Ilona Gütter aus Coburg ist mit der ganzen Familie und zwei Enkeln da. Sie weiß um die unrühmliche Vergangenheit des Turms: "Trotzdem vermittelt der Turm mir Ruhe."
In den Überresten der alten Propstei im Grabungsmuseum liest der Coburger Volker Backert - nur von einer kleinen Lampe beleuchtet - aus seinen Coburg-Krimis "Das Haus vom Nikolaus" und "Todesfessel". Passend zur Kulisse sucht er sich die gruseligsten Stellen aus - und zieht damit die erwachsenen Zuhörer in seinen Bann. Auch Michael Tröbs vom Stadtarchiv freut sich über seinen Gast: "Es muss zum Ambiente passen und ist etwas Besonderes."
Zeitgleich eröffnet die Coburger Landesbibliothek eine Ausstellung, die das Künstlerbuch zum Thema hat. Mit dabei sind die "Liebesbriefe" des Kronacher Künstlers Ingo Cesaro, versehen mit Steindrucken von Robert Reiter aus Untersiemau sowie Gedichte und kleine Geschichten von Erhard Flechsig (Sonnefeld).
Musikalisch lockt eine Vielfalt: Ob Gitarrist Stephan Bienwald Michael Jackson-Klassiker neu vertont, Ignaz Netzer akustischen Gitarrenblues ertönen lässt oder die virtuose Interpretation des Nuevo-Flamenco von Café del Mundo, sie alle finden in der Museumsnacht ihre begeisterten Zuhörer. In der Lutherkapelle wartet das Frauen-Terzett Cantemus mit einem im Jahr 1994 geschriebenen Werbespot für Delta-Airlines auf, verspricht aber auch sanfte Töne von Simon und Garfunkel. Im Andromedasaal in der Ehrenburg spielt der Musik-Kabarettist Klaus-André Eickhoff schelmisch mit der deutschen Sprache: "Warum wird aus fügen fügte und gefügt, so hieße es doch lügen lügte und gelügt." Direkt nebenan begeistert die Formation "Wildes Holz" mit Kontrabass, Gitarre und entfesselter Blockflöte.
Veste bunt illuminiert
Langsam wird es dunkel. Im Hof der Ehrenburg hören sich die achtjährige Aaliyah und ihre Freundin Fabienne die Greyhound-Band an. "Wir möchten uns mit unseren Müttern aber noch den Garten des Naturkundemuseums ansehen. Wir finden den mit Lichtern so schön." An den Arkaden lassen ausgewählte Künstler aus zwölf Coburger Schulen ihre großformatigen Werke sprechen und von oben lockt der Hofgarten mit Ost- und Westpavillon.
In der Dunkelheit kommen die Illuminationen auf der Veste richtig zur Geltung. Einige Gebäude werden farbig angestrahlt, die Bilder wechseln sekündlich. Einer Eule folgt ein Spiralnebel, Sternenornamente, Graffitis, Schmetterlinge, das Friedenszeichen. Applaus auf der vorderen Bastei: Hier zeigen "Jonglissimo" aus Österreich ihre Kunst. Neun leuchtende Keulen wirbeln virtuos durch die Nacht, wechseln immer wieder die Farben. Am Ende landen sie gut ausbalanciert auf dem Kinn.
Die "Nacht der Kontraste" hat sich als Kulturevent etabliert.