Coburg - „Es war ein beißender Gestank, als würde jemand einen Berg alter Autoreifen abbrennen.“ Eine junge Frau, die namentlich nicht genannt werden will, hat im Café gegenüber alles beobachtet. Gegen halb vier Uhr Nachmittag, die Alarmierung war Punkt 15.33 Uhr, steigt aus dem Dachgeschoss eines Teppichhauses in der Fußgängerzone in Coburg dichter, schwarzer Qualm auf. Nur wenige Minuten später ist steht der Steinweg zwischen Neuer Presse und Abzweigung Unterer Bürglaß voller Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge. Der Grund: ein Grillunfall.

Oder besser: ein „unsachgemäßer Umgang“ mit einem Grillgerät, wie Markus Reißenberger, Pressesprecher der Polizeiinspektion Coburg, aufgrund der ersten Ermittlungsergebnisse bestätigt. Mehrere Nachbarn berichten vor Ort allerdings übereinstimmend, dass es im Obergeschoss des Hauses bereits mehrfach zu Sachbeschädigungen gekommen sein soll. Von viel Party schon tagsüber ist die Rede.

Zum diesem Thema und der Frage der Schuld konnte Reißenberger am Donnerstagnachmittag nichts sagen. „Dazu ist es noch viel zu früh. Wir müssen jetzt erstmal alle Beteiligten befragen.“
Acht Feuerwehrautos, vier Polizeistreifen, drei Rettungswagen und sogar ein Einsatzfahrzeug des Katastophenschutzes: Die Szenerie Im Steinweg erinnerte gestern fatal an die Brandkatastrophe in der Nacht zum Pfingstsonntag 2012. Ein Großfeuer in der Herrngasse hatte damals einen Schaden von zehn Millionen Euro angerichtet, 16 Menschen wurden leicht verletzt. Die Ursache konnte nie restlos geklärt werden. Die Staatsawaltschaft hing von einem technischen Defekt oder unsachgemäßem Umgang mit Grillgut aus.
Wegen der unklaren Lage im Steinweg wurde gestern Großalarm ausgelöst. „In der Innenstadt ist jeder Dachstuhlbrand kreuzgefährlich“, sagt Polizeisprecher Reißenberger. „Wo es um Sachwerte in Millionenhöhe geht, allen voran aber um Menschenleben: Da zählt jede Minute.“