Coburg Tief enttäuscht vom Oberbürgermeister

Zum Artikel "Anträge zum Wochenmarkt scheitern großteils" (Neue Presse vom 24. Juli): Enttäuscht mussten wir Markthändler mit ansehen, wie schnell und emotionslos mit den Anträgen während der Sitzung umgegangen wurde.

 
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Zum Artikel "Anträge zum Wochenmarkt scheitern großteils" (Neue Presse vom 24. Juli):

Enttäuscht mussten wir Markthändler mit ansehen, wie schnell und emotionslos mit den Anträgen während der Sitzung umgegangen wurde. Während bei den anderen Fraktionen jeder von seinem freien Mandat Gebrauch machte, lehnten die "großen" Fraktionen wie SPD und CSU einstimmig alle Anträge ohne sachliche Argumente und Wortmeldungen kategorisch ab.

Tief enttäuscht sind wir vor allem vom Oberbürgermeister Sauerteig. Schon beim ersten Antrag nannte er die Summe in Höhe von 20 000 Euro, worauf die Stadt verzichten müsste - und schlug dem Stadtrat vor, den Antrag abzulehnen. Wir waren sehr verwundert, weil wir eigentlich nur ähnliche Vergünstigungen haben wollten wie die Gastronomie, die die Sondernutzungsgebühr für das Jahr 2020 nicht entrichten muss.

Dabei wollten wir noch nicht einmal den Erlass der gesamten Gebühren, sondern nur der Hälfte. Zu Beginn der Corona-Krise wurde es sogar vom Ordnungsamt in Aussicht gestellt, uns bei den Marktgebühren entgegenzukommen. Die Mehrheit der Stadträte interessierte das jedoch nicht. Für Millionen-Projekte ist Geld vorhanden. Für uns Marktkaufleute, welche die Innenstadt seit Jahrzehnten beleben, nicht.

Der dritte Antrag um die Kurzzeitparkplätze wurde auch mehrheitlich abgelehnt mit der Begründung, die Innenstadt frei von weiterem Autoverkehr zu halten. Gewisse Stadträte - und vor allem die Grünen - würden ja am liebsten den ganzen Autoverkehr aus der Innenstadt verbannen. Dazu sei gesagt, dass viele ältere Leute, Behinderte und vor allem Kunden aus dem Landkreis aufs Auto angewiesen sind. Zudem ist eine Innenstadt das Zentrum der Nahversorgung. Der Verkehr verschwindet nicht, sondern verlagert sich nur - und zwar auf die "grüne Wiese", wo mehrere Hektar verdichtet werden. Das ist sicherlich nicht umweltfreundlicher.

Ziel war es unter anderem auch, die öffentliche Sicherheit an Markttagen für die Fußgänger herzustellen, da viele Kunden rund um den Marktplatz fahren. Mit der Rosengasse, dem Marktplatz und der Ketschengasse wollten wir einen "geschlossenen Kreisverkehr".

Auch der vierte Antrag mit der Schaffung von Parkplätzen für die Fahrzeuge der Coburger Markthändler in der Nähe des Marktplatzes wurde abgelehnt. Der OB verwies auf die Parkmöglichkeit in der unteren Anlage für alle Marktkaufleute. Dabei wurde verkannt, dass man hier nicht an allen Markttagen, sondern nur samstags parken kann und das wiederum auch nur mit kleinen Fahrzeugen. Lkw und Autos mit Anhängern, welche den Großteil ausmachen, finden hier gar keinen Platz. Diese müssen in die Uferstraße, was wiederum auch nur an Samstagen möglich ist, aufgrund der zahlreich abgestellten Fahrzeuge an Werktagen, oder auf das 1,2 Kilometer entfernte Schlachthofareal. Der Anger steht auch nicht immer zur Verfügung und ist durch Busse besetzt. Hier hätte sich der OB besser oder vorab durch uns informieren lassen sollen.

Der fünfte Antrag mit der Konzepterarbeitung einer kostenlosen Parkstunde für Marktbesucher wurde ebenfalls kategorisch abgelehnt. Wahrscheinlich müsste der Wochenmarkt auch auf die "grüne Wiese", um seinen Kunden das Einkaufen zu ermöglichen. Einzig und alleine der Antrag auf kostenlose Busfahrt in die Innenstadt wurde in den Geschäftsgang verwiesen. Gespannt warten wir auf die Erkenntnisse und hoffen auf einen zeitnahen einstimmigen Beschluss. Denn gerade in diesem Jahr brauchen die Gewerbetreibenden Kunden, um sich am Leben zu halten. Leerstände hatten wir schon vor Corona genug. Jeden weiteren gilt es nun zu vermeiden.

Aus dem Ganzen müssen wir folgern, dass ein Großteil der Stadträte nicht viel für den Coburger Wochenmarkt übrig hat. Wahrscheinlich kaufen sie selbst auf der "grünen Wiese" ein, wo sie bequem hinfahren und parken können, denn nur wenige zählen zu unseren Kunden.

Vom Einwurf einer SPD-Stadträtin, dass man endlich aufhören solle, "Corona-Anträge" zu stellen, sind wir sehr verwundert, da die gesamte Gesellschaft hiervon betroffen ist und der Stadtrat sich für das Wohl der Bürger einsetzen muss, von denen er auch gewählt wurde. Wir hoffen, dass gerade die großen Fraktionen ihre Haltungen noch einmal überdenken und ihrer Verantwortung gerecht werden.

Bis dahin sind wir weiterhin am Mittwoch und Samstag für unsere Kunden da, und um die Innenstadt zu beleben. Aber auf eins könnt ihr zählen - wir werden nicht aufhören, für die Belebung der Märkte und der Innenstadt zu kämpfen.

Claudia Hartan für die Coburger

Marktkaufleute, Schausteller

und Bratwurstbrater

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