Coburg Mit Augenmaß und Euphorie

Am Landestheater Coburg erwachte seine Theaterleidenschaft: Daniel Morgenroth. Foto: privat

Daniel Morgenroth wird Generalintendant in Görlitz-Zittau. Der gebürtige Coburger stellt sich der Herausforderung "mit großem Enthusiasmus".

 
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Görlitz / Konstanz / Coburg - "Mein Herz hängt am Theater", sagt Daniel Morgenroth - und das hat viel mit Coburg zu tun: Im Landestheater erwachte schon in jungen Jahren seine Begeisterung für die Bühne, die zur Profession werden sollte und zügig die Karriereleiter aufwärts führte. Im kommenden Jahr wird der gebürtige Coburger, der im unterfränkischen Memmelsdorf aufgewachsen ist, Generalintendant des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau. Derzeit ist der 36-Jährige stellvertretender Intendant und persönlicher Referent am Theater Konstanz.

Schon mit elf Jahren sammelte Daniel Morgenroth erste Bühnenerfahrungen in der Theatergruppe des Eberner Gymnasiums. Auch außerhalb der Schule eroberte er die Kleinkunstszene der Region mit der Improtheatergruppe Käxäknäx . Nach Abitur und Zivildienst fand er auf Umwegen zum Profitheater: Nach Anglistik, Spanisch und Wirtschafts- und Kulturwissenschaften an der Universität Passau studierte er Text & Performance Studies an der Royal Academy of Dramatic Art und dem King’s College London.

"Eigentlich wollte ich Schauspieler werden", erinnert sich Morgenroth, doch er fand zusehends Gefallen am Regiefach, das er an der Seite eines berühmten Theaterzauberers in New York und weltweit studieren konnte: 2009 bis 2010 war der Unterfranke persönlicher Assistent von Robert Wilson. Auch während seiner anschließenden Tätigkeit als Dozent für Englische Literatur- und Kulturwissenschaften von 2011 bis 2017 an der Universität Würzburg war er "theatralisch" aktiv und stellte die English Drama Group der Uni neu auf.

Das zeitgenössische Theater beschäftigt den vielseitigen Theatermann in Theorie (Promotion 2015) und Praxis: Mit seiner Performancegruppe "Knights of the Light Entertainment" realisierte er experimentelle Stücke in Passau und Würzburg. Weitere künstlerische Stationen führten ihn an das Watermill Center New York sowie zum Edinburgh Fringe Festival. Neben seiner Arbeit als Regisseur und Dramatiker beschäftigt er sich auch mit Kapitalismuskritik, Meeresbiologie und Konzeptkunst.

An seine neue Aufgabe geht der 36-Jährige "mit großen Enthusiasmus" heran - wohl wissend, welche Herausforderungen ihn in Görlitz und Zwickau erwarten. Mit einem "tollen Team im Hintergrund" werde er den Spagat schaffen, erklärt Morgenroth, der sowohl die künstlerische als auch die wirtschaftliche Leitung des Hauses übernimmt. Dabei will der neue Chef sowohl "mit ruhiger Hand und klugem Auge" vorgehen, aber auch mit "künstlerischer Euphorie", wie er im Gespräch mit der Neue Presse versicherte. Die ohnehin angespannte wirtschaftliche Situation des Vier-Sparten-Hauses wurde durch die Coronakrise zusätzlich verschärft, Beobachter sprechen von einer drohenden "finanziellen Katastrophe". Der designierte Intendant warnt deshalb: "Wir dürfen die Kultur nicht kaputtsparen!". Gerade die Coronakrise habe gezeigt, dass sie ein essenzieller Teil der Gesellschaft ist, "ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen und miteinander reden".

Vom Bodensee kehrt Daniel Morgenroth immer mal wieder in die fränkische Heimat zurück, wo seine Familie lebt. Für Theaterbesuch fehlt dabei meist die Zeit, doch das letzte Highlight, das er im Landestheater vor sechs Jahren erlebte, ist ihm unvergessen: Wagners "Lohengrin".

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