Die Arbeitslosenquote stieg im Juni um 0,1 Prozentpunkte auf 3,8 Prozent. Das ist laut Arbeitsagentur der höchste Juniwert seit zehn Jahren (4,2 Prozent im Juni 2010). Damals ging gerade die Weltfinanzkrise zu Ende. Vor einem Jahr betrug die Quote 2,7 Prozent.
"Die zunehmenden wirtschaftlichen Lockerungen zeigen erste Wirkung", erklärt Brigitte Glos, Leiterin der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit flache seit zwei Monaten sehr deutlich ab. Im Juni habe es weniger Entlassungen als vor einem Jahr gegeben. Es werde wieder mehr eingestellt. Die Unternehmen seien bei Auswahlprozessen nicht mehr so zurückhaltend wie in den Monaten zuvor. Brigitte Glos: "Motivierte, flexible Fachkräfte haben zunehmend Chancen."
Die meisten Arbeitsaufnahmen gab es im Juni mit 245 in Produktionsberufen. Im kaufmännischen Bereich waren es 196 Einstellungen, bei Verkehr- und Logistik waren es 136, 13,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Gastronomie- und Lebensmittelbereich wurden 99 Personen eingestellt, 16,5 Prozent mehr als im Vorjahr. In Gesundheitsberufen waren es 83 Menschen, und in Reinigungsberufen 45 Personen.
Seit Beginn der Corona-Krise haben im Agenturbezirk Bamberg - Coburg insgesamt 6758 Betriebe Kurzarbeit für voraussichtlich 96 628 Arbeitskräfte angezeigt. "Wir spüren noch keine Anhaltspunkte, dass die Firmen auf größere Entlassungen umstellen", erklärte Birgitte Glos. Sie setzten auf Kurzarbeit, um die Durststrecke zu überbrücken. Denn spätestens nach Corona würden sie wieder mit der Frage der Fachkräftegewinnung bei schrumpfender Bevölkerung konfrontiert.
Anders als in der damaligen Weltfinanzkrise nutzen viele die Auszeit und qualifizieren ihre Mitarbeiter mit der Unterstützung der Agentur für Arbeit für den in absehbarer Zeit kommenden Aufschwung.
Trotz der ersten positiven Tendenzen rechnet die Agentur-Chefin in den kommenden beiden Monaten mit einem leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit, da sich Schulabgänger, Studienabsolventen und nicht übernommene Berufsabsolventen in dieser Zeit vorübergehend arbeitslos melden. Es gebe erste Anzeichen dafür, dass es in diesem Jahr mehr sein werden als in den letzten.
aa/mar