Coburg Es bleibt beim Prinz-Albert-Campus

Ina Sinterhauf, OB-Kandidatin der Grünen, stellt sich vor der Videokamera den Fragen unserer Leser. Foto: Henning Rosenbusch

Ina Sinterhauf hätte das neue Areal der Hochschule Coburg gern nach einer Frau benannt. Doch der Name des Adligen gilt als gesetzt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Coburg - Ina Sinterhauf, Stadträtin der Grünen, ist der Überzeugung, dass Coburg ein Interesse daran haben sollte, Frauen sichtbarer zu machen. Deshalb hat sie in der Stadtratssitzung vergangene Woche vorgeschlagen, das Schlachthof- und Güterbahnhofgelände in der Südstadt, den neuen Campus der Hochschule Coburg, nicht Prinz Albert, sondern einer Frau zu widmen.

Eine Hochschule, an der mehr als 50 Prozent Frauen studieren, tue gut daran, "zumindest einen von drei namentlich benannten Campi im Stadtgebiet nach einer Frau zu benennen, die bedeutsam für Coburg, die Wissenschaften oder zivilisatorische Fortschritte ist", so Sinterhauf. Als Namensgeberinnen schlägt sie Anna B. Eckstein vor. Die Vorkämpferin für den Weltfrieden wurde 1868 in Coburg geboren und war 1913 für den Friedensnobelpreis im Gespräch.

Infrage käme laut Ina Sinterhauf auch die 1815 geborene Mathematikerin Ada Lovelace. Heute ist sie dafür bekannt, dass sie das erste Computerprogramm der Welt geschrieben hat. Die Britin habe zwar keinen persönlichen Bezug zu Coburg, aber zur Zeit von Prinz Albert, dem Gemahl der britischen Königin Victoria, gelebt. Außerdem stehe sie für Zukunftstechnologien und die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik), die an der Hochschule Coburg gelehrt werden.

Bedeutende Frauen habe es zu allen Zeiten gegeben, betont Ina Sinterhauf. Sie seien aber in der Geschichtsschreibung oft in den Hintergrund geraten, auch "im Hier und Jetzt". Das habe Auswirkungen darauf, wie Frauen sich selbst und ihre Möglichkeiten wahrnehmen würden, welche Ziele sie sich setzen, welche Anstrengungen sie unternehmen, "aber auch darauf, wie die Gesellschaft Frauen und deren Potenziale wahrnimmt", betont die Grünen-Stadträtin. Ihr gehe es darum, Frauen auch in Coburg "sichtbarer zu machen" und über diesen Weg - "es ist natürlich nicht der einzige" - die Gleichstellung zu fördern. Die Stadt sollte auf die Hochschule einwirken, "was die Benennung des künftigen Campus angeht".

"Gute Wahl"

Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) antwortete Ina Sinterhauf, die Benennung nach Prinz Albert sei ein Vorschlag der Hochschule Coburg. Deren Pressesprecherin Margareta Bögelein erklärte, die Diskussion, wie das Schlachthof- und Güterbahnhofareal genannt werden soll, "wird in der Hochschule schon seit Längerem geführt". Anlass dafür sei gewesen, "dass unsere Innovations- und Vernetzungsplattform ,Creapolis‘ am alten Schlachthof angesiedelt werden sollte". Der Name für den Campus habe mehrere Kriterien erfüllen sollen. "Er sollte für die Integration, Verzahnung und Förderung von Wissenschaft, Industrie, Design, Kunst und Kultur stehen. Die Person sollte idealerweise weltweit bekannt sein und einen Bezug zu Coburg haben." Prinz Albert, "ein Sohn Coburgs und Promoter der ersten Weltausstellung und des Kristallpalastes in London", habe diese Kriterien erfüllt. Präsidentin Christiane Fritze habe den Vorschlag bei den Partnern der Hochschule in der Stadt und der Wirtschaft ins Gespräch gebracht und sei auf eine positive Resonanz gestoßen. Zur Diskussion habe auch der Name von Anna B. Eckstein gestanden, doch sehe man den Namen "Prinz-Albert-Campus" als gute Wahl, so Margareta Bögelein.

Autor

Bilder