Dass dieser Aufbau möglich ist, hat er als Leiter des Forstamtes Bad Reichenhall bewiesen. Und das ist ihm wichtig: Vom Wald wird im Zuge von Klimaerwärmung und Energiekrise in den kommenden Jahrzehnten einiges erwartet. Um für Hochwasserschutz, Trinkwasser, Rohstoffe und Erholung sorgen zu können, muss sich der Wald wandeln - in "einen möglichst stabilen und naturnahen Mischwald, so wie früher", sagt Meister. Dieser "Waldrückbau" funktioniert nur dann mit wenig Geld, wenn sich alle standortheimischen Pflanzen voll entwickeln können. Gerade beim Übergang vom alten zum jungen Wald sei das in Deutschland nur auf wenigen Prozent der Waldfläche möglich: Weil die allzu vielen Rehe einige der besonders wichtigen "Pionierpflanzen" schon abfressen, bevor sie richtig aufwachsen können. Was übrig bleibt, ist für den kleinen Reh-Magen kaum verdaulich: Harte Gräser, Kiefern und Fichten. Einen artenreichen Wald mit Eichen, Ahornen, Eschen, Linden, Tannen und vielen Strauch- und Krautarten gibt es oft nur hinter wildabweisenden Zäunen.
Mit Leib und Seele Förster
Mit seiner Theorie von "Wald vor Trophäenjagd" ist der ehemalige Förster für die meisten Jäger ein rotes Tuch. Weder das oft schon ganzjährige Füttern und "Ankirren" noch die selektive Jagd von Hochständen am Waldrand aus kann er befürworten. Er kennt die Überlebensstrategien der Rehe und meint liebevoll: "Ich muss das immer wieder bewundern, wie diese Tiere es schaffen, sich so zu verstecken, dass möglichst wenige von ihnen getötet werden." Und er, der er "immer mit Leib und Seele Förster gewesen" sei, ist überzeugt: "Ich muss den Wald so nutzen, dass er meinen Enkeln noch genauso großen Nutzen bringt."
Seit 60 Jahren schon fotografiert er den Wald, dokumentiert Entwicklung und Zusammenhänge. In Aufsätzen, Büchern und Bildbänden hat er seine Entdeckungen publiziert. dg