Sportvereine leiden unter Corona

Coburg - Keine Spiele, keine Zuschauer, keine Einnahmen, eingeschränkter Sportheim- und Trainingsbetrieb, hohe Hygieneauflagen, Fixkosten: Die Corona-Pandemie trifft auch im Coburger Land insbesondere Sportvereine hart. Ob sie diese alle überstehen, ist trotz bereits ausgezahlter staatlicher Soforthilfen und anderer Zuwendungen nicht absehbar. Deshalb sieht der Sportbeirat des Landkreises nach wie vor akuten Handlungsbedarf. In der jüngsten Sitzung suchte das Gremium nach Mitteln und Wegen, damit Vereine möglichst schadlos aus diesem Dilemma herauskommen können.

Die Auswirkungen der coronabedingten Einschränkungen bringe vor allem die auf Zuschauereinnahmen angewiesenen Fuß- und Handballvereine in die Bredouille, sagte Beirats-Vorsitzender Hans-Joachim Lieb. Sein Vorschlag, per zeitlich befristeter Verdoppelung des Dispokredit-Rahmens unter Landkreis-Bürgschaft die Liquidität zu sichern, stieß während der Sitzung bei Vertretern von Sparkasse Coburg-Lichtenfels und VR-Bank Coburg auf wenig Gegenliebe. Beide Geldinstitute haben bereits im Frühjahr Spendenaktionen gestartet, Reste aus dem Sponsoring-Topf verteilt oder mit Corona-Soforthilfen Vereinen bei Projekten und Anschaffungen finanziell unter die Arme gegriffen.

Mit einem Dispokredit, so der Tenor der Banker, werde das Problem lediglich verschoben, aber nicht behoben, weil sich aktuelle Verluste nicht schnell wieder ausgleichen ließen. Stattdessen empfahl Albert Zrenner (Sparkasse Coburg-Lichtenfels) ein speziell auf gemeinnützige Vereine und Organisationen zugeschnittenes Kreditangebot der LfA Förderbank Bayern. Nach seinen Angaben können Summen zwischen 10 000 und 800 000 Euro bei Laufzeiten von fünf und zehn Jahren zum "Hammerzins" (O-Ton Zrenner) von 1,5 und 2,0 Prozent beantragt werden. Allerdings sei die Vergabe an Bedingungen gebunden. Zum einen müssten gemeinnützige Vereine mindestens seit 1. Januar 2019 tätig sein, zum anderen sei der Nachweis zu erbringen, dass sie zum Stichtag 31. Dezember 2019 nicht in finanziellen Schwierigkeiten waren.

Dass Corona vielen Vereinen Probleme bereite, stellte BLSV-Kreisvorsitzender Jürgen Rückert nicht in Abrede. Seiner Ansicht nach stehe jedoch ein Großteil der heimischen Vereine "nicht am Abgrund, weil sie in der Vergangenheit solide gewirtschaftet haben". Richtig hart treffe es hingegen diejenigen, deren Mannschaften in höheren Amateurklassen spielten oder tanzten. "Das sind im Landkreis vielleicht eine handvoll", sagte Rückert.

Allerdings befürchtet der BLSV-Kreisvorsitzende, dass viele Mitglieder im neuen Jahr ihren Vereinen den Rücken kehren, weil heuer ein Großteil des Spiel- und Trainingbetriebs nicht stattfinden konnte und damit das Gemeinschaftsgefühl auf der Strecke geblieben sei. "Mitgliedsbeiträge sind garantierte Einnahmen, die dann wegbrechen." Deshalb seien Vereine gut beraten, diesen Faktor bei der Finanzplanung zu berücksichtigen. Alles andere, so Rückert, sei "blauäugig", zumal geringere Mitgliedseinnahmen Abstriche bei der Förderung nach sich zögen.

Neben der Finanzlage machen vor allem die hohen Hygieneauflagen den Sportvereinen das Leben schwer. "Die Empfehlungen der Musterkonzepte lassen sich so gut wie gar nicht umsetzten", kritisierte der Meeder Bürgermeister und Sportbeirat Bernd Höfer. Dem pflichtete Jürgen Rückert bei: "Vieles ist nicht praktikabel und führt zu Irritationen." Das gelte sowohl für den Spiel- und Trainingsbetrieb als auch für von Vereinen betriebene Sportheime und Sportgaststätten.

Aufklärung tut Not, fasste Beiratsvorsitzender Hans-Joachim Lieb den Tenor der zweistündigen Sitzung zusammen. Deshalb regte er an, sämtliche für Sportvereine relevanten Informationen zu sammeln und auf der Landkreis-Homepage einzustellen. Darüber hinaus sollen die Sportbeauftragten der Städte und Gemeinden regelmäßig über Änderungen unterrichtet werden und ihrerseits den direkten Kontakt zu den Vereinen suchen.