Coburg Tausende folgen dem Licht und der Musik

Von Katja Nauer

Die zwölfte "Nacht der Kontraste" löst eine wahre Völkerwanderung aus. Im Hofgarten ist kein Durchkommen mehr. Hochkarätige Musiker schaffen Klang-Oasen an historischen Orten.

 
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Coburg - Wo soll man nur anfangen mit dem Aufzählen der vielen Orte, Vorträge, Performances, Ausstellungen und musikalischen Genüsse? Wie kann man einer Nacht wie dieser überhaupt gerecht werden? Man halte sich kurz, wie Martin Rohm, der als Beauftragter der Coburger Landesstiftung die Coburger Museumsnacht organisiert und den vielen tausend Besuchern begeisterte "Aahs" und "Oohs" auf die Lippen gezaubert hat.

Es gelte, Coburgs "schönste Nacht" noch schöner zu machen und Besuchern schlicht die Schwellenangst vor seriösen Institutionen wie dem Staatsarchiv, der Landesbibliothek oder den Kunstsammlungen zu nehmen, betonte Rohm bei der Eröffnung. Deshalb wählte er das Motto "Fremd und Vertraut" für die Nacht der Kontraste, die heuer an 21 Orten stattfand. Hauptsponsor Brose stellte bei der 12. Coburger Museumsnacht sein modernes "Gebäude 25" zur Verfügung. In der Konzerthalle beklatschte das Publikum die Seßlacher Pianistin Nina Scheidmantel, die im Oktober ihr Debüt in der New Yorker Carnegie Hall geben wird, den mehrfach ausgezeichneten Akkordeon-Solist Henrik Letzer aus den Niederlanden und die "Mozart Heroes" aus der Schweiz, die mit Violincello und Gitarre und ihrer Variation des Bond-Songs "Skyfall" für Gänsehautfeeling sorgten.

In der Hofkirche der Ehrenburg spielte die internationale Brass-Band "Carlama Orkestar", die das Publikum nicht von der Bühne lassen wollte, mit fabelhaften Saxophonklängen zum "wilden Tanz" auf. Während im Kunstverein die Sängerin Filippa Gojo bisher "so noch nicht Gehörtes" zum Vortrag brachte und die Band Favo mit ihrem Sänger Sander de Winne bei "Leise am Markt" auf ein kleines, aber feines Publikum traf. Wer es ruhiger mochte, war bei Gitarrist Nick Barton am Palmenhaus genau richtig, oder in der Nikolauskapelle, wo Harfenmusik ertönte. Wer es Deftiger liebte, schaute im Burghof der Veste vorbei. Dort rockte der "Holstuonarmusigbigbandclub" aus dem Vorarlberg mit Reggae und Volksmusikklängen zünftig ab.

Ein Augenschmaus waren die minütig wechselnden Lichtmotive, die auf die Burgmauern projiziert wurden. Im kleinen Rosengarten wandelte das Publikum zwischen fantasievollen Lichtinstallationen, die scheinbar sogar den Flöte spielenden Faun und Lepckes "Phryne" wieder zum Leben erweckten. Auch die Mauer zum Hofgarten wurde illuminiert: In allen Regenbogenfarben leuchtete das Bauwerk und bot für Jung und Alt die Kulisse für ein Erinnerungsfoto. Ab 21 Uhr war im Hofgarten kaum mehr ein Durchkommen: Die Lichtinstallationen unter anderem von NP- Fotograf Frank Wunderatsch, die Sonderschau zum Thema "Hund" im Naturkundemuseum, die Ausstellung im Westpavillon von Maler Benno Noll oder die beeindruckenden Baumskulpturen im Ostpavillon - sie alle zogen die Massen in Scharen an. Und es gab so viel zum Bestaunen: Die spektakuläre Feuer-Performance beispielsweise oder die beiden Hofdamen mit ihrem charmanten Begleiter, die in ihren illuminierten Barock-Kostümen keine Anfrage nach einem Foto abschlägig beschieden.

In der Reithalle probten die Schauspieler das Stück "Bin nebenan". Regisseurin Mascha Pitz saß dabei im Publikum und gab ihre Anweisungen. In Sankt Moritz begutachteten die Coburger andächtig, wie schön "ihre" Kirche geworden war und zündeten ein Licht an.

Man läuft in Coburg sonst nur zu den Geschäften, die versteckten Ecken beachtet man nicht.

Anke Faust aus Sonneberg

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