Michelau /Coburg Krimiautor (v)ermittelt in der Kirche

Klaus Gagel
Einen anregenden Gedankenaustausch lieferten sich Pfarrer Dr. Christian Frühwald und der in Michelau geborene Krimiautor Volker Backert in der Johanniskirche. Das Foto ist eine Bildkomposition aus zwei Einzelbildern, die beiden Personen standen weiter voneinander entfernt. Foto-Montage: Klaus Gagel Quelle: Unbekannt

Warum glauben wir ? Dieser Frage gingen Pfarrer Dr. Christian Frühwald und Volker Backert in einem ganz besonderen Gottesdienst nach.

 
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Michelau /Coburg - Am fünften Sonntag nach Trinitatis setzen sich Christen damit besonders auseinander, warum sie Jesus nachfolgen. Dies fand einmal mehr in der Michelauer Johanniskirche in Form eines außergewöhnlichen Gottesdienstes statt.

Pfarrer Dr. Christian Frühwald hatte dazu den heimischen Krimiautoren Volker Backert eingeladen. In einem Dialog analysierten die beiden die Lebenssituation des Kommissars der Coburger Mordkommission Charly Hermann, wie sie von Volker Backert in seinem ersten Frankenkrimi "Das Haus vom Nikolaus" beschrieben wird.

Volker Backert las dazu zunächst eine Passage aus seinem Erstlingswerk vor. Eine Stelle, die er selbst als sehr bedeutungsvoll bezeichnet, weil sie sich auch mit der grundlegenden Frage "Gut und Böse" auseinandersetzt. Passend zur Dramaturgie wurde die Lesung mit der Tatortmelodie an der Orgel eingeleitet.

Der erfolggewohnte Kommissar, der sein Selbstwertgefühl in erster Linie aus seinen Fahndungserfolgen speist, ist an einem der Tiefpunkte seines Lebens angelangt. Zwar hat er sein Alkoholproblem weitgehend überwunden, auch mehrere gescheiterte Beziehungen belasten ihn kaum noch, doch was ihm enorm zu schaffen macht, das sind drei rätselhafte brutale Morde an jungen Frauen, die die Öffentlichkeit in Angst und Schrecken versetzen. "Ist die fränkische Polizei überfordert?", fragt mit spitzer Feder die Presse.

"Was trägt, wenn nichts mehr trägt" lautet die existenzielle Frage, die der Autor und Pfarrer Dr. Christian Frühwald zu ergründen versuchen. Es mutet fast wie ein Wink des Schicksals oder eine höhere Fügung an, dass Charly Hermann auf der Heimfahrt von einer Pressekonferenz einen Zwischenstopp am Mainufer einlegt. Dort entdeckt er eine kleine Kapelle. "Man müsste mal wieder eine Kirche von innen sehen" spiegelt der Text die Gedanken des Kommissars. Dieser atmet die Atmosphäre des Gotteshauses ein. In der Rückbesinnung auf sich selbst findet Charley Hermann Ruhe und Frieden.

Angesichts des geschundenen Christus am Kreuz erinnert er sich daran, dass es am Ende der Zeit eine endgültige Gerechtigkeit geben muss. "Gerade weil alles so unglaublich war, musste man hoffen und glauben!" Damit wird die Hoffnung zum Grundmerkmal des christlichen Glaubens.

Doch Charley Hermann kommt zu einer weiteren Einsicht. Es macht keinen Sinn auf das Jüngste Gericht am Ende der Zeit zu warten. Jeder Einzelne ist gefordert etwas gegen die Ungerechtigkeit in dieser Welt zu tun. Und so stellt er sich seinem Auftrag als Polizist. Es ist seine Berufung, wobei Berufung in der Auslegung von Volker Backert bedeutet, dass jeder seine Stärken und Schwächen erkennt und sich entsprechend einsetzt.

Kraft schenken können aber auch die Erfahrungen anderer. Eindrucksvoll erinnerte Backert am Ende der Konversation an eine Inschrift, die man an einer Wand des Warschauer Ghettos gefunden hat. Unvorstellbare Zustände herrschten da in diesem Ghetto in dem 350 000 Menschen aller Altersgruppen zusammengepfercht waren. Mit 184 Kalorien pro Tag und Kopf waren Auszehrung und Krankheiten wie Flecktyphus an der Tagesordnung. Und dennoch wurde die Kraft des Glaubens in der folgenden Inschrift deutlich: "Ich glaube an die Sonne, auch wenn sie nicht scheint. Ich glaube an die Liebe, auch wenn ich sie nicht spüre. Ich glaube an Gott, auch wenn ich ihn nicht sehe."

Dieser Glaube an Gott und an Jesus Christus kommt auch im Bibeltext zu Ausdruck, den der Pfarrer Dr. Christian Frühwald zum Inhalt seiner Lesung machte.

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