Coburg Schlägerei am Goldbergsee: Wer hat gegen den Kopf getreten?

Mathias Mathes

Im Prozess um eine Schlägerei am Goldbergsee bringen auch die Zeugen kaum Licht ins Dunkel.

 
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Coburg - Ein junger Mann ist am Maifeiertag 2019 massiv am Goldbergsee verprügelt worden. Er soll, schon am Boden liegend, potenziell lebensgefährliche Tritte gegen den Kopf bekommen haben. Doch wer hat geschlagen, wer getreten? Das Opfer konnte am Dienstag vor der Großen Jugendkammer am Landgericht Coburg keine konkrete Antwort auf diese Frage geben.

Die Coburger Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sechs junge Männer, alle um die 20, an dem Angriff beteiligt waren. Seit dem 14. September müssen sie sich wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung vor Gericht verantworten (die Neue Presse berichtete). Der Angeklagte L. war mit dem Opfer, das zu einer Gruppe von Maiausflüglern gehörte, in Streit geraten. Es kam zu einer Rangelei zwischen den beiden. Für L. war die Sache damit aber noch nicht erledigt. Vielmehr mobilisierte er mittels Anrufen und Sprachnachrichten seine Kumpel. Bald hatte es die Ausflugsgruppe mit sechs Gegnern zu tun.

Seine Gruppe habe sich nicht auf eine Auseinandersetzung einlassen wollen, berichtete der Geschädigte. Doch es habe nichts gebracht, das Feld zu räumen. L. und seine Freunde nahmen die Verfolgung auf. Bald seien sie von den Verfolgern mit leeren Plastik- und Glasflaschen beworfen worden. Mehrere der Verfolger hätten ihn umringt. Er habe gewusst, dass gleich etwas passieren würde. Was dann passierte, daran habe er keine Erinnerungen mehr. Was er als nächstes wahrgenommen hatte, war ein eingetroffener Krankenwagen.

Der Zeuge gab an, dass er betrunken gewesen sei, was seiner Erinnerung auch nicht zuträglich sei. Auf die Frage des Vorsitzenden Richters Dr. Christoph Gillot sagte der junge Mann, dass die körperlichen Wunden praktisch verheilt seien. Allerdings leide er bis heute psychisch unter dem Angriff. "Ich denke oft daran", sagte er. Er habe sich "ziemlich zurückgezogen" und könne sich bis heute nicht wirklich auf bestimmte Dinge konzentrieren, Richter Gillot zeigt dem Zeugen noch Fotos von den Tatverdächtigen. Ob er darauf einen der Angeklagten erkennt? Der Geschädigte schüttelt bei jedem Bild den Kopf.

Unter den Ausflüglern war auch eine junge Frau. Sie hatte schon zu Beginn der Schlägerei die Polizei gerufen. Auch sie berichtete, dass die Verfolger mit Flaschen warfen. Das Mitglied ihrer Gruppe, das vor ihr im Zeugenstand war, sei von den Verfolgern umringt worden und nach Schlägen ins Gesicht zu Boden gegangen. Aber: "Was am Boden passiert ist, habe ich nicht genau gesehen." Auf weitere Nachfrage des Richters, der der Zeugin ihre Aussage bei der Polizei vorhielt, berichtete die junge Frau dann doch von einem Tritt an den Hinterkopf des am Boden liegenden Opfers. Sie hatte den Eindruck, dass es ein kräftiger Tritt gewesen sei. Denn der Kopf des Geschädigten habe durch die Wucht sichtbar gezuckt. Wessen Fuß dies war, vermochte die Zeugin indes nicht zu sagen.

Zwei der sechs Beschuldigten haben sich bislang zu den Tatvorwürfen geäußert. Alle räumten ein, dass es mit der anderen Gruppe nicht nur zu einer verbalen Auseinandersetzung gekommen sei.

An Details will sich jedoch keiner erinnern. Tritte an den Kopf des Opfers hat keiner der Angeklagten zugegeben.

Weitere Verhandlungstermine: 23.,28. und 30. September. Beginn ist jeweils um 9 Uhr.

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