Bayreuth - Bertram vom Forsthaus ist dienstlich viel unterwegs. Im Jahr 2013 haben er und sein Kollege Erwin 33-mal nach Straftätern und 52-mal nach Vermissten gesucht. Im vergangenen Dezember war Bertram bei einem Mordfall im Coburger Stadtteil Beiersdorf ebenso im Einsatz wie bei der Suche nach einer Vermissten. Auch im Fall der am 8. Februar am Rande der Coburger Innenstadt vergewaltigten jungen Frau ist Bertram vor Ort. Vom Tatort am Neuen Weg in der Nähe der Frankenbrücke konnte der Fluchtweg des Täters über den Zentralen Omnibusbahnhof, das Parkhaus Zinkenwehr und den Anger bis zur Oberen Anlage rekonstruiert werden (siehe hier).

Bertram vom Forsthaus und Erwin von Haus Schladern sind Spezialisten auf vier Pfoten. Der braune, schlappohrige Hannoversche Schweißhund und der Griffon Bleu de Gascogne mit grau-weißem Fell gehören mit ihren Hundeführerinnen zum Operativen Ergänzungsdienst der Polizeidienststelle in Bayreuth. "Im Grunde reicht ein Geruchsmolekül, damit der Hund eine Spur verfolgen kann", sagt Polizeihauptmeisterin Anja Tittmann. Der Geruchsträger kann alles sein: ein Taschentuch oder ein Hosenknopf. Eigentlich waren auch Personensuchhund-Kollege Erwin und Polizeihauptmeisterin Severine Landgraf zum NP-Pressetermin eingeladen. Die Realität kam jedoch dazwischen. Der Griffon Bleu de Gascogne und Severine Landgraf waren in der Nacht zu einem Einsatz angefordert worden.

Schweißhund Bertram zeigt alleine auf dem Außengelände des Polizeipräsidiums sein Können: Die Autorin des Artikels gibt ein Halstuch an Hundeführerin Tittmann und geht über gewundene Wege in eine entlegene Ecke des Geländes. Bald darauf biegt Bertram an der signalorangefarbenen Leine um die Ecke. Obwohl er die Autorin als einzige Person auf dem Parkplatz sehen und abkürzen könnte, folgt er "blind" den unsichtbaren Geruchsmolekülen am regennassen Boden. Und zwar genau auf dem Umweg, den sie gegangen ist. Nach dem Finden gibt es Leckereien in Form von Wurstwürfeln aus der Plastikdose.

"Die Ausbildung zum Personensuchhund dauert zwei Jahre", berichtet Anja Tittmann. Als Rasse kommen nur Jagdhunde dafür infrage. "Die sind über Jahrhunderte hinweg auf das Suchen gezüchtet und selektiert worden", sagt die 34-jährige Polizeihauptmeisterin: "Jagdhunde haben viel mehr Riechzellen in der Nase." Bis zur Prüfung zum Personensuchhund haben Hund und Führerin dreimal pro Woche trainiert. Zu Hause ist Hund Bertram in Kronach bei Anja Tittmann. Er gehört aber nicht ihr, sondern dem Freistaat Bayern.

Als Personensuchhunde können Bertram und sein Jagdhundkollege Erwin ganz bestimmte Personen aufspüren, aber keine verlorenen Gegenstände. "Ein verloren gegangener Geldbeutel verliert keine Körperzellen", erklärt Anja Tittmann. Und die seien ausschlaggebend für einen Personensuchhund. Übrigens kann ein solcher auch an Geruchsträgern mit Spuren von mehreren Menschen die Spur eines Täters herausfiltern. "Wegen des Adrenalins riecht die Spur des Täters anders", weiß Tittmann und vergleicht dies mit der Geruchsspur eines gehetzten Wildtieres.

Die "Nasenarbeit" von Bertram sei übrigens ein anstrengender Job. "Sobald die Hunde intensiv riechen, schließen sie den Fang und können durch Hecheln keine Temperatur mehr ausgleichen." Es sei das sprichwörtliche "Jagdfieber", von dem sich der Hunde anschließend erholen müsse.

Das sei auch der Grund, warum Personensuchhund Erwin heute beim Pressetermin nicht dabei sein kann. Die längste "Individual-Fährte", auch "Trail" genannt, die Bertram bis jetzt habe verfolgen können, sei fast vier Kilometer lang gewesen, erinnert sich Hundeführerin Anja Tittmann. "Ein älteres und erfahreneres Tier schafft aber auch sieben bis acht Kilometer."

Ein Geruchsmolekül reicht, damit der Hund eine Spur verfolgen kann.

Polizeihauptmeisterin Anja Tittmann

Personensuchhunde

Personensuchhunde werden geschult, die Fährte einer bestimmten Person anhand ihres Individualgeruches zu verfolgen. Sie sind in der Lage, Spuren auf befestigtem Untergrund wie Straßen und Wege, aber auch im Wald über Feld und Wiesen zu verfolgen. Dem Hund ist es dabei egal, ob sich die gesuchte Person zu Fuß, mit einem Rad oder Pferd entfernt hat. Für einen professionellen Trailer sollte Ablenkung durch Wild, andere Hunde oder Menschenmengen kein Problem sein. Intensive Störgerüche werden vom gesuchten Geruch differenziert und ignoriert. Das gelingt ihm auch bei Spuren mit einem Alter von mehreren Tagen bis hin zu Wochen.

Personensuchhunde werden bei der Polizei mit dem Ziel der Suche und Festnahme von Straftätern sowie zur Auffindung von vermissten Personen eingesetzt.