Wiesenfeld Gute Umsätze, aber weniger Lieferanten

Gabi Bertram
Die Milchwerke Oberfranken West verzeichnen weiterhin gute Umsätze. Der Grill-Taler brillierte beim NDR-Markttest. Sorge bereitet allerdings die sinkenden Zahl der Milchlieferanten. Diese ist auch 2019 weiter gesunken. Archiv Foto: Christoph Scheppe

Die Milchwerke blicken auf ein solides Geschäftsjahr 2019. Auch im März 2020 schossen die Absätze nach oben: Ludwig Weiß spricht von "Hysterie".

 
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Wiesenfeld - Bei einem erneut hohen Umsatz von 269,8 Millionen Euro und einem Käseabsatz von 51.170 Tonnen im Jahr 2019 können die Milchwerke Oberfranken West einmal mehr auf ein erfolgreiches und stabiles Geschäftsjahr zurückblicken. Ein deutlicher Anstieg seit Gründung im Jahr 1992; damals hatte der Umsatz noch 56,8 Millionen Euro betragen.

Die Milchwerke: Namen, Daten, Fakten

Turnusmäßig wurden Vorstand und Aufsichtsrat gewählt. Die Ergebnisse:

Vorstand: Harald Reblitz (Vorstandsvorsitzender); Silvio Reimann (stellv. Vorsitzender), Erwin Schwarz, Klaus Vetter, Raimund Wolf (neu).

Aufsichtsrat: Thomas Schneider, (Vorsitzender), Ralf Röder (Stellvertreter), Thomas Ehrsam, Patrick Ganzleben, Günther Knorr, Elke Melichar, Christoph Weichlein, Manuel Faßold, Markus Leyh, Lukas Rauscher, Kai Zerrenner sowie Joseph Henkel (neu).

Zahlen und Fakten aus der Bilanz 2019: Jahresüberschuss 518 036 Euro (Vorjahr 908 784); Bilanzgewinn: 414 036 Euro (Vorjahr 724 784) Umsatz: 269,8 Millionen Euro (Vorjahr 271,6); Mitgliederzahl 1478 (Anfang 2019: 1509); Mitarbeiterzahl: 470 (Vorjahr 438); Investitionen 5,6 Millionen Euro (Vorjahr 4,8); Milchpreis konventionell erzeugt 34,93 Cent/Kilogramm (Vorjahr 36,33); Bio: 48,46 Cent/Kilogramm (Vorjahr 49,42); Lieferanten: 769 zum 1. Januar 2020, 735 zum 31. Dezember 2019.


Das Eigenkapital wurde erneut gestärkt, zukunftsorientierte Investitionen wurden getätigt, der Spezialitätenanteil weiter erhöht und ein deutschlandweit vergleichsweise überdurchschnittlicher Milchpreis ausgezahlt. Und Anfang der Woche kam eine weitere positive Nachricht hinzu: Beim NDR-Grillkäse-Markttest lagen die Milchwerke Oberfranken West mit ihrem Grill-Taler ganz weit vorn. Dieses Resümee konnte Ludwig Weiß, geschäftsführender Direktor der Milchwerke Oberfranken West, zur Generalversammlung den Lieferanten und Mitgliedern präsentieren. Bester Garant für diese Entwicklung, so Weiß, seien die Investitionen in Maschinen, Anlagen und Gebäude, die jährlich mit gut fünf Millionen Euro zu Buche schlagen - seit 1992 insgesamt 117,3 Millionen Euro. Die Milchwerke seien damit hervorragend aufgestellt und würden ihren Platz auf dem Weltmarkt behaupten können. Allerdings sei man auf Grund dessen unberechenbarer und nervöser Entwicklung mit Hochdruck dran, den Exportanteil weiter zu reduzieren. 2019 lag der Absatz im Export bei 64,1 Millionen Euro, der im Inland bei 205,7. "Drittlandmärkte", so Weiß, "sind ein Zubrot, man kann sich nicht darauf verlassen."

Im März seien die Absatzzuwächse in die Höhe geschossen - bei Milch ebenso wie bei Käse, Butter oder Margarine. So etwas, sagt Ludwig Weiß, habe er noch nicht erlebt. Beinahe könne man von einer "Hysterie an Abkauf und Bevorratung" sprechen. Die Milchwerke seien kaum nachgekommen; dabei sei es den großen Handelsketten egal gewesen, in welchen Kartons der Käse geliefert wurde - Hauptsache, die Regale seien gefüllt.

Als der Hit des Sommers habe sich der Coburger Grillkäse in seinen Variationen entwickelt - bis zu einem Rekordumsatz im ersten Halbjahr von 150 Millionen Euro. Aber Corona habe das Unternehmen auch intern vor große Herausforderungen gestellt. Weiß nennt hier unter anderem versetzte Schichtzeiten, Abstandskennzeichnungen im gesamten Betrieb, Quarantäne für Urlaubsrückkehrer aus Risikogebieten, ein zusätzlicher Pausenraum, Mundschutz auch in nichtsensiblen Bereichen, Überprüfungen der Wohnverhältnisse bei Leiharbeitern sowie Home-Office. Einige Exportmärkte seien zusammengebrochen, die Inlandsnachfrage sei explodiert.

Aber insgesamt, resümiert Weiß, sehe die Bilanz gut aus, und man habe das auch in Form des Milchpreises an die Lieferanten weitergegeben, der auch weiterhin über dem deutschen Durchschnittspreis liege. "Das", erklärt der geschäftsführende Direktor, "ist durch einen höheren Veredelungsgrad und kontinuierliche Investitionen möglich gewesen." Besondere Erfolgsstorys seien der Reibekäse, für den derzeit eine vierte Linie aufgebaut werde, sowie der Back- und Grillkäse, von dem 500 Tonnen mehr verkauft wurden. Für Backcamembert sei "Erika" angeschafft worden, eine Auflagemaschine, die 14.000 Käse pro Stunde auflegt.

Sorge bereitet dem Vorstandsvorsitzenden Harald Reblitz die sinkende Zahl der Lieferanten. 34 Milchproduzenten aus dem Lieferantengebiet Bayern, Thüringen und Hessen hatten im Geschäftsjahr ihre Produktion eingestellt. Ein Trend, der sich fortsetze: "Hoffentlich kommt hier kein Strukturbruch."

Auch im laufenden Jahr soll bei den Milchwerken wieder kräftig investiert werden. Für 2020 und 2021 sind Neuinvestitionen von 7,1 Millionen Euro geplant. Dabei handelt es sich um Automatisierungen und Erweiterungen bei den Käseproduktions- und Abpackanlagen. Die bessere Verwertung und der Mengenanstieg bei den Käsespezialitäten, so Weiß, würde Hoffnung auf einen weiterhin stabilen Milchpreis geben, auch wenn es bei der Pandemiesituation noch viele Unsicherheiten gebe.

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