Coburg Experimente gibt’s jetzt auch "to go"

Natalie Schalk

Die Hochschule Coburg entwickelt Routinen für ein Wintersemester in Corona-Zeiten. Dabei lässt man sich einiges einfallen.

 
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Coburg - Der Karton hat die Größe eines Leitz-Ordners. Andreas Fröhlich klappt den Deckel hoch: zwei Netzteile, Kabel, ein kleines Gerät mit USB-Anschluss und weitere Bauteile, mit denen Studierende der Hochschule Coburg zu Hause am Computer Kennlinien und Parameter von Bipolar-Transistoren messen können. Zum Beispiel. Einige Experimente der Elektrotechnik gibt’s jetzt zum Mitnehmen. Fröhlich klappt den Deckel wieder zu und nickt zufrieden. Als Studierendenvertreter der Fakultät Elektrotechnik und Informatik hatte er Mitspracherecht bei der Anschaffung der tragbaren Experimentierplattformen, denn diese wurden zum Teil aus Studienzuschüssen des Freistaates finanziert. Über deren Verwendung entscheiden die Studierenden mit.

"Experimente to go" sind in Corona-Zeiten eine Alternative zu Laborpraktika, die wegen der Pandemie auch im Wintersemester nur eingeschränkt möglich sein werden: Um den Mindestabstand einzuhalten, muss jeder zweite Platz frei bleiben. Labormeister Uwe Düßel erklärt, dass die Studierenden zwei Tage im Labor angeleitet werden. "Dann bekommen sie die Sachen mit und können die Versuche zu Hause probieren. Sie müssen Fehler machen können, müssen das selbst in die Hand nehmen." Das geht online nicht.

Vieles andere geht im Netz aber. Lernvideos sind bei den Studierenden beliebt. "Die kann man auch früh um drei schauen", sagt Fröhlich. Vorlesungsskripte und Übungsaufgaben stehen zum Herunterladen bereit, es gibt Chats und in den Webkonferenzen können die Studierenden bei den Lehrenden direkt nachfragen. "Das ist richtig wichtig für uns", betont Fröhlich. Die "Experimente to go" sind zumindest eine Lösung für den Praxisteil. Außerdem wollte Dekan Bernd Hüttl bei den Vorlesungen den jüngeren Semestern ermöglichen, in die Hochschule zu kommen. "Sie sollen sich treffen, Lerngruppen bilden und einen Ankerpunkt haben." Um das Hygiene- und Abstandskonzept einzuhalten, werden die Fakultäten mit einer "hybriden Lehre" ins Wintersemester starten, einer Mischung aus Präsenz- und Onlinelehre: Ein Viertel der Studierenden sitzt dabei in der Vorlesung, diese wird live in einen zweiten Hörsaal zu einem weiteren Viertel der Studierenden übertragen. Die andere Hälfte verfolgt die Vorlesung per Live-Stream. Wöchentlich werden die Gruppen durchgewechselt. Je nach Thema eignen sich unterschiedliche technische Mittel: "Bei uns in den MINT-Fächern, wo es viel um Formeln geht, müssen die Studierenden mitrechnen", sagt Hüttl. "Sie müssen den Dozenten nicht unbedingt sehen. Da ist auch der Visualizer eine gute Möglichkeit." Das Gerät ähnelt einem Overheadprojektor, hat aber eine Kamera. Hüttls Mitarbeiter Daniel Pflaum nutzt es beispielsweise, um im Tutorium eine Rechnung zu entwickeln. Außerdem stellt er ein Mikrofon an. Die Studierenden an den Rechnern hören ihn, sehen ihn aber nicht. Sie sehen auf ihren Bildschirmen das, was er schreibt. Mitschreiben müssen sie nicht mehr - sie können es später einfach herunterladen.

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