Neustadt Die verkannten Lebensretter

Peter Tischer
Stadtbrandinspektor Florian Höfner zeigt es an: Der Rauchwarnmelder ist an der Zimmerdecke kaum zu erkennen und stört so die Optik kaum. Allerdings muss er ordnungsgemäß angebracht sein. Foto: Tischer

Bis zum 31. Dezember 2020 müssen in allen Wohnungen Rauchmelder angebracht sein. Stadtbrandinspektor Florian Höfner weiß aber, dass die Pflicht nicht überall ernst genommen wird.

 
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Neustadt - Rauchmelder retten in Deutschland durchschnittlich 4,1 Menschen pro Tag vor gesundheitlichen Schäden oder sogar dem Tod. Das ergab eine aktuelle Auswertung von Dezember 2019 bis Februar 2020, die die Initiative "Rauchmelder retten Leben" anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens zum Rauchmeldertag vorstellte. In Bayern rücken die Feuerwehren im Jahr zu 4000 Wohnungsbränden aus.

Wie wichtig diese kleinen Geräte sind, kann auch Stadtbrandinspektor Florian Höfner bestätigen: "Es gibt keine günstigere Lebensversicherung. Wenn alles schläft, wacht einer, der Rauchmelder." In Neustadt seien dadurch die Wohnungsbrände zurückgegangen, bis zu fünf weniger pro Jahr allein im Stadtgebiet, zeigt der Feuerwehr-Chef auf.

Mittlerweile sind die kleinen Lebensretter zwar überall Pflicht, doch es gebe immer noch eine Grauzone. Dazu sagt der Experte: "Das ist für mich unverständlich, denn bei einer nachvollziehbaren Alarmierung ist unser Einsatz für die Betroffenen kostenfrei. Kosten entstehen nur bei vorsätzlicher oder grob fahrlässiger Falschalarmierung."

Allerdings wird die Einhaltung der Rauchwarnmelderpflicht auch nicht kontrolliert. Höfner nimmt daher an, dass daher nicht in allen Gebäuden die kleinen Apparate hängen. "Dabei denke ich nicht an die großen Wohnblöcke von Wohnbaugemeinschaften, wo die Rauchwarnmelder sogar verplombt sind, sondern an Eigenheime und Mietwohnungen von Privatpersonen." Hier sieht Höfner noch Nachholbedarf.

So kommt es immer noch zu vermeidbaren Wohnungsbränden. Der "Klassiker" sei: "Essen auf dem Herd und dann eingeschlafen." Ein Fall, der sich 2016 ereignete, zeigt laut Höfner, warum die Rauchwarnmelder so wichtig sind: "Eine Frau geht da einkaufen, hat aber vergessen, die Pfanne vom eingeschalteten Herd zu nehmen. Doch der Rauchwarnmelder löst aus und die Nachbarn melden uns den Alarm. So konnte größerer Schaden vermieden werden." Natürlich werde auf jeden Fall vorher geprüft, ob ein Brand vorliegt oder ob es sich um einen Fehlalarm handeln könnte." Niemand müsse Angst haben, dass die Feuerwehrleute einfach so eine Türe einschlagen würden.

Der Fachmann appelliert zudem, den Einbau der Rauchmelder einer Fachfirma zu überlassen. "Die weiß dann auch, wo genau man die Rauchwarnmelder anzubringen hat." Sie sollten etwa nie in einer Ecke angebracht sein, da sich dort rauchfreie Zonen bilden könnten.

Rauchmelder seien einfach unverzichtbar, so sein Fazit. "Nachts ist zum Beispiel der Geruchssinn außer Kraft. Beim Brand von Plastik und Kunststoffen entstehen giftige Gase. Wenn man diese Dämpfe wahrnimmt, ist es schon zu spät", so Höfner. Schon wenige Atemzüge genügen, um irreparable Gesundheitsschäden hervorzurufen." Übrigens: Im Schadensfall werden sich die Versicherungen den Regress vorbehalten, sollten keine Rauchwarnmelder installiert sein. Dabei, so Höfner "genügen schon die geprüften Standardausführungen, also die Standalone-Geräte." Besser seien natürlich die vernetzten Melder, denn gerade bei mehreren Stockwerken merke man nicht, wenn im Keller ein Feuer ausbricht und der Melder nur dort piept. Eine Vernetzung sei daher sinnvoll, denn dann lösen alle Melder aus und der am nächsten zum Brandherd gelegene piept auch noch unterschiedlich, sodass man die Brandstelle lokalisieren kann."

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