Ebern Freud und Leid eines "Event-Barons"

Ein Elternhaus "mit vielen Dächern", das die Familiengeschichte spiegelt: Sein persönliches Verhältnis zu seinem "steinernen Erbe" Schloss Eyrichshof schildert Hermann von Rotenhan in seinem Buch. Die Collage zeigt ihn als Kind und heute mit Großmutter Freda. Foto:Rotenhan Quelle: Unbekannt

Als Open-Air-Forum ist Schloss Eyrichshof weithin bekannt. Wie es dazu kam und was es bedeutet, das Anwesen zu erhalten, erzählt Hermann von Rotenhan in seinem Buch "Steinernes Erbe".

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ebern - Wie "gamooln" erhebt es sich aus dem Englischen Park, als warte es darauf, als Traumkulisse fürs ZDF-Vorabendprogramm gecastet zu werden. Dabei ist der Dornröschenschlaf längst vorbei: Auf Schloss Eyrichshof wird rauschend gefeiert und stilvoll geheiratet, seit 2015 pilgern (wenn nicht gerade Corona herrscht) Popfans jeden Alters und jeder Geschmacksrichtung zu Tausenden zum herrschaftlichen Open-Air-Forum unweit von Ebern.

Status Quo haben den Hof gerockt, Mark Forster, Nena und Konstantin Wecker im malerische Ambiente gesungen, Chris de Burgh hat die Herzen gewärmt und Richie Blackmore rumgezickt, wie es nunmal seine Art ist. Auch davon (und von liebestollen Fans im Gebüsch) erzählt Hermann von Rotenhan in seinem Buch "Steinernes Erbe", das demnächst im Allitera-Verlag erscheint.

Anschaulich und anekdotisch lässt der Hausherr hinter die dicken Mauern der stattlichen Anlage blicken, zu der neben Schloss und Kirche auch Wirtschaftsgebäude und Stallungen zähen. In unaristokratischem Sound schildert er auf 180 Seiten die Entwicklung des Familienstammsitzes zur Event-Location. Die Vorgeschichte des 800 Jahre alten Anwesens, die andernorts nachzulesen ist, flicht er in Rückblenden ein, die Neigung seiner Ahnen zu "irrsinnigen Erweiterungen" der Renaissanceanlage klammert er dabei ebensowenig aus wie den adeligen Dünkel der Altvorderen. Umso mehr weiß der 52-Jährige die Leistungen seiner tatkräftigen preußischen Großmutter Freda zu würdigen, die 1945 den Neuanfang bewerkstelligte.

Im Vordergrund steht die persönliche Beziehung des Freiherrn zu dem Anwesen, in dem er mit seinen drei Geschwistern - vor allem Bruder Marquard, dem das Buch gewidmet ist - eine unbeschwerte Kindheit erlebte. Doch keine "normale", trotz Fußball und Angeln: Die "Schlosskinder" mäanderten zwischen den Welten: "Die Eltern der anderen arbeiteten bei Kuffi, Kugelfischer", während ihr Vater einen unerklärlichen Beruf ausübte: Baron.

Was es damit auf sich hat, weiß der Volljurist spätestens seit dem 1. Juli 2001, als er nach Lehr- und Wanderjahren mit seiner Familie von Frankfurt nach Eyichshof zog, das "steinerne Erbe" antrat und die Aufgabe übernahm, den Familienbesitz "mit den vielen Dächern" zu erhalten. Dass dies auf herkömmliche Weise mit Waldwirtschaft und Vermietung nicht zu stemmen wäre, wurde rasch klar und so entwickelte sich der Schloss- und Dauer-Bauherr zum Event-Baron, der sich über bis zu 60 000 Besucher pro Jahr freuen kann. Den Anfang machen die Gartenfeste, die mit vereinten Kräften zu Publikumsmagneten wurden - und zur Herzensangelegenheit von Rotenhans, der er viel Raum in dem Buch widmet. Misserfolge blieben nicht aus: Der Versuch, auch im Herbst Musikveranstaltungen zu bieten, floppte. Als umso glücklicher erwies sich die Entscheidung, gemeinsam mit dem Veranstaltungsservice Bamberg Open-Air-Wochen mit zugkräftigen Stars zu präsentieren.

Ein Happy End im Märchenschloss also? Durchaus nicht: Zum einen bremste Corona das Eventsgeschäft "von 200 auf null" (und gab Rotenhan immerhin Zeit, dieses Buch niederzuschreiben), zum anderen plagen den Gutsherrn noch nachhaltigere Bedrohungen: die Folgen des Klimawandels. "Es sieht zappenduster aus für den Wald", weiß Rotenhan nicht erst seit den Dürresommern 2018 und 2019. 2013 hat er die Waldbewirtschaftung deshalb in professionelle Hände gelegt, setzt auf naturverträgliche Land- und Forstwirtschaft und eben neue Geschäftsmodelle.

Das Buch klingt aus mit einer Liebeserklärung an die Heimat - an der der Unterfranke die "Coburcher Brodwurscht" ebenso schätzt wie das Bamberger Schlenkerla - und mit einem großen Dankeschön an alle, die ihm dabei helfen, den "Familientanker" auf Kurs zu halten.

—————

Hermann von Rotenhan : Steinernes Erbe

188 Seiten, Hardcover, 19,90

ISBN: 978-3-96233-246-4

Erscheint am 24. November

www.rotenhan.com

Autor

Bilder