Trotzdem: Alle "Altlasten" sind bei der Therme noch nicht beseitigt. Das klang in der Juni-Sitzung des Coburger Stadtrats durch, als von Bad Rodach die Vorlage der Jahresabschlüsse ab 2018 mit Nachdruck eingefordert wurde. Geschieht das nicht bis zum 30. Juni 2021, kann Coburg aus dem öffentlich-rechtlichen Vertrag aussteigen. Der Kreistag räumte der Stadt dazu in der vergangenen Woche ein Sonderkündigungsrecht ein.
Bad Rodachs Kämmerer Michael Fischer und Bürgermeister Ehrlicher können die damit verbundene Kritik verstehen. Sie verweisen allerdings auf Schwierigkeiten, die Abschlüsse von 2013 bis 2015 fertig zu stellen. Unter anderem, weil ehemalige Betriebsleiter bei der Prüfung nicht mehr einbezogen werden konnten und auch Unterschriften verweigerten. Es habe keinen Sinn gemacht, Zahlen, die eventuell falsch sind, in die Abschlüsse der Folgejahre zu übernehmen. Deshalb seien sie erst einmal liegen geblieben, "und deshalb hat sich das lange hingezogen", erklärt Fischer. Nachdem diese Probleme gelöst sind und der Abschluss 2017 steht, sei es nun wesentlich leichter, die vom Coburger Stadtrat eingeforderten Abschlüsse der ThermeNatur fristgerecht vorzulegen.
Vor diesem Hintergrund habe sich Bürgermeister Ehrlicher im Kreistag zu der Bemerkung hinreißen lassen, das dem Coburger Stadtrat eingeräumte Sonderkündigungsrecht sei ein "zahnloser Tiger". Ehrlicher: "Ich habe da ein falsches Bild verwendet, das tut mir leid." Denn er sei sich sicher, die geforderten Zahlenwerke spätestens im Mai 2021 vorlegen zu können. "Ich verstehe natürlich, dass unsere Partner auf die Abschlüsse warten", so Tobias Ehrlicher.
Wie wichtig die Bad Rodacher Therme für den Tourismus in der Region ist, habe sich in der Corona-Zeit gezeigt, erläutert Kämmerer und Werkleiter Fischer. Auch weil wegen der Schließung des Bads Gäste ausblieben, litten insbesondere Zimmervermieter, Gastronomen und Einzelhändler unter einem Besuchereinbruch. Was das bedeutet, untermauert Bürgermeister Ehrlicher mit Zahlen. Ein Tagesgast lässt 27 Euro in der Region. Der touristische Campingplatz - beispielsweise Nutzer des Wohnmobilstellplatzes in Bad Rodach - bringt 45 Euro pro Gast und Tag, beim Privatvermieter liegt dieser Betrag bei 81 Euro, beim gewerblichen Vermieter bei 119 Euro. Diese Zahlen, die der Tourismusverein Coburg.Rennsteig erhoben habe, zeigten, wie die Region von Thermalbad Rodach profitiere. 217 000 Besucher pro Jahr in der Therme, 215 000 Übernachtungen einschließlich Medicalpark und Wohnmobilstellplatz (18 000) allein in Bad Rodach belegten, welche wirtschaftliche Bedeutung der Fremdenverkehr hat. "Ohne Therme kommen die Leute nicht, sie ist ein wichtiger Mosaikstein im touristischen Angebot von Bad Rodach, des Landkreises und der Stadt Coburg", betont der Bürgermeister.