Coburg Sebastian Straubel: Klinikfrage duldet keinen Aufschub

Neubau oder Sanierung des Krankenhauses in Coburg? Sebastian Straubel hält das für das zentrale Thema, das den Nachfolger von Michael Busch beschäftigen wird.

 
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Coburg - Die Beantwortung der Frage, wie es mit dem Krankenhaus in Coburg weitergeht, bezeichnet Sebastian Straubel als die wichtigste Aufgabe, die auf den neuen Landrat zukommen wird. Er wird, nachdem Michael Busch (SPD) in den Bayerischen Landtag gewechselt ist, am 27. Januar 2019 gewählt. Straubel ist der Kandidat von CSU und Landvolk (LV). Am Mittwochabend stellte er sich in der Gesprächsrunde "Punkt 7" der Neuen Presse den Fragen von Redakteur Christoph Scheppe.

Zur Person: Sebastian Straubel

Sebastian Straubel ist 35 Jahre alt und ledig. Der gelernte Rundfunk-Journalist gehört der CSU seit dem Jahr 2001 an. Zuvor war er in der Jungen Union aktiv. 2014 wurde er als Nachfolger von Hermann Bühling zum Bürgermeister der Gemeinde Lautertal gewählt, 2018 holte er für die CSU das Coburger Direktmandat im Bezirkstag von Oberfranken. Straubel engagiert sich seit vielen Jahren bei den Verkehrskadetten und bis hinauf in die Bundesebene in der Verkehrswacht. Als seine Leidenschaft bezeichnet er seine Mitarbeit in der Vorstandschaft des HSC 2000 Coburg und als Hallensprecher des Handballclubs.

Für sich selbst hat der 35-Jährige, der seit 2014 Bürgermeister der Gemeinde Lautertal ist, bislang nur eine Antwort gefunden: Das Problem dulde keinen Aufschub. Aber soll nun ein Klinikum auf dem BGS-Gelände im Norden Coburgs gebaut werden - zwar auf dem neuesten Stand, aber als "normales Krankenhaus"? Oder hat sich Sebastian Straubel doch nicht vom Gesundheitscampus verabschiedet? Die Klinik ist hier nur ein Baustein unter vielen, zu denen Facharztzentren, Vorsorge-, Rehabilitations- und Nachsorgeeinrichtungen gehören. Die Kosten liegen irgendwo zwischen einer halben und einer ganzen Milliarde Euro. Oder hält Straubel die Sanierung des Krankenhauses in der Ketschendorfer Straße unter laufendem Betrieb für die sinnvolle Alternative?

"Ich kann hier erst Aussagen treffen, wenn belastbare Zahlen vorliegen", sagt Sebastian Straubel. Bislang sei nicht klar, was ein Neubau und was eine Sanierung kostet. Ein klein wenig legt er sich dann aber doch fest: Eine Modernisierung des bestehenden Hauses unter laufendem Betrieb werde bis zu zehn Jahre dauern. "Da muss man fragen, ob das sinnvoll ist." Klar ist für den CSU/LV-Landratskandidaten allerdings: "Es muss etwas passieren am Klinikum Coburg." Es könne nicht angehen, dass Patienten vor Untersuchungen oder nach Operationen in Betten liegen, die auf dem Gang stehen, weil der Platz nicht ausreicht.

Christoph Scheppe hakt nach: Wie soll ein Neubau finanziert werden? Bauherren wären der Landkreis und die Stadt Coburg, die gemeinsam den Krankenhauszweckverband tragen, der wiederum eingegliedert ist in den bayerisch-thüringischen Regiomed-Klinikverbund. "Das muss man genau durchrechnen", antwortet Straubel ausweichend. Und außerdem gebe es ja Zuschüsse vom Land. Es müsse Geld in die Hand genommen werden, um die Situation im Klinikum zu verbessern.

Im Zweifelsfall von aktiennotierten Konzernen, die das Coburger Krankenhaus nur zu gerne übernehmen würden? An dieser Stelle wird der Kommunalpolitiker deutlich: Die Klinik müsse in kommunaler Hand, also im Eigentum von Stadt und Landkreis Coburg, bleiben und dürfe nicht zum Renditeobjekt werden.

Trotzdem, so Scheppe, müsse man aufs Geld schauen. Warum also ein Krankenhaus in Neustadt? Das sei eine Einrichtung, die in Neustadt gebraucht werde, so der CSU/LV-Landratskandidat, um dann wieder einzuschränken: "In welcher Form auch immer." Eine Schließung komme nicht, die Klinik im Seilersgründchen müsse erhalten bleiben. Davon sei er überzeugt.

Bleibt das Millionen-Defizit, das der Klinikverbund Regiomed heuer erstmals in seiner Geschichte schreiben wird. Straubel warnt davor, "schnell nach Schuldigen zu suchen". Auch hier plädiert er dafür, sich die Zahlen genau anzuschauen und zu hinterfragen, wo der Verlust herkommt. Das müssten Geschäftsführung, Gesellschafter und Aufsichtsrat ergründen, um Regiomed wieder in die schwarzen Zahlen zu führen.

Hier geht es zur Videoaufzeichnung des Gesprächs bei unserem Partner nectv >>>

Straubel warnt vor Denkverboten

Sebastian Straubel hält Bildung für eines der zentralen Zukunftsthemen im Coburger Land. Der CSU/LV-Landratskandidat fordert, dabei die Digitalisierung im Blick zu haben.

Und dafür müsse der Landkreis Geld in die Hand nehmen, um Klassen mit moderner Unterrichtstechnik auszustatten: mit Hardware wie Tabletts, Glasfaseranschluss und Wlan sowie mit Software, die den Datenschutz gewährleistet. Ganz auf klassische Lehrmethoden will Straubel allerdings nicht verzichten: "Der Schüler muss auch noch einen Stift in die Hand nehmen und damit schreiben können."

Nicht positionieren will sich Sebastian Straubel zum Vorschlag der CSU-nahen Jungen Coburger (JC), dass sich der Landkreis Coburg am Betriebskostendefizit des Landestheaters Coburg beteiligt, wie es umgekehrt die Vestestadt bei der ThermeNatur in Bad Rodach tut. Den Hinweis von NP-Redakteur Christoph Scheppe, ob es sich nicht um eine Schnapsidee der Jungen Coburger handele, kontert Straubel mit dem Hinweis, hier dürfe es keine Denkverbote geben. Dann aber wird er wieder unverbindlich. Stadt und Landkreis müssten auch beim Landestheater über Parteigrenzen hinweg miteinander sprechen und nicht "über zehn Ecken" übereinander. "Da muss man sehen, was rauskommt."

Stärken will Straubel die Wirtschaftsförderung, vor allem mit Blick auf den Fachkräftemangel. Um junge Menschen für das Coburger Land zu begeistern, müsse man dessen Vorzüge noch stärker herausstellen, beispielsweise mit Werbekampagnen in Ballungszentren. Fördern will der CSU/LV-Landratskandidat den sozialen Wohnungsbau und die Innenentwicklung kleiner Dörfer. wb

Lesen Sie hier die weiteren Artikel zur Reihe: Punkt 7 - Landratskandidaten im Gespräch mit der NP >>>

"Wir dürfen nicht alles zubetonieren"

Die Landwirtschaft hält Sebastian Straubel, CSU/LV-Landratskandidat, für unverzichtbar: als Produzent von Lebensmitteln und als Pfleger der Kulturlandschaft. Zudem hänge jeder achte Arbeitsplatz in der Region von der Landwirtschaft ab. Darauf müssten Wohnraum- und Firmenansiedlungspolitik Rücksicht nehmen. Straubel: "Wir dürfen nicht alles zubetonieren". Bei Ausgleichsflächenregelungen müsse die Politik "genau hinschauen".

Landrat zu sein ist für Sebastian Straubel keine "One-Man-Show". Erfolgreiche Politik auch für das Coburger Land funktioniere nur im Team, so der Kandidat mit Blick auf die rund 350 Mitarbeiter im Landratsamt. Im Gespräch mit NP-Redakteur Christoph Scheppe legt er Wert auf die Feststellung, dass er sich im Falle seiner Wahl um alle Anliegen der Bürgerinnen und Bürger kümmern wolle. "Kommunalpolitik ist dort, wo der Kanaldeckel klappert", zitierte Sebastian Straubel Peter Reingruber, den legendären Vorsitzenden der CSU-Fraktion im Coburger Stadtrat. Dies bedeute, sich nicht nur mit großen Themen zu befassen, sondern sich auch um die kleinen Dinge zu kümmern. Viele Gespräche zu führen, zuzuhören, zu analysieren und die Meinungen anderer zu wägen, statt blind zu entscheiden: Das sei bürgernahe Politik, wie Straubel sie verstehe. wb

"Es gibt einfachere und günstigere Lösungen"

Die Sicherstellung eines guten, aber bezahlbaren öffentlichen Personennahverkehrs im Landkreis Coburg will Sebastian Straubel (CSU/Landvolk) zur Chefsache machen, sollte er am 27. Januar 2019 zum neuen Coburger Landrat gewählt werden.

Mobilität sei ein wichtiges, aber nicht einfaches Thema im ländlichen Raum. Straubel setzt nicht nur auf klassische Buslinien, sondern auch auf flexible Modelle, nennt Bürger- und "Arbeitnehmerbusse". Allerdings dürfe man sich keinen Illusionen hingeben: Neben der Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs stehe die Frage im Raum, wie er finanziert werden soll, "da darf man sich nichts vormachen".

Im Gespräch mit Neue-Presse-Redakteur Christoph Scheppe lässt Sebastian Straubel durchblicken, dass er vom Lückenschluss im Schienennetz zwischen Coburg und dem Landkreis Hildburghausen wenig bis nichts hält - weder durch das Lautertal, noch über Bad Rodach. "Da gibt es einfachere und günstigere Lösungen", die mit Schnellbuslinien, die mehrmals am Tag bedient werden, bereits umgesetzt sind. Auch damit ließen sich Fahrgäste aus Südthüringen zum ICE-Halt in Coburg bringen. Den Lückenschluss im Schienennetz, der sowieso Jahrzehnte auf sich warten lasse, benötige es dafür nicht unbedingt. wb

Stromleitungen "auf anderen Wegen führen"

Keine neuen Stromtrassen durch das Coburger Land! Das sei die Position, die er in der Frage der Energiewende aus Sicht der Region vertrete, betont Sebastian Straubel, CSU/LV-Landratskandidat.

Er wisse dabei alle Bürgermeister, Gemeinde- und Stadträte sowie den Kreistag hinter sich. Sie hätten gemeinsam ein klares Signal gesetzt, dass sie nach dem Bau von Autobahn (Straubel: "Die ist wichtig für die Region!"), ICE und der 380-Kilovolt-Leitung "Thüringer Strombrücke" von Schalkau über Coburg nach Redwitz ihren Beitrag zum Ausbau der Infrastruktur nach der Wiedervereinigung Deutschlands geleistet hätten.

Wenn neue Stromleitungen notwendig seien, dann müssten sie, so die Überzeugung Straubels, "auf anderen Wegen" von den Windparks in Norddeutschland zu den Industriestandorten im Süden geführt werden. wb

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