Andreas Kümmert, den die Veranstalter als Zugpferd gewonnen haben, zählt als Mainfranke ja irgendwie auch noch zur Region, doch musikalisch ist der Singer/Songwriter aus Gemünden eher im Süden der USA heimisch, dort, wo der Blues herkommt, der ihm nicht nur in der Kehle sitzt. Blues, R’n’B und Soul prägen auch sein achtes Studioalbum "Harlekin Dreams", eine komplette Eigenproduktion, die auf Kümmerts neuem eigenen Plattenlabel Vomit Records erschienen ist - fatalerweise im März 2020. Der Lockdown machte Tourpläne und Promotion zunichte, "alles für den A..." klagt der 33-Jährige mit begreiflicher Bitterkeit. Dass er bei der Gelegenheit sonderliche Ansichten über das Virus und "die Medien" verbreitet, ist sein Recht - spricht aber nicht gerade für solide Faktenkenntnis, sondern eher für die eingangs erwähnte Neigung zu verbalen Torheiten.
Das Publikum steckt’s weg, schmunzelt auch brav über die lauen Kalauer - Hauptsache, die Musik passt, und da gibt es wahrlich nichts zu meckern: Andreas Kümmert und Stefan Kahne sind ein Dreamteam, das mit zwei Gitarren und drei Stimmen (die von Kümmert zählt doppelt) alles wuppt, von knorrigen Blues aus eigener Produktion bis zur Soulballade, vom Commodores-Schmeichler bis zum CCR-Kracher, vom "Simple Man" (Andreas Kümmert) bis zum "Rocket Man" (Elton John). Immer wieder erntet Stefan Spontanapplaus für seine beseelten Soli auf der E-Gitarre, die rockig rotzend und bluesig singend perfekt mit Andreas‘ unglaublicher Röhre korrespondiert, die jeden Song zum Elementarereignis erhebt.
Und das dazwischen vergessen wir mal lieber.