Coburg Pressack gegen Aluhüte

Chili-Challenge statt Biergarten-Blutbad: Helmut Vorndran überraschte seine Fans mit scharfen Früchten aus eigenem Anbau. Foto: Ungelenk

In Helmut Vorndrans zehntem Krimi tummeln sich mal wieder skurrile Typen und talentierte Tiere. Weltpremiere feierte "Das Makarov-Puzzle" im "Hungry Highlander" - aus gutem Grund.

 
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Coburg - Friedvoll-fröhlich geht der Tag zur Neige. Kein Blutbad im Biergarten, nicht mal eine läppische Leich’. Und weit und breit kein Killer in Sicht. Müssen wir uns Sorgen machen um den fränkischen Krimipapst? Hat Helmut Vorndran schon vor dem Sechzigsten die Altersmilde befallen?

Schmarrn. Natürlich wird auch in seinem neuen Buch ordentlich gemordet, sonst hätten die Kommissare Haderlein und Lagerfeld mitsamt ihrer schweinischen Spürnase Riemenschneider ja nichts zu tun. Was die Bamberger Kriminaler in ihrem zehnten Fall umtreibt, verrät der Autor allerdings mit keinem Sterbenswörtchen bei der Weltpremiere, zu der die Buchhandlung Riemann die Fans am Dienstag gewissermaßen an einen Tatort gelockt hat: Im Hungry Highlander zu Coburg trägt sich im "Makarov-Puzzle" zwar kein Verbrechen zu, aber doch eine spektakuläre Begegnung zweier Sonderlinge.

Beim Versuch, hier seinen Seelenschmerz und seine akute Unterhopfung zu bekämpfen, kollidiert der frisch von Frau und Kind getrennte Kommissar Bernd Schmitt alias Lagerfeld nämlich mit dem berühmt-berüchtigten "Coburger Sänger", dem bereits in einigen Vorndran-Krimis heftige Unbill widerfuhr. Diesmal erleidet der Ärmste lediglich einen kapitalen Vollrausch, der mit der eigentlichen Handlung nicht das Geringste zu tun hat. Aber gerade diesem mit süffiger Ironie blumig auserzählten Dekor verdanken die Vordranschen Wälzer ja ihren Reiz und ihre Fülle - auch der druckfrische bringt es mit gut 300 Seiten auf ein anständiges Preis-Leistungs-Verhältnis. Zur Feier des Jubiläums - es handelt sich um Krimi Nummer 10 - fährt der zum Autor konvertierte Kabarettist im "Makarov-Puzzle" etliche seiner zwei- und vierbeinigen Nebenhelden auf, die sich durch ein abnormes Maß an Skurrilität auszeichnen. Entsprechend hoch steigt der Spaßpegel im malerischen Hinterhof des Highlander, dessen Premiere als Lesungs-Location im Nu ausverkauft war. Mit glucksendem Vergnügen goutieren die Fans das Wiederhören mit guten alten Bekannten wie dem sozial minderbegabten Erlanger Gerichtsmediziner Prof. Siebenstätter, der mit absonderlichen Theorien zur störanfälligen weiblichen Software zu misogyner Höchstform aufläuft.

Keineswegs überraschend, aber immer wieder erheiternd sind Vorndrans rassistische Seitenhiebe gegen seinen Heimatstamm der Unterfranken, dessen Verkehrs- und Lebensuntüchtigkeit er diesmal am Beispiel eines renitenten Rentners detailfreudig ausführt: Gegen die Bürgerwut des mit gusseisernen Bratpfannen bewaffneten Pegida-Greises haben polizeiliche Deeskalationsstrategien keine Chance.

Auch im Zentrum des Geschehens steht ein Exemplar jener Verschwörungstheoretiker, die gerade ihren Protest gegen jede Form vernunftgeleiteter Politik auf Deutschlands Straßen tragen. Die Romanfigur Georg Schugg entstand zwar kurz vor Ausbruch der Pandemie, doch mit seinen kruden Thesen über die Klimaerwärmung fühlte sich der amtsbekannte Querulant gewiss auch gut aufgehoben im Kreise der Corona-Leugner und Fakten-Verächter.

Was es mit seinem plötzlichen Verschwinden auf sich hat, verrät Helmut Vorndran den Besuchern seiner Premierenlesung zwar ebensowenig wie die Bedeutung der Chili-Schote auf dem Cover des aktuellen Krimis. Doch dafür lädt er die Fans ein zur Chili-Challenge mit selbstgezüchteten Scharfmachern und schürt die Neugierde auf den neuen Star im Ermittlerteam: Im siebenköpfigen Wurf des zur glücklichen Muttersau gereiften Polizeiferkels Riemenschneider zeigt sich nämlich ein kriminalistisches Naturtalent mit dem hübschen Namen Pressack. Alles deutet darauf hin, dass es nicht als solcher enden wird.

Weitere Lesungen: 14. August, 19 Uhr, CVJM Altenstein; 27. August, 19 Uhr,

Buchhandlung Stache, Neustadt: 5.

September, 19 Uhr, Jagdschloss

Bad Rodach

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