Coburg Endlich wieder Manegenluft

Martin Rebhan

Die Artisten des vor sechs Monaten gestrandeten Zirkus "Henry" dürfen wieder auftreten. Die Premiere war ein Geschenk an viele Unterstützer.

 
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Dörfles-Esbach - Wer am späten Samstagnachmittag in Dörfles-Esbach ein dumpfes Grollen gehört hatte, musste keine Angst vor einem Unwetter haben. Es waren die Steine, die den Angehörigen des Zirkus Henry buchstäblich vom Herzen gefallen sind. Nach einer fast sechsmonatigen Zwangspause hieß es für sie wieder "Manege frei". "Wir haben unwahrscheinlich gelitten", beschrieb Artist Robin Frank die ungewollte Zwangspause.

"Nicht auftreten zu können und den Applaus des Publikums nicht zu spüren, ist als würde man uns Artisten die Lebensgrundlage nehmen", meint der Sohn des Zirkusdirektors Georg Frank. "Für meinen Vater ist es wie Weihnachten, wenn sich das Zelt wieder mit Publikum füllt."

Dass man die nicht nur menschlich, sondern auch wirtschaftlich schwierige Situation meistern konnte, ist nach den Worten von Robin Frank den Menschen aus Stadt und Landkreis zu verdanken, die den Zirkus mit Geld- und Sachspenden unterstützt haben. Besonderen Dank sagte er Bürgermeister Udo Döhler, der vom ersten Tag an dem Zirkus mit seinen 16 Mitarbeitern zur Seite gestanden hat. "Wir sind mit offenen Armen aufgenommen worden und haben auch schon Freundschaften geschlossen", erinnert sich Robin Frank an die nicht einfache Zeit ohne Auftritte und ohne Einnahmen. "Als dann kürzlich die Erlaubnis vom Landratsamt kam, dass wir unter Auflagen wieder Vorstellungen anbieten dürfen, waren wir alle überglücklich", erzählt er. Die Auflagen besagen beispielsweise für den 1815 in Breslau gegründeten Zirkus Henry konkret, dass das 500 Personen fassende Zelt nur mit etwa 150 Besuchern gefüllt werden darf.

Am Samstag war dann er Tage der Premiere. Aus Dankbarkeit für die Unterstützung verzichtete die Betriebsleitung auf Eintrittsgelder. Die Aussicht das Programm kostenlos sehen zu dürfen, lockte mehr Zirkusbegeisterte an, als in das Zelt durften. Einige Kinder verstanden nicht, warum man sie nicht in die Arena ließ. "Wir kommen morgen wieder", versicherte die Mutter der Kleinen.

Was das Publikum präsentiert bekam, war aller Ehren wert - abwechslungsreich, unterhaltsam, mit Hang zur Präzision und viel artistischem Können. Die Premiere ließ keine Wünsche offen. Die Akteure verzauberten ihr begeistertes Publikum.

Es heißt, dass es leichter sei Menschen zum Weinen, als zum Lachen zu bringen. Den beiden Clowns Beppo und Charlie gelang es allerdings im Handumdrehen vor allen dem jungen Publikum ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Das Entree zu dem 90-minütigen Programm blieb aber den besten Arbeitnehmern vorbehalten, die sich ein Arbeitgeber vorstellen kann: sibirischen Steppenkamelen, oder auch Trampeltiere genannt. "Sie arbeiten vier Wochen ohne zu essen oder zu trinken", erklärte Georg Frank in der Anmoderation. Besonderen Wert legte der Zirkuschef auf die Feststellung, dass sein Unternehmen von vielen Veterinärämtern mit besten Noten im Hinblick auf die artgerechte Tierhaltung ausgestattet wurde. Wie sich die Verbundenheit von Mensch und Tier in der Manege auswirkt, zeigte Robin Frank mit einer Pferdedressur die dem Vierbeiner höchstes Vertrauen abverlangt. Welches Pferd legt sich auf die Seite und lässt zu, das sich der Reiter auf seiner Flanke ausruht? Dem staunenden Publikum berichtet Robin, dass er sein Pferd "Jolly Jumper" mit der Flasche aufgezogen und mit ihm zwei Jahre an der Dressur gearbeitet habe.

Bis zum 4. Oktober kann das Programm jeden Samstag und Sonntag ab 17 Uhr bewundert werden. "Wie es dann weitergeht, steht im Moment noch in den Sternen", gab sich Robin Frank nachdenklich.

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