Coburg Frische Ideen für altbackene Möbel

Von Martin Fleischmann

Studierende der Innenarchitektur machen sich Gedanken über alte Tische und Schränke. Mit attraktiven Folgen.

 
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Coburg - "Scheußlich", "hässlich", selbst von "Alptraum" ist die Rede. Bei der Ausstellungseröffnung am Freitagvormittag im Coburger Gebrauchtwarenhaus fallen ungewohnte Worte. Aber die angehenden Innenarchitekten der Hochschule Coburg müssen sich keine Sorgen machen - ihre Objekte kommen an. Die vernichtenden Vokabeln beziehen sich auf den Ursprung ihrer kreativen Arbeiten: Etwa den Wohnzimmertisch, 80er-Jahre, mit Kachel-Oberfläche oder die Kommode aus den 50ern, holzfurniert mit Schnörkeloptik. Beides, nun ja, einfach scheußlich aus heutiger Sicht.

Derlei Möbel landen oft im Sperrmüll, wie Werner Müller erklärt. Der Leiter der Coburger Dienste weiß, wovon er spricht. Er sieht, was im Gebrauchtwarenhaus geht und was nicht. Altbackene und unattraktive Möbel eher nicht. Bei den Designtagen kommt Müller die Idee, dass sich kreative Köpfe Gedanken über die Ladenhüter machen könnten, und stößt bei Carl Baetjer, Dozent für Innenarchitektur an der Hochschule, auf offene Ohren.

Über den Winter holen Studierende Möbelstück um Möbelstück aus dem Gebrauchtwarenhaus, machen sich Gedanken und Skizzen und gehen schließlich mit Werkzeug, nicht alltäglichen Materialien und ganz viel Kreativität zu Werke. Die Ergebnisse präsentieren sie jetzt in der Ausstellung "reUse - pimpUp". Zum Beispiel einen schicken Liegesessel, geformt aus einem Lattenrost. Oder den "Biertisch". An die Stelle der Kacheln, die den Wohnzimmertisch verunstalteten, kamen Bierfilze und Kronkorken, Flaschenböden und Kupferblech, aber auch Hopfen und Gerste, eingegossen in Harz. Biergeschichte statt dröge 80er.

Ansprechend auch die Verwandlung einer alten Kommode in einen Sekretär mit Reh-Geweih und Hirschhornknöpfen, bei dem die Studierenden Lena Müller und Magdalena Nemitz ihrer Fantasie wenig Grenzen gesetzt haben. Ebenso aufgemöbelt: Ein Sessel aus einem Klappbett, "Blue tru(h)e", ein schlichtes Holzregal mit Jeans veredelt, und , und, und.

"Von witzig bis edel", bilanziert Carl Baetjer, Dozent Innenarchitektur an der Hochschule, "den Studierenden ist es gelungen, mit wenigen Mitteln Attraktives zu schaffen." Dass diese Möbel einmal einen richtigen Wert für den Menschen hatten und ihn verloren, gibt 3. Bürgermeister Thomas Nowak zu bedenken. Die Studierenden hätten ihnen zu neuem Wert verholfen. Nowak nimmt ein Tischchen mit gegossener Betonplatte genauer in Augenschein: "Den würde ich mir zu Hause hinstellen."

reUse - pimpUp

Die Ausstellung "reUse - pimpUp" ist bis 11. März im Gebrauchtwarenhaus in der Ketschendorfer Straße 86-88 zu sehen. Geöffnet Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr.

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