Coburg Frau fürs Diplomatische

Norbert Klüglein
"Das war 1995": Barbara Krzyzanowski erinnert sich an den Besuch des schwedischen Königspaars auf Schloss Rosenau. Zusammen mit Bürgermeister Marco Steiner blickte sie noch einmal in das Goldene Buch. Foto: Norbert Klüglein Quelle: Unbekannt

Barbara Krzyzanowski verlässt das Rödentaler Rathaus. Jahrzehntelang war sie Managerin und guter Geist im Vorzimmer der Bürgermeister.

 
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Rödental - Sie hat mit jedem Bürgermeister der früheren Großgemeinde und späteren Stadt Rödental zusammengearbeitet. Sie kennt jedes Geheimnis, das in den Akten steht. Und sie ist die Einzige, die Marco Steiner noch schnell zu einem weiteren Termin schicken darf, obwohl der sich eigentlich auf die Häppchen gefreut hatte, die gerade serviert werden. Am Freitag hat Barbara Krzyzanowski ihre Schlüssel für das Rödentaler Rathaus abgegeben. Nach 44 Dienstjahren.

Die Büroleiterin von Bürgermeister Gerhard Preß und dessen Amtsnachfolger Marco Steiner verabschiedete sich am Freitag in die Freistellungsphase der Altersteilzeit. Etwas Wehmut schwingt mit, als Steiner die Verdienste seiner Mitarbeiterin in einer Laudatio würdigt. Gerade er, der vor etwas mehr als sechs Jahren neu in das Amt gekommen ist weiß, dass ein Bürgermeister ohne ein funktionierendes Vorzimmer auf ziemlich verlorenen Posten steht. "Diese Arbeit wird oft unterschätzt", sagt er nachdenklich. Deshalb ist das Stadtoberhaupt seiner Bürokraft sehr dankbar, dass sie ihn in der Anfangsphase nach Kräften unterstützt hat und bis heute eine loyale Vertraute geblieben ist.

Begonnen hatte Barbara Krzyzanowski im Juli 1976 bei der Gemeinde Rödental. Damals als Stenotypistin. Gut - Briefe schreiben, das musste sie bis zuletzt. Aber alles andere ändert sich, als der frisch zum Bürgermeister gewählte Gerhard Preß seine Mitarbeiterin aus der Kämmerei fragt, ob sie nicht Büroleiterin bei ihm werden wolle. "Am Anfang war ich noch recht schüchtern", räumt Barbara Krzyzanowski ein. Zu Bürgermeister Ferdinand Fischer, der sie eingestellt hatte, habe sich höchstens mal "Morgen" oder "Mahlzeit" gesagt. Ab Mai 1984 managt sie dann aber das Bürgermeister-Büro souverän, diszipliniert und wenn es sein muss, auch mit dem nötigen Nachdruck. Vor allem der Kontakt zu den Menschen, die mit ihren Anliegen ins Rathaus kommen, sei ihr wichtig gewesen, sagt Barbara Krzyzanowski. Auch wenn die manchmal nur ihren Ärger beim Bürgermeister abladen wollten. "Man muss die Leute einfach ausreden lassen und ihnen zeigen, dass man sie ernst nimmt. Dann klappt das schon", lautet das Rezept der diplomatischen Bürokraft.

Aus der Politik, das betonte Krzyzanowski, habe sie sich stets herausgehalten. Dennoch kann es sein, dass die Büroleiterin manchmal ein bisschen mitregiert hat. "Ich habe Barbara schon nach ihrer Meinung gefragt, wenn knifflige Entscheidungen anstanden", gibt Bürgermeister Steiner zu. "Sie kennt schließlich alle Zusammenhänge, wie nur wenige andere."

Die Highlights in den Jahren im Vorzimmer waren natürlich die Besuche von Prominenten. Bis auf Markus Söder waren alle bayerischen Ministerpräsidenten da. Bundes- und Landesminister natürlich auch und sogar das schwedische Königspaar mit seinen Töchtern. Nur Howard Carpendale hat es nie nach Rödental geschafft. Barbara Krzyzanowski bedauert das.

Von Montag an wird sie sich hauptsächlich um ihr Enkelkind, dem Ehemann und die künftigen Reiserouten kümmern. Ganz ausgeschlossen sei es aber nicht, dass hie und da mal das Handy klingele und der Bürgermeister eine Frage hat, kündigt Marco Steiner vorsichtshalber an.

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