Coburg – In der Debatte hatte Christian Müller, Vorsitzender der CSB-Fraktion, vor einem solchen Engagement gewarnt. Derzeit wisse niemand, „wo es mit der Therme hingeht“. Er forderte ein „tragfähiges Konzept“ für den Betrieb der Einrichtung, das bis heute nicht vorliege. Deshalb war er der Meinung, das Geld, das Coburg in Bad Rodach investieren soll, sei „im Moment nur eine kontrollierte Lebensverlängerung“. Der dem Stadtrat vorgelegte Vertrag sei „mit heißer Nadel gestrickt“ und somit inakzeptabel.

Das unterstrich Jürgen Oehm, Vorsitzender der CSU-Fraktion. Statt jetzt über einen „Vertrag auf Zuruf“ zu entscheiden, sollte die Beratung und Abstimmung über die Beteiligung der Stadt Coburg in die nächste Stadtratssitzung verschoben werden. Das schaffe Zeit, um bislang noch fehlende Informationen einholen zu können. Gerhard Amend, CSB, wurde deutlicher: Es könne nicht sein, „jetzt über etwas zu entscheiden, worüber ich nichts weiß. Ich will keine Katze im Sack kaufen, ich will eine ordnungsgemäße Information.“
Die habe es gegeben, entgegneten Martina Benzel-Weyh, Fraktionsvorsitzende der Grünen, und Wolf-Rüdiger Benzel, Grüne. Bei einer Veranstaltung in Bad Rodach, bei der Fachleute alle Fragen zur gegenwärtigen Situation des Thermalbads, zum Investitionsbedarf und zu Zukunftsaussichten beantwortet hätten, habe man weder einen CSU- noch einen CSB-Stadtrat gesehen.

Trotzdem hielten Jürgen Oehm und Gerhard Amend an ihren Anträgen fest, den Tagesordnungspunkt abzusetzen, um Zeit zu gewinnen. Dies wurde jedoch in beiden Fällen mit 22 gegen 15 Stimmen abgelehnt.
Deshalb ging die Debatte weiter, und Jürgen Heeb, Fraktionsvorsitzender von Pro Coburg, nahm den Ball erneut auf. „Wir wollen keinem toten Pferd Geld hinterherwerfen“, sagte Heeb. Hans-Herbert Hartan, CSU, zog einen Vergleich mit der aktuellen politischen Großwetterlage: „Das ist das System Griechenland im Kleinen.“ Dem ersten und zweiten Rettungspaket für das Bad folge das dritte, ohne dass Besserung in Aussicht sei. Nachdem der Landkreis Coburg in einem Bürgerentscheid, der in Bad Rodach eine große Mehrheit gefunden hatte, aus der Projektgesellschaft Verkehrslandeplatz Coburg aussteigen muss, könnten die eingesparten 1,5 Millionen Euro in das Thermalbad umgeleitet werden, meinte Hartan. Und: Dem Coburger Steuerzahler sei es nicht zu vermitteln, wenn sich Coburg bis zum Jahr 2020 in eine finanzielle Verpflichtung gegenüber der Therme begibt, obwohl die Stadt bei ihren Ausgaben und Investitionen den Rotstift ansetzen müsse.

Dagegen befürwortete Bettina Lesch-Lasaridis, Vorsitzende der SPD-Fraktion, die Beteiligung der Stadt Coburg an der Therme. Sie sei eine Einrichtung, die der ganzen Region nutze. Dr. Klaus Klumpers, ÖDP, machte dies nicht nur an Tourismus und Gastronomie fest, sondern auch daran, dass viele Menschen aus dem Landkreis in Betrieben der Stadt Coburg arbeiten. Von deren Wertschöpfung profitiere die Stadt über Gewerbesteuereinnahmen ganz entscheidend, und davon sollte man wieder etwas an den Landkreis zurück geben.
Gegenwind bekam Hans-Herbert Hartan auch von Bettina Lesch-Lasaridis. Sie entgegnete dem CSU-Stadtrat, „wenn man die Therme mit Griechenland vergleicht, dann muss man auch darauf verweisen, dass dem ein starkes Europa gegenüber steht“.

Martin Lücke, SPD, betonte, Coburg sei Oberzentrum einer Region. Deshalb sollte man bei der Diskussion über die ThermeNatur über die Stadtgrenze hinausschauen. Alles andere sei „kleingeistig“.

Oberbürgermeister Norbert Tessmer, SPD, warb am Ende der Diskussion ebenfalls für die Beteiligung der Stadt Coburg am Betriebskostendefizit des Thermalbads in Bad Rodach. Müsste es schließen, wäre dies ein enormer wirtschaftlicher Schaden für touristische und gastronomische Betriebe in der Stadt und im Landkreis Coburg. Die Stadt Rodach würde das Prädikat „Bad“ verlieren, was wiederum ein verheerendes Signal aussende, „dass hier in unserer Region die Lichter ausgehen“. Deshalb befürworte der OB die Beteiligung der Stadt Coburg am öffentlich-rechtlichen Vertrag mit dem Landkreis und der Stadt Bad Rodach mit dem Ziel, die ThermeNatur zu erhalten. Die Mehrheit des Stadtrats folgte dem Oberbürgermeister.

Allerdings stellte Norbert Tessmer auch klar, „dass diese Verantwortung für die Region keine Einbahnstraße ist“. Es gebe in nächster Zeit „genügend Gelegenheit, sich zu diesem Raum zu bekennen“. Der OB zielte damit auf den Beschluss des Bad Rodacher Stadtrats ab, den Neubau eines Verkehrslandeplatzes bei Neida abzulehnen. Diesen hatten Hans-Herbert Hartan und Gerhard Amend zuvor massiv kritisiert.

Tobias Ehrlicher, Bürgermeister von Bad Rodach, bedankte sich unmittelbar nach der für Bad Rodach positiven Entscheidung beim Coburger Stadtrat, dass er mit einer klaren Mehrheit zum Thermalbad steht. Damit sei ein weiterer entscheidender Schritt getan, um die Zukunft der ThermeNatur zu sichern. Am Montag nächster Woche wollen der Stadtrat von Bad Rodach und die Versammlung des Zweckverbands ThermeNatur, in die auch die Stadt und der Landkreis Coburg Vertreter entsenden, darüber entscheiden, wer künftig Betreiber des Bades sein soll. Von ihm erhofft man sich, dass er das Defizit aus dem laufenden Betrieb spürbar senken kann. Dies werde, so Tobias Ehrlicher, zwar 2016 noch nicht der Fall sein; aber ab 2017 werde man sichtbare Verbesserungen verzeichnen können, zeigte sich der Bürgermeister zuversichtlich.