Coburg – So einen Andrang hat es nichteinmal bei Giovanne Elber gegeben. Und das mag was heißen. Denn immerhin war der Brasilianer einmal Top-Stürmer beim deutschen Rekordmeister Bayern München und bislang der meist bestaunte Gast in Samba-City zum Auftakt der Veranstaltung traditionell am Freitagabend gewesen.



Das 26. internationale Festival startete diesmal für zahlreiche junge Besucherinnen mit Tränen – allerdings aus purer Freude. Denn der Stargast des Wochenendes, die Youtuberin Shirin David, hatte in die VR-Bank am Theaterplatz zur Autogrammstunde geladen – und dem Teenie-Tsunami am Eingang konnte die Security kaum Herr werden. Dicht gedrängt harrten die vorwiegend weiblichen Fans vor den Scheiben der Filiale aus. Der Lärmpegel stieg, sobald sie auch nur einen winzigen Blick auf „ihre“ Shirin im Inneren der Bank werfen konnten.

„In den vergangenen Jahren wurden die Autogrammstunden unserer VIP-Gäste immer größer. Diese hier toppt allerdings alles. Das ist eine andere Welt – eine Internetwelt“, bekannte Christof Pilarzyk, Geschäftsführer von Sambaco.



Der diesjährige VIP-Gast des Festivals ist vor allem auf Youtube ein Star. „Ich schaue mir jedes ihrer Videos an. Ich mag an ihr, dass sie so selbstbewusst ist“, verriet die 13-jährige Julia Kotterba, die als eine der ersten eines der begehrten Autogramme in den Händen halten konnte. Mädchen, die ihr folgten, lagen sich danach weinend in den Armen und konnten nicht fassen, „dass wir mit Shirin David geredet haben.“
Noch mehr als eine halbe Stunde nach Beginn der Autogrammstunde reichte die Schlange an Fans bis hoch zum Theaterplatz. Der VIP-Gast nahm den Trubel um seine Person indes gelassen und versuchte, möglichst jeden Fotowunsch zu erfüllen. Danach ging es für Shirin David auf die Bühne am Schlossplatz, wo sie das Samba-Festival eröffnete.

Aber das passierte natürlich nicht einfach so. Vor der Hauptbühne war schon Kreischalarm angesagt, als der Moderator nur mal den Name der Lifestyle-Youtuberin erwähnte. Von der Schönheit mit der großen Fangemeinde war zu diesem Zeitpunkt noch kein einziges Fitzelchen zu sehen.

Also geduldeten sich die Mädchen, die mittlerweile mit gezückten Handy bis vor an die Bühnenabsperrung gedrängt waren, und klatschten ganz brav, als erst mal die lokalpolitische Prominenz vorgestellt wurde.
Allen voran Oberbürgermeister Norbert Tessmer, der von der Bühne herab, „die Gäste aus aller Welt“ in der Samba-City willkommen hieß. Der Gruß war berechtigt. Denn vor der Eröffnungszeremonie stimmten schon mal „A Bunda“ aus Schweden und „Pedra Samba“ aus Italien die noch ein bisschen steif wirkenden Coburger auf ein Wochenende voller heißer Rhythmen ein. In diesem Jahr ist übrigens sogar eine Samba-Gruppe aus Neuseeland angereist. Wahrlich Gäste aus aller Welt.

Und dann kam sie auf die Bühne. Frenetisch gefeiert von Hunderten kreischender Teenies tanzte Shirin bis vor an die Rampe, um sich ihren Fans zu zeigen. Für den Auftritt auf der Hauptbühne hatte die Kölnerin natürlich ein neues Outfit gewählt: Wenig nachtblauer Samt, dafür viele Federn und gewagte Einblicke. Die hauptsächlich weiblichen Fans waren entzückt – und die wenigen männlichen wahrscheinlich auch.
Shirin David war an diesem Abend aber nicht der einzige Star, der eine fantastische Robe auf der Bühne trug. A Corte do Carneval do Rio 2017 – die Samba-Regenten aus der Stadt am Zuckerhut machen Coburg heuer erstmals ihre Aufwartung und halten das ganze Wochenende über Hof in der europäischen Samba-Hauptstadt. König Fabio Arere, Königin Uillana Adaes, Prinzessin Joice Rocha und Prinzessin Desiane Jesus präsentierten sich mit Kronen und blinkenden Diademen, atemberaubendem Federschmuck und jede Menge Strass und Glitter an den knapp geschnittenen Kostümen. Temperamentvoll wirbelten die Regenten zusammen mit dem „Direktor“ – einer Art Zeremonienmeister – über die Rampe und versetzten die Zuschauer ins Staunen. Endlich wurde es auch etwas lebendiger vor der Bühne. Die Zuschauer – unter die sich mittlerweile auch die Musiker vieler Gruppen gemischt hatten – begannen die Hüften im Takt zu wiegen. Ein Anfang war gemacht . . .

Bereits am Freitagmittag hatte Oberbürgermeister Norbert Tessmer „den gekrönten Häuptern aus Rio“ in der Regimentsstube symbolisch die Schlüssel für das Rathaus übergeben. Er wünschte „ein schönes Festival und vielleicht schaffen wir dieses Jahr die Besucherzahl von 200 000 zu knacken.“ Danach gingen König Fabio Arere, Königin Uillana Adaes sowie die Prinzessinnen hinaus auf den Rathausbalkon um sich, begleitet von den ersten Samba-Trommlern, den Coburgern zu zeigen.