Coburg Michael Busch hofft auf die Zweitstimmen

Christoph Scheppe

Der Landrat verfehlt den direkten Einzug in den Landtag. Lange Gesichter und gedrückte Stimmung bei den Genossen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Coburg - Über die Erststimme hat es nicht geklappt: Landrat Michael Busch (SPD) ist es nicht gelungen, das Direktmandat im Stimmkreis Coburg zu erringen. Obwohl er im Wahlkampf auf Sieg gesetzt hatte, musste er sich mit 22,3 Prozent seinem CSU-Kontrahenten Martin Mittag deutlich geschlagen geben. Jetzt hoffen er und die Genossen an der Itz, über die Oberfrankenliste doch noch ins Maximilianeum einziehen zu können. Ob sich dieser Wunsch erfüllt, bleibt angesichts des schlechten SPD-Ergebnisses fraglich.

Zitterpartie hin, Zitterpartie her: Busch machte am Sonntagabend keinen Hehl daraus, mit dem verpassten Direkteinzug sein persönliches Ziel verfehlt zu haben. Bei der von einer gedrückten Stimmung geprägten Wahlparty im "Schwarzen Bären" räumte er seine Niederlage unumwunden ein: "Ich bin enttäuscht und frustriert." Einen Grund für die Niederlage sah er in dem schlechten Bild, das die SPD sowohl auf Bundes- als auch Landesebene abgebe. Er selbst habe an den Ständen und bei Veranstaltungen viel Zuspruch erhalten. "Vielleicht wollten die Landkreisbürger mich auch lieber als Landrat behalten", sagte er und dankte allen Ortsvereinen und besonders den Jusos für die Unterstützung.

Bereits um 18.55 Uhr stand für den ehemaligen Coburger Oberbürgermeister Norbert Kastner fest, dass das Direktmandat für Busch außerhalb der Reichweite ist. Zwar lagen zu diesem Zeitpunkt erst Ergebnisse aus sechs Stimmbezirken vor, der Abstand zu Mittag sei "schon zu groß, um noch was reißen zu können". Dass die Grünen in der Momentaufnahme noch vor den Sozialdemokraten rangierten, konnte sich der SPD-Zweitstimmenkandidat für die Bezirkstagswahl erst recht nicht erklären.

"Wir haben vor Ort einen guten Wahlkampf mit einem guten Kandidaten gemacht. An Michael Busch hat es mit Sicherheit nicht gelegen", resümierte Stadtverbandsvorsitzender Stefan Sauerteig. Das Abschneiden der SPD auf Landesebene sei mehr als enttäuschend. "Es muss was passieren. Die Leute wollen von uns Sozialdemokraten eine Vision", sagt er. Die Stimmung habe den Grünen sowohl in der Stadt Coburg als auch auf Landesebene in die Karten gespielt. "Im Falle einer Koalition mit der CSU werden sie aber gegen Windmühlen anrennen."

Die Analyse des SPD-Kreisvorsitzenden Carsten Höllein fiel nahezu identisch aus. Der Partei sei es im Freistaat nicht gelungen, mit ihren "wichtigen und richtigen Themen durchzudringen. Da hätte man noch mehr zuspitzen müssen, um das eigene Profil zu schärfen", sagte er. Auf lokaler Ebene habe man "alles gegeben und für unsere Inhalte geworben". Michael Busch attestierte er einen "äußerst engagierten und couragierten Wahlkampf".

Dem pflichtete Neustadts Oberbürgermeister und Bezirkstags-Spitzenkandidat Frank Rebhan bei. Die Partei sei "in der Geiselhaft von Berufsfunktionären, die in den Gremien nur die reine Lehre predigen". Daraus resultiere ein Kontaktverlust zu den Menschen und zu deren Sorgen und Nöten. "Jetzt hilft nur noch Galgenhumor", sagte er angesichts des desaströsen landesweiten Abschneidens und forderte eine zügige Analyse und Aufarbeitung. "Es muss alles auf den Prüfstand."

Bilder