Birkig Neustadter Alpakas als flauschige Therapeuten

Peter Tischer

Wer ein Alpaka streicheln darf, der ruht in seiner Mitte. Die Tiere aus den Anden dulden nämlich keinen Stress. In Neustadt lebt eine ganze Herde der genügsamen Tiere.

 
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Birkig - Um die 100 Schwalben begrüßen den Besucher des Hofs der Familie Dressel. Doch nicht ihnen gilt das Interesse, sondern einer anderen Spezies, die eigentlich in den Anden zu Hause ist: den Alpakas. Seit Mai 2012 leben sie im Neustadter Stadtteil und sind bestens integriert. "Wir haben derzeit 32 Alpakas, davon allein in diesem Jahr neun Neugeborene", freut sich Sandra Dressel-Pal. Aber auch Freya, Fee, Mausi, Mississippi, Brumado und so etwas wie der heimliche Star der Alpaka-Herde, Blue, fühlen sich pudelwohl in Birkig. "Blue war eine der ersten, die wir geholt haben", erläutert Dressel-Pal. "Ihr Name rührt von ihren blauen Augen und alle Besucher fragen immer nach ihr."

Begehrte Wolle

Das Alpaka ist eine aus den südamerikanischen Anden stammende, domestizierte Kamelform. Die Tiere werden etwa 20 bis 25 Jahre alt.

Die Wollproduktion je Alpaka liegt bei etwa drei bis acht Kilogramm im Jahr. Die Wolle ist weltweit von der Textilindustrie sehr begehrt. Die Faser zählt neben Kaschmir und Seide zu den edelsten Naturfasern.

Aufgrund des ruhigen und friedlichen Charakters der Alpakas werden sie auch in der tiergestützten Therapie eingesetzt.

Die Pandemie beschäftigt aber auch den Alpaka-Hof. Es ist jedoch nicht das Virus, das den Tieren schadet: "Ich durfte bis Ende Juni auch keine, oder nur unter Auflagen, Wanderungen mit unseren Alpakas durchführen", erläutert sie. "Seit Juli läuft es wieder normal, weil ich pro Wanderung eh nur eine Familie mitnehme." Wie beliebt ihre Wanderungen sind, zeigt Dressel-Pal auf: "Wir sind, was Samstags-Wanderungen betrifft, bis ins kommende Jahr ausgebucht."

Tiergestützte Therapie ist längst auch ein Wort bei Sandra Dressel-Pal, denn: "Alpakas vermitteln dank direktem Blickkontakt und ihrem weichen Vlies Geborgenheit, Vertrauen, Selbstwertgefühl, Mut und Wahrnehmung des eigenen Körpergefühls. Da Alpakas sehr sensibel und feinfühlig sind, kann nur jemand einem Alpaka nahekommen, der sich selbst in seiner Mitte befindet. Alpakas bringen Menschen ins Gleichgewicht und laden zur Entspannung ein." Welch ausgeprägtes Sozialverhalten die Alpakas haben, zeigt Dressel-Pal an einem Beispiel auf: "Mich hat besonders beeindruckt, dass bei der Geburt die Alpakas einen Schutzwall um die Mutter gebildet haben und niemanden durchließen, bis das Kleine auf der Welt war. Die Neugeborenen werden nicht trocken geleckt von der Mutter, sondern die summen ihrem Nachwuchs etwas vor."

Die Alpakas sind zudem genügsame Tiere: "Sie weiden unsere Wiese, werden im Winter und bei Bedarf mit Heu gefüttert. Bei schlechtem Wetter gehen sie nicht etwa in die Unterstände, das gefällt denen", schmunzelt Dressel-Pal. Einmal im Jahr werden die Alpakas geschoren, ähnlich wie Schafe. "Doch es gibt maximal acht Kilogramm Wolle", erläutert die Züchterin. "Das erklärt auch den höheren Preis, doch die Wolle ist fast so wie Kaschmir", ergänzt sie. Die grob gesäuberte Wolle sendet sie zur weiteren Verarbeitung an eine deutsche Firma und lässt aus der ersten Qualität Garn, Mützen und Schals herstellen. "Die zweite Qualität eignet sich vorzüglich als Füllmaterial für Betten", zeigt Dressel-Pal auf.

Um in die Riege der Züchter aufgenommen zu werden, müsse sie Faserproben nach Australien senden, dort wird der Faserwert bestimmt und dann dürfe gezüchtet werden. Mit einem Vorurteil, das durch Facebook geistert, wollen die Dressels ein für alle Mal aufräumen: "Unsere Alpakas werden natürlich nicht geschlachtet. Wir haben sie, um ausschließlich Wolle zu gewinnen."

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