Coburg Der Prinz zieht den Hut

Martin Rebhan

Die SG Coburg stiftete ihre Orden, die heuer nicht verliehen werden konnten, dem Schützenmuseum. Bei der festlichen Übergabe gibt es auch noch weitere schöne Programmpunkte.

 
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Coburg - Das Jahr 2020 wird der Schützengesellschaft Coburg (SG) lange in Erinnerung bleiben. Kein Vogelschießen, kein Königsschießen, kein Schützenkönig, keine Schützen-Liesl. Alles ist Corona zum Opfer gefallen. Eines hatten die Schützen aber schon seit Januar: die Orden für König, Jugendkönig und Ritter. Alle Teile aus massivem Silber. Für Oberschützenmeister Stefan Stahl stellte sich die Frage: Was tun mit diesen Auszeichnungen? Zum Einschmelzen sind die Stücke auf jeden Fall zu schade. So reifte in ihm der Gedanke, sie dem Deutschen Schützenmuseum zur Verfügung zu stellen. Im "Coburger Zimmer" sollen sie als stumme Zeugen von einem massiven Eingriff nicht nur in das Vereinsleben der SG, sondern auch von Einschnitten in Gesellschaft und Wirtschaft Zeugnis ablegen.

Um der Übergabe der Orden einen würdigen Rahmen zu verleihen, lud Stefan Stahl seine Schützenschwestern und -brüder nach Schloss Callenberg in den ehemaligen Rosengarten ein. Die Ehre, die Orden offiziell an den Leiter des Museums, Stefan Grus, zu übergeben, gebührte dem Rekord-Schützenkönig Rainer Reißenweber, der neunmal als Sieger beim Königsschießen hervorging.

Und noch ein weiteres Erinnerungsstück konnte der Ehrenoberschützenmeister Hans-Herbert Hartan an Grus übergeben: den Original Gamsbart, den Herzog Carl Eduard vor vielen Jahren der Schützengesellschaft Coburg gestiftet hatte. Nachdem am Gamsbart nun doch der Zahn der zeit nagte, wurde beschlossen, das gute Stück ebenfalls in die Obhut des Museums zu geben, um es vor dem Zerfall zu retten. Damit die Oberschützenmeister nicht "oben ohne" bleiben müssen, hatte Prinz Andreas dem damaligen Amtsinhaber Hans-Herbert Hartan bereits ein neues Schmuckstück übereignet.

Prinz Andreas würdigte außerdem das außergewöhnliche Engagement von Manfred Florschütz mit der Verleihung des Protektoratsabzeichens. "Manfred Florschütz hat sich vorbildlich in das Amt des zweiten Schützenmeisters eingelebt", betonte Prinz Andreas. In Abwesenheit, aber nicht minder herzlich wurde Rolf Platsch zum Ehrenschützen ernannt. Stefan Stahl hob hervor, dass sich Platsch vor 60 Jahren der SG angeschlossen und den Verein in vielfältiger Weise unterstützt hatte. Der Geehrte war auch Mitglied des legendären "Jungschützenstammtisches", der bis vor Kurzem jeden Freitag tagte. "Der Altersdurchschnitt lag hier am Ende bei über 85 Jahren", so ließ Stefan Stahl wissen. Auch weigerte sich Rolf Platsch in einer Kutsche am Schützenumzug teilzunehmen. "Mit 92 Jahren fühlte er sich hierfür noch nicht alt genug", erzählte der Oberschützenmeister.

Seit 2017 gibt es bei der SG auch eine "Schützen-Liesl" als Pendant zum Schützenkönig. Die "Schützen-Liesel" darf kein Mitglied der SG sein und muss ein Auswahlverfahren durchlaufen. 2019 hatte sich Janet Schelhorn gegen fünf weitere Kandidatinnen durchgesetzt. In diesem Jahr durfte der Wettbewerb nicht stattfinden. Der Vorstand der SG entschloss sich daher, der Vorjahressiegerin auch die Schärpe mit der Jahreszahl 2020 zu verleihen.

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