabkommen "auf Druck der Bundesrepublik" seien in dem ostafrikanischen Land die Kleinbauernstrukturen faktisch ausgelöscht worden. "Europäischer Freihandel hat Menschen in die Flucht getrieben." Am Ende seiner Ausführungen stellte er eine im übertragenen Sinn revolutionäre und ernst gemeinte Forderung in den Raum, die seine vier- und sechsjährigen Kinder formuliert haben: "Schokolade für alle!"
Aus kommunaler Sicht beschäftigte sich Oberbürgermeister Norbert Tessmer mit dem diesjährigen DGB-Motto "Zeit für Solidarität, Vielfalt und Gerechtigkeit". Er hinterfragte, ob man in Deutschland auf einem guten Weg sei. Tessmer: "Solange es noch Überwachungsmethoden in Bereichen der Mitarbeiterspinde gibt, der Niedriglohnsektor nicht trockengelegt ist, prekäre Beschäftigungen nicht eingedämmt und sachgrundlose befristete Beschäftigung nicht abgeschafft ist, gibt es noch viel zu tun." Klar sprach sich das Stadtoberhaupt für Solidarität und gegen eine gesellschaftliche Spaltung aus. Vehement forderte er: "Klare Kante gegen Rassismus, klare Kante gegen extrem Rechte und Linke."
Landrat Michael Busch erinnerte daran, dass der 1. Mai als ein Synonym dafür stehe, sich zu erinnern, dass für vieles, was heute in der Arbeitswelt als selbstverständlich erscheint, immer gekämpft werden musste. Angesichts der rasanten technischen Entwicklung meinte Busch, Fortschritt müsse dem Menschen dienen. "Dient er ihm nicht, ist es ein schlechter oder gar kein Fortschritt." Busch kam zudem nicht umhin, auch die Flüchtlingssituation zu thematisieren. So zeigte er sich überzeugt, dass man innovative Ideen brauche, um Menschen zu integrieren. Michael Busch: "Der Befehl, Kreuze in öffentlichen Gebäuden aufzuhängen, ist auf jeden Fall völlig untauglich."