Coburg Reifezeugnisse gibt's im Drive In

Norbert Klüglein

200 Abiturienten von Fachoberschule und Berufsaufbauschule fahren an der HUK-Arena vor und holen sich die Urkunden ab. Eine gemeinsame Feier im Kongresshaus hat die Pandemie verhindert.

 
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Coburg - Es ist ein bisschen wie bei der Oscar-Verleihung: Der rote Teppich wird noch mal sorgfältig gereinigt, die Getränke stehen kühl, Seifenblasen wirbeln durch die Luft und die Menschen stehen Spalier. Fehlen nur noch die Promis. Die sind in dem Fall weder Schauspieler noch Regisseure oder Songschreiber, sondern Abiturienten.

Die besten Absolventen

Schulbester: Vincent Harant

Fachoberschule, 12. Klasse:

Bester in der Ausbildungsrichtung Technik: Jonas Schmailzl; Beste in der Ausbildungsrichtung Wirtschaft: Chantal Heublein; Beste in der Ausbildungsrichtung Gesundheit: Sarah Sänger

Fachoberschule, 13. Klasse:

Beste in der Ausbildungsrichtung Sozialwesen: Julia Robisch; Beste in der Ausbildungsrichtung Wirtschaft: Jana Uspik

Berufsoberschule:

Bester in der Ausbildungsrichtung Technik: Tom Cigan; Bester in der Ausbildungsrichtung Wirtschaft: Luis Melloni; Beste in der Ausbildungsrichtung Sozialwesen: Lena Obermüller

Die Regiomontanusschule Coburg hat sich in diesem Jahr etwas ganz Besonderes für die Übergabe der Reifezeugnisse einfallen lassen: Um den Hygieneregeln Genüge zu leisten, werden die Urkunden, die den erfolgreichen Besuch von Fachoberschule und Berufsaufbauschule bescheinigen, am Mittwochnachmittag an einer Art Drive-In-Schalter auf dem Gelände der HUK-Arena verteilt. Nach und nach rollen die ehemaligen Schülerinnen und Schüler vor, Schulleiter Gerhard Schmid und die jeweiligen Klassenlehrer reichen die Abizeugnisse in die Autos und das ganze Lehrerkollegium applaudiert dazu.

Für das Defilee haben die jungen Leute die unterschiedlichsten Fahrzeuge aufgeboten: Da rollt die Luxuslimousine hinter dem Geländewagen. Natürlich sind Cabriolets dabei und auch ein paar Youngtimer. Selbst ein Feuerwehrauto ist im Abi-Einsatz. Hauptsache außergewöhnlich, scheint die Devise zu lauteten. Den Vogel schießt wohl der Schulbeste ab: Vincent Harant hat eine Stretch-Limousine gemietet. Genauer gesagt einen 10,5 Meter langen Hummer, der nur mit Mühe um die engen Kurven kommt. Drinnen feiern Familienangehörige und Freunde von Vincent den 1a-Schulabschluss schon vor der Zeugnisübergabe - natürlich standesgemäß mit Schampus.

"Das ist absolut cool hier", freut sich auch Schulleiter Gerhard Schmid. Allen scheint diese Art der Abschlussfeier große Freude zu bereiten. "Wir hatten die Wahl die Zeugnisvergabe in kleinen Gruppen zu organisieren oder die Urkunden mit der Post zuzustellen", erklärt Schmid. Dann kam aus den Reihen der Schüler der Vorschlag, den Drive-In einzurichten. So reihen sich jetzt jede Menge Fahrzeuge Stoßstange an Stoßstange, deren Lenker geduldig darauf warten, vor den Pavillon mit den Zeugnissen rollen zu dürfen.

"Da wir nicht nur 20 oder 30 Abiturienten pro Jahrgang haben, sondern regelmäßig mehrere hundert, findet die Abschlussfeier üblicherweise im Kongresshaus statt", erklärt Anja Golle, die stellvertretende Schulleiterin von BOS und FOS. In Zeiten von Corona erschien es allerdings sowohl den Schülern wie den Lehrkräften zu riskant 200 Absolventen nebst Klassenlehrern und Eltern in das Tagungszentrum einzuladen. Also buchte die Schule den Parkplatz an der HUK-Arena und organisierte alles, was für die Vorfahrt notwendig war.

Unter deren Dach der Regiomontanusschule haben die Fachoberschule Coburg (FOS) und die Berufsaufbauschule Coburg (BOS) ihren Platz. Beide Lehranstalten führen zum Abitur. Entweder zur Fachhochschulreife, wenn Absolventen die Schulen nach der zwölften Klasse verlassen oder zur fachgebundenen Hochschulreife bzw. der allgemeinen Hochschulreife, wenn sie noch ein weiteres Jahr und eine zusätzliche Fremdsprache dranhängen. In diesem Jahrgang scheint der Ehrgeiz der jungen Leute besonders hoch zu sein, den Weg für ein universitäres Studium frei zu machen. 22 haben die fachgebundene Hochschulreife erlangt, 13 davon sogar die allgemeine Hochschulreife.

In einem Schreiben an jeden der Absolventen, das den Zeugnissen beigefügt war, würdigt Schulleiter Gerhard Schmid die bewundernswerter Disziplin und das hohen Maß an Verantwortungsbewusstsein, mit dem die Abiturienten die schwierige Zeit vor den Abschlussprüfungen gemeistert hätten. "Allein dadurch haben Sie gezeigt, dass Sie das Reifezeugnis wirklich verdient haben", betonte er. Bedingt durch die Corona-Pandemie habe nämlich der Unterricht innerhalb weniger Tage auf digitales Lernen umgestellt werden müssen. Die Regiomontanusschule werde die heutigen Absolventen als ersten Jahrgang in Erinnerung behalten, der das Abitur unter Pandemiebedingungen abgelegt und die Hochschulreife im "Zeugnis-Drive-In" in Empfang genommen habe, betonte Schmid.

Die stellvertretende Schulleiterin Anja Golle freute sich besonders, dass alle Schülerinnen und Schüler der neu eingeführten Ausbildungsrichtung Gesundheitswesen die Hürden der Abiturprüfung gemeistert haben. Mehr als die Hälfte der Klasse hätten sich ferner dazu entschlossen noch ein Jahr länger zu bleiben um die fachgebundene oder allgemeinen Hochschulreife zu erlangen.

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