Coburg Erster Bäcker 1416 namentlich erwähnt

Rainer Axmann
Auf diesem Bild aus der Mitte des 20. Jahrhunderts zeigen sich Mitglieder der Coburger Bäckerinnung in ihrer Tracht. Quelle: Bäckerinnung Quelle: Unbekannt

Dass Handwerker sich in Zünften organisieren, geht auf das Mittelalter zurück. Die Zunftordnung der Bäcker datiert vom 12. Juli 1470.

 
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Coburg - Am 18. Juli 1881 trat im damaligen Deutschen Kaiserreich das "Innungsgesetz" in Kraft. Dadurch wurde der öffentlich-rechtliche Vereinigung von Handwerkern eine gesetzliche Grundlage gegeben. Es löste endgültig das bisherige Zunftwesen ab. Im Herzogtum Sachsen-Coburg war dieses allerdings schon am 25. Juni 1859 mit Einführung der Gewerbefreiheit durch herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha (1818-1893) zu Ende gegangen.

Die Organisation der Handwerker als genossenschaftliche Verbände in Zünften geht auf das Mittelalter zurück. Als Interessensvertretung sorgten diese dafür, dass jeder handwerkliche Beruf eine der Größe der Stadt angemessene Anzahl von Mitgliedern aufwies. So konnte deren soziale Existenz in einer Kommune gesichert werden. Die Aufsicht über die Zünfte hatte die bürgerliche Verwaltung, der Bürgermeister mit seinen Ratsmitgliedern, den Ratsherren. Wobei Ende des 15. Jahrhunderts in Coburg Vertreter aus den Handwerksständen dann schrittweise auch im Rat vertreten sein sollten.

Als sich die Verantwortlichen des jeweiligen Handwerksberuf zusammenschlossen, gaben sie sich auch eine Zunftordnung. In Coburg geschah dies der Überlieferung nach weitestgehend in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Diese wurden jeweils von der Stadt bestätigt: 1446 für Tuchmacher, 1454 für die Gerber, 1462 für die Metzger, 1463 für die Schneider, 1467 für die Schuster und 1479 für die Leinweber. Vor genau 550 Jahren waren es am 12. Juli 1470 die Bäcker. Es ist zugleich ein Überblick über die damals in Coburg dominanten Berufe.

Bäcker gab es selbstverständlich, seit Coburg besteht. 1416 wird mit Ott Seyler der erste Bäcker namentlich genannt. 1455 kam es zum Streit zwischen den Bäckern der Stadt und den Müllern auf dem Land. Letztere produzierten nicht nur, wie es ihnen erlaubt war, Backwaren zum Eigenbedarf, sondern boten sie nun auch öffentlich feil. Deshalb fühlten sich die Bäcker in der Stadt in ihrer Existenz bedroht und forderten ein entsprechendes Verkaufsverbot. Solche Reglementierungen endeten spätestens unter Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha.

1470 legten die Bäcker der Stadt ihre neue Zunftordnung vor, "auch der Stadt Coburg zu Nutz und Fromm". Darin war festgelegt und wurde nun bestätigt, dass im Bäckerhandwerk nur arbeiten dürfe, wer Bürger dieser Stadt und ehelich geboren worden sei und über einen guten Leumund verfüge. wer hier Meister werden sollte, der habe der Stadt und der Zunft jeweils einen Gulden zu zahlen und zwei Pfund Wachs zu geben. Nur zwei Pfund Wachs hatten zu entrichten ein Bäckergesell ("Bäckerknecht"), der von auswärts nach Coburg gekommen war und nun die Witwe eines Bäckermeisters oder eine Bäckerstochter heiratete sowie der Sohn eines Bäckermeisters als Nachfolger des Vaters. Mag heute solch eine Ordnung etwas fremd erscheinen, so war sie doch wie auch das Zunftwesen insgesamt durchaus sozial ausgerichtet. Denn zu jener Zeit und noch über Jahrhunderte hinweg gab es keine Witwenrente. Für unverheiratete junge Frauen wiederum bestand deren zukünftige Lebensabsicherung in einer Ehe, vor allem nach dem Tod des Vaters. So war durch (Wieder-) Verheiratung der weitere Lebensunterhalt gesichert.

Noch heute gibt es mancherlei Erinnerungsstücke aus der Zunftzeit der Bäcker in den Kunstsammlungen der Veste Coburg und im Staatsarchiv Co urg. So existieren ein Zinnkrug der Bäckerzunft aus dem Jahr 1642, ein großes Zunftglas aus dem Jahr 1672, das an die alte Zunftherrlichkeit erinnert und dazugehörige Zunft-Trinkgläser. 1882 entstand dann die Bäckerinnung in Coburg, deren Einzugsbereich sich im Verlauf von bald 40 Jahren über die ganze Region erweiterte. Obermeister der Bäckerinnung ist seit 2010 Udo Feiler aus Coburg als Nachfolger des 2019 verstorbenen Joachim Grosch aus Weitramsdorf.

Damit weiterhin alle über das tägliche Brot verfügen, kann man diesem Handwerk für die Zukunft nur alles Gute und weiterhin viel Erfolg für ein langes weiteres Bestehen wünschen.

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